SZ-Serie: Bodenschätze (14):Mit Schwert und Lanze bestattet

SZ-Serie: Bodenschätze (14): Etwa 70 Zentimeter lang ist das Eisenschwert, das in einem Grab in Gernlinden gefunden wurde.

Etwa 70 Zentimeter lang ist das Eisenschwert, das in einem Grab in Gernlinden gefunden wurde.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Grab im Osten von Gernlinden führt zu den Kelten in die Eisenzeit zurück

Von Florian J. Haamann, Gernlinden

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke einzeln vorgestellt.

Mitten in einer Zeit turbulenter gesellschaftlicher Veränderungen hat der Mann gelebt, dessen Grab Archäologen im Osten von Gernlinden entdeckt haben. Das bei ihm gefundene 70 Zentimeter lange Eisenschwert kann in die Zeit zwischen 280 und 250 vor Christus datiert werden, die sogenannte Latènezeit. In diese Zeit passt auch eine Lanzenspitze, die gemeinsam mit dem Schwert gefunden worden ist. Diese Zeit wird definiert durch eine in großen Teilen Europas sehr ähnliche Materialkultur und Siedlungsweise.

Mit dem Zusammenbruch der frühkeltischen Fürstensitze und dem Beginn der keltischen Wanderungen in dieser Zeit bildet sich auch eine neue Oberschicht heraus, vermuten Historiker. Diese hat sich durch ihr hohes kriegerisches Können ausgezeichnet. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen beginnt auch die Zeit der Expansion der keltischen Kultur. Belegt sind Feldzüge nach Italien, Griechenland und Anatolien. Schon von römischen und griechischen Autoren sind die Kelten aus dem Norden als unverwüstliche Krieger bekannt. Aber nicht als Eroberer haben sie sich einen Namen gemacht, sondern auch als Söldner in den Heeren der Römer, Griechen, Ägypter und Karthager. Keltische Funde reichen bis Polen und Anatolien. Aus Fundzusammenhängen gehen die Forscher davon aus, dass die Objekte nicht durch Handel, sondern einen Zuzug keltischer Menschen dorthin gekommen sind.

Mit dem Beginn der keltischen Wanderungen geht auch eine Standardisierung der Schwerter einher. Die Klingen haben eine Länge von 60 bis 70 Zentimetern mit einer kürzeren Spitze; sie dienen nicht mehr als Stich-, sondern eher als Hiebwaffen. Nicht nur die Größe, auch die Verzierung der Schwertscheiden wird in dieser Phase einheitlicher. Vor allem die Drachenschwerter, bei denen zwei greifenähnliche Wesen am Mund der Scheide abgebildet sind, treten in gleicher Form in ganz Europa auch, daneben gibt es einen schweizer und einen ungarischen Stil, die immer wieder zu finden sind.

In der mittleren Latènezeit ändert sich auch die Art der Bestattung: An die Stelle der umfangreich ausgestatteten Hügelgräber, die man in der Frühphase aus der vorausgehenden Hallstattzeit übernommen hat, treten nun Flachgräberfelder, in denen die Männer mit üppiger Waffenausstattung und die Frauen schließlich mit wertvollem Metallschmuck beigesetzt werden.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Das Keltenschwert ist zu sehen in der VR Bank Gernlinden, Brucker Straße 1. Zu sehen montags bis donnerstags von 8 bis 12.30 Uhr. Zusätzlich montags von 14 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog.

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