SZ-Serie: Arbeiten in Corona-Zeiten, Folge 52:Es geht ein Flug nach Gran Canaria

Nach den Corona-Lockerungen verzeichnen die Reisebüros im Landkreis wieder Buchungen. Doch der Umsatz bleibt weit unter dem des Vorjahres. Im Ausland macht noch kaum jemand Urlaub

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Die Reisebüros im Landkreis haben sehr stark unter den Auswirkungen des Coronavirus gelitten, und sie leiden immer noch. In den Monaten des Lockdown mit Grenzsperrungen wurden sie mit Stornierungen überhäuft. Reisebüros mussten ihre Provisionen, die sie für Buchungen von den Veranstaltern erhalten haben, zurückzahlen, so dass sie etwa ein halbes Jahr kaum Einnahmen hatten und staatliche Soforthilfen in Anspruch nehmen mussten. Jetzt hat sich das Geschäft etwas erholt, wie eine Umfrage im Landkreis ergibt, aber an die Umsätze des vergangenen Jahres reichen sie bei weitem nicht heran. Die Landkreisbürger reisen innerhalb Deutschlands oder fahren nach Österreich. Flugreisen verkaufen sich eher selten. Häufig müssen die Reisebüros ihre Kunden bei Laune halten und besänftigen, weil beispielsweise die Lufthansa stornierte und ausgefallene Flüge nicht erstattet.

Ja, Buchungen haben wir wieder", sagt Lisa Kriner vom Unholzer-Reisebüro an der Olchinger Hauptstraße. Doch die wären überschaubar. Auf nur 20 Prozent im Vorjahresvergleich schätzt sie den Umsatz gegenwärtig. Wenn gebucht wird, sind es zumeist Reisen innerhalb Deutschlands oder nach Österreich, die die Kunden häufig mit dem eigenen Auto abwickeln würden. "Flugreisen gehen fast gar nicht", erklärt Kriner. Da würden natürlich Mallorca-Parties, die durch die Medien gehen würden, zusätzlich abschrecken. Vereinzelte Anfragen für Flugreisen im Winter - zum Beispiel in die Dominikanische Republik - sind auf ihre Reisebüro-Werbung gekommen, aber Buchungen sind daraus noch nicht geworden. "Ich kann auch niemand etwas raten, weil ich nicht weiß, was kommt", bedauert Kriner. Sie ist nach wie vor mit ihrer Kollegin in Kurzarbeit. Auch die Busfahrer der Unholzer-Reisen sind das. Seit drei Wochen fahren die Busse wieder. Aber es gingen nur Tages- und Kaffeefahrten ganz gut. "Mehrtagesfahrten werden noch nicht wieder gebucht", erläutert Kriner. Auch alle Busfahrer sind deshalb noch in Kurzarbeit.

Auch ihre Kollegin in einem Germeringer Reisebüro berichtet von einer anhaltend "äußerst schwierigen Lage". Die Buchungen wären noch nicht so, dass man davon leben könne. "Flüge gehen kaum und jedes zweite Hotel hat noch nicht offen", berichtet die Reisebüro-Inhaberin. Deshalb ist sie immer noch mit Stornierungen und Umbuchungen beschäftigt. Das trifft sogar noch auf Frühbucher aus dem Oktober 2019 zu, deren Hotel auch noch ein halbes oder dreiviertel Jahr später geschlossen hat. Ärgerlich für alle Reisebüros ist die Tatsache, dass zum Beispiel die Lufthansa immer noch nicht die Tickets der stornierten Reisen seit März erstattet hat.

"Andere sind auch nicht besser", bestätigt Dennis Höller vom DuK-Reisebüro in Fürstenfeldbruck und zählt KLM oder Air France auf. Nur ein Ticket des Billigfliegers Easy-Jet hat er für einen Kunden bis heute erstattet bekommen. "Flüge gehen sehr, sehr spärlich", sagt auch Höller. Vor einer Woche hatte er wieder eine erste Flugbuchung eines Paares nach Mallorca. An diesem Montag fliegt jemand nach Gran Canaria und Anfang August hat Höller eine Flugbuchung nach Island.

Höller schätzt seinen Umsatzverlust gegenüber dem Vorjahr auf mindestens 50 Prozent. Dadurch, dass er am Brucker S-Bahnhof auch eine DB-Agentur betreibt, profitiert er momentan von vermehrten Bahnreisen in Deutschland. "Nord- und Ostsee gehen gut", bestätigt er. Flugreisen in die Türkei, sonst für viele Reisebüros ein gutes Geschäft, gehen nach der Reisewarnung kaum noch. "Die Türkei ist komplett weg", so Höller mit Blick auf das Buchungsportal. Bei anderen Flugbuchungen hat er negative Überraschungen erlebt. So sind gebuchte Flüge nach Warschau, Lyon und Portugal kurzfristig abgesagt worden, was für seine Kunden natürlich sehr ärgerlich gewesen ist. Auch Höllers zwei Vollzeit-Mitarbeiter sind nach wie vor noch mit 35 bis 50 Prozent in Kurzarbeit.

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