SZ im Dialog: Was Olching bewegt (2):Anwohner klagen über Schleichverkehr

Viele Bewohner des Schwaigfelds nutzen Nebenstraßen in Wohngebieten, um zum großen Wertstoffhof zu gelangen. Weil sich viele dabei nicht an das Tempolimit halten, werden nun zunächst Geschwindigkeitsanzeigen aufgestellt

Von Julia Bergmann, Olching

Der Verkehr in ihren Straßen nimmt einfach überhand. Das finden sowohl Isabella Jäger, Angelika Goss und Karin Häussler, die in der Feldstraße leben, als auch das Ehepaar Carin und Rudi Sieber, deren Haus in der Blumenstraße steht. Sie alle nutzten die Aktion "Was Olching bewegt", um der Redaktion der Fürstenfeldbrucker SZ von ihrem Problem zu erzählen. In einem sind sie sich alle einig: Erst nachdem das neue Wohngebiet rund um das Schwaigfeld fertig gestellt und Olching um Tausende Bewohner reicher war, fing das Problem in ihren Wohnvierteln an. Und das liege zu einem großen Teil daran, dass viele der neuen Olchinger einmal quer durch die Stadt fahren müssen, um zum großen Wertstoffhof an der Johann-G.-Gutenberg-Straße zu gelangen. Da sind sich die betroffenen Anwohner sicher.

Gerade am Freitagnachmittag und Samstagvormittag gehe es in den Olchinger Wohngebieten rund. In der Sonnenstraße zählten die Siebers zu Spitzenzeiten schon einmal 33 passierende Autos in fünf Minuten. Auch Jäger, Goss und Häussler erzählen vom reinsten Verkehrschaos vor ihren Häusern. Da sich in der Feurs- und Hauptstraße regelmäßig der Verkehr staue, würden eine ganze Menge Olchinger auf Straßen ausweichen, die durch ihre Wohngebiete führen. Dass viele der Autos in Richtung Wertstoffhof unterwegs sind, erkennen die Anwohner daran, dass die Fahrer mit Anhängern voller Müll und Grünabfällen durch die Straßen brettern. Jäger, Goss und Häussler sind alarmiert, denn viele der Autofahrer hielten sich nicht an das geltende Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde. Und das, obwohl auf der Straße auch häufig Kinder unterwegs seien.

Blumenstraße Olching

Anwohner der Blumenstraße fühlen sich vom zunehmenden Schleichverkehr zum Wertstoffhof belästigt. Nicht immer halten sich die Autofahrer an das geltende Tempolimit.

(Foto: Günther Reger)

Das Gefahrenpotenzial ist laut Karin Häussler groß. Für sie besonders schlimm: Ihr Hund wurde bereits von einem unachtsamen Raser überfahren. Ihre Forderung: Die Stadt muss mehr tun, um den Verkehr zu verringern. Die Frauen sind sich sicher, dass ein weiterer Wertstoffhof, wie er im Schwaigfeld geplant ist, bereits eine große Erleichterung bringen würden. Und damit sind sie der gleichen Meinung wie Hannelore Littek, die ebenfalls zum Lesercafé gekommen war, um schnellstmöglich die Einrichtung eines zweiten Wertstoffhofs zu fordern. Sie sei zwar nicht als Anwohnerin vom Verkehrschaos betroffen, findet aber, es müsse etwas passieren. "Der alte Wertstoffhof ist für 20 000 Menschen ausgelegt. Mittlerweile hat Olching aber 28 000 Einwohner", sagt sie. Auf dem Wertstoffhof gebe es deswegen lange Wartezeiten und Chaos.

Mit den Problemen der Anwohner konfrontiert, zeigt sich Bürgermeister Andreas Magg (SPD) verständnisvoll. Auch er spricht sich ausdrücklich für den geplanten mittleren Wertstoffhof aus. Er verweist aber gleichzeitig auf die Kritik, die während der frühzeitigen Beteiligung im Rathaus eingegangen ist. Ablehnend würden sich vor allem 15 bis 20 Anwohner zeigen, die in der Nähe des auf dem Grundstück zwischen Tuchola- und Ludwigstraße geplanten mittleren Wertstoffhofs wohnen. Sie fürchten nicht nur mehr Lärm und Verkehr vor der eigenen Haustür, sondern auch einen Wertverfall ihrer Grundstücke. Zuletzt war diese Kritik auf einer Bürgerversammlung Mitte Oktober im Olchinger Stadtteil Graßlfing laut geworden. Mit den Sorgen der Anwohner und den Positionen der Befürworter wird sich demnächst der Stadtentwicklungsausschuss auseinandersetzen müssen, erklärt Magg. Das Gremium wird dann auch darüber entscheiden, ob die Planungen für das Vorhaben weitergeführt werden. Erst wenn diese Entscheidung positiv ausfalle, werde die Stadt ein Immissionsschutzgutachten in Auftrag geben können, das Aufschluss über die tatsächliche Lärm- und Verkehrsbelastung geben wird. Einen alternativen Standort, gebe es für den Wertstoffhof aber nicht. Wie Magg bereits während der Bürgerversammlung betonte: "Entweder dort, oder die nächsten 50 Jahre gibt es keinen."

Olching: SZ trifft LESER / Cafe Ganser

Carin und Rudi Sieber nutzten die Leseraktion der Fürstenfeldbrucker SZ "Was Olching bewegt". Die beiden beschäftigt vor allem der zunehmende Verkehr in den Wohngebieten.

(Foto: Johannes Simon)

Was nun die Situation der leidgeprüften Anwohner in Blumen- und Feldstraße angeht, gibt es vorerst zumindest einen kleinen Trost. Das Ehepaar Sieber, sowie die drei Anwohnerinnen der Feldstraße fordern, die Stadt solle sich darum kümmern, dass die Tempolimits in ihren Straßen besser eingehalten werden. Sie wünschen sich unter anderem mehr Kontrollen. Carin und Rudi Siebert erzählen, dass es zwar für kurze Zeit eine Geschwindigkeitsanzeige in der Blumenstraße gegeben habe, diese sei allerdings nach kurzer Zeit wieder verschwunden.

Eine solche Geschwindigkeitsanzeige, verspricht Magg, soll in Zukunft wieder in den betroffen Straßen aufgestellt werden. Erst kürzlich habe die Stadt vier dieser Anlagen neu angeschafft. Fest installieren würde man diese allerdings wegen des Gewöhnungseffekts nicht. Stünden die Geräte zu lange an ein und der selben Stelle würden die Autofahrer sie schlichtweg ignorieren.

"Natürlich hat sich durch den Zuzug im Schwaigfeld etwas verändert. Es wird auch in Zukunft den ein oder anderen mehr geben, der die Wege nutzt", sagt Magg. Aber andere Möglichkeiten, wie etwa den Bau einer Umgehungsstraße von Nord nach Süd gebe es in und um Olching schlichtweg nicht. Die Stadt ist baulich entweder durch die Bahnlinie, durch Gewässer oder durch bereits bestehende Wohn- und Gewerbegebiete beschränkt. Auch deswegen wird wohl eine der größten Hoffnungen für die betroffenen Anwohner in den Gebieten rund um Feld- und Blumenstraße der Bau eines weiteren Wertstoffhofs im Schwaigfeld sein. "Als Stadt müssen wir jetzt überlegen, welche Maßnahmen wir im Interesse der Allgemeinheit und im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten ergreifen können", sagt Magg.

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