Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Bodenschätze, Folge 24:Der Bajuwarenkrieger aus Mammendorf

Ein prachtvolles mittelalterliches Schwert verrät einiges über die Schmiede- und Kampftechnik im ersten Jahrtausend nach Christus

Von Florian J. Haamann, Mammendorf

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer Ausstellung präsentiert der Verein nun noch wenige Tage in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Es muss ein wohlhabender Mann gewesen sein, der bei Mammendorf begraben wurde. Wann genau er gestorben ist, lässt sich nicht mehr sagen. Das prachtvolle Schwert, das in seiner Ruhestätte gefunden wurde, war eine hochwertige Waffe, die sich nicht jeder leisten konnte. 74 Zentimeter lang ist die im Damaszenerverfahren geschmiedete Klinge. "Spatha" nennt man diese zweischneidigen Schwerter. Die Krieger dieser Zeit waren aber meist nicht nur mit dem Langschwert bewaffnet, sie trugen auch ein kurzes, einschneidiges Hiebschwert, den sogenannten Sax, einen Speer oder eine Lanze als Distanzwaffe und seltener Pfeil und Bogen. Als Schutz diente ihnen ein hölzerner Rundschild mit einem eisernen Schildbuckel in der Mitte. Dieser schützte zum einen die Hand, konnte, wenn er spitz ausgearbeitet war, aber auch als Waffe eingesetzt werden.

Die Schmiedekunst in der Mitte des sechsten Jahrhunderts war bereits hoch entwickelt. Im Jahr 2016 hat ein professioneller Schwertschmied gemeinsam mit Archäologen zwei frühmittelalterliche Schwerter aus dem sechsten Jahrhundert rekonstruiert. 210 Arbeitsstunden hat er investiert, dazu 15 Kilo Schwammeisen für jedes der am Ende ein Kilo schweren Schwerter und eine halbe Tonne Holzkohle. Trotzdem, so die Meinung, erreichten seine Rekonstruktionen nicht das Niveau der historischen Funde. Wie es aus Heldensagen überliefert ist, konnten die Schwerter der besten bajuwarischen Schmiede Namen bekommen oder sie wurden von den Werkstätten mit einer Art Handelsmarke gekennzeichnet.

Bei Tests mit nachgeschmiedeten Schwertern hat sich gezeigt, dass damit nicht so gekämpft worden sein kann, wie es in Historienfilmen gezeigt wird. Würde man die Schwerter so zusammenschlagen, würden sie miteinander verschweißen - und damit wäre der Kämpf beendet. Wahrscheinlicher ist eine Kampfweise, bei der mit dem Schwert hinter dem Schild hervorgestochen und gezielt Hiebe unternommen wurden.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Spatha ist zu sehen in der Sparkasse Mammendorf, Augsburger Straße 7. Geöffnet montags bis donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr, zusätzlich Montag und Dienstag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 14 bis 19 Uhr und Freitag von 8.30 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog. Ab dem 2. September sind alle Exponate gemeinsam im Landratsamt zu sehen. Der Historische Verein bietet kostenlose einstündige Führungen für Gruppen von fünf bis 20 Personen. Anfragen per Mail an Fahrten@hvf-ffb.de

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Quelle:
SZ vom 26.08.2019
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