SZ-Serie: Bodenschätze, Folge 25:Gefährliche Waffe aus Türkenfeld

Frühmittelalterliche Lanze; Fund aus Türkenfeld:

Fund aus Türkenfeld: Lanzenspitze aus dem siebten nachchristlichen Jahrhundert.

(Foto: Hajo Dickmann/oh)

Lanzenspitzen waren einfacher zu schmieden als Schwerter, hatten aber große Wirkung

Von Ingrid Hügenell, Türkenfeld

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer Ausstellung präsentiert der Verein nun noch wenige Tage in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Die meisten Funde machen Archäologen im Landkreis nicht bei systematischen Grabungen. Manchmal kommt ihnen der Zufall zu Hilfe, wie 2005, als in einem Türkenfelder Garten ein Baum umstürzte. Bei der Beseitigung des Wurzelstocks kam eine gut erhaltene Lanzenspitze zum Vorschein. In Form und Machart ist sie einem Fund aus Jesenwang sehr ähnlich, sodass die Archäologen davon ausgehen, dass sie ebenfalls aus dem siebten nachchristlichen Jahrhundert stammt. Die sehr stabile Spitze mit einem rautenförmigen Querschnitt lässt darauf schließen, dass als Kampfwaffe geschmiedet wurde. Sowohl berittene Krieger als auch Fußsoldaten trugen solche Lanzen. Die geringe Breite deutet darauf hin, dass es sich nicht um eine Jagdwaffe handelte. Größe und Gewicht schließen eine Verwendung als Wurfspeer aus. Als Waffe eines Reiters hatte eine Lanze, verbunden mit der Geschwindigkeit des Pferdes, große Durchschlagskraft. Fußsoldaten nutzten Lanzen mit langen Schäften, um sich gegen andere Krieger, auch gegen solche zu Pferde, zu wehren.

Lanzenspitzen waren zwar leichter zu schmieden als Schwerter und entsprechend billiger herzustellen. Dennoch waren sie wohl repräsentative Gegenstände, ihre Träger gehörten nicht zur ärmsten Bevölkerungsschicht. Die Lanze war nicht die einzige Waffe eines Kriegers zur damaligen Zeit. Aus Grabfunden weiß man, dass die Soldaten mindestens noch ein Kurzschwert, den Sax, als Nahkampfwaffe trug, außerdem einen Rundschild aus Holz mit eisernem Schildbuckel.

Die Türkenfelder Lanzenspitze wurde alleine gefunden, es fand keine Nachgrabung statt. Womöglich ging sie verloren. Andererseits hätte man sie bei einer Suche leicht finden können, so dass dies unwahrscheinlich erscheint. In der Nähe finden sich mehrere Gräber aus unterschiedlichen Zeiten. Womöglich stammt auch die Lanzenspitze aus einem Grab, das noch immer unter der Oberfläche des Gartens verborgen ist.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Lanzenspitze ist zu sehen Türkenfeld, in der Raiffeisenbank Westkreis, Duringstraße 14. Geöffnet montags bis donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr, Montag und Dienstag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 14 bis 18.30 Uhr und Freitag von 8.30 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog. Vom 2. September an sind alle Exponate gemeinsam im Landratsamt zu sehen. Der Historische Verein bietet kostenlose einstündige Führungen für Gruppen von fünf bis 20 Personen. Anfragen per Mail an Fahrten@hvf-ffb.de

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