SZ im Dialog:Kulinarik und Kommunikation

Von der Türsteherin bis zur Cafébar-Betreiberin: Beate Schmelzer hat in der Gastronomie vieles erlebt. Sie liebt vor allem das Gespräch mit den Gästen. Nun ist sie Gastgeberin der SZ-Aktion "Was Gröbenzell bewegt"

Von Christian Hufnagel, Gröbenzell

"Es muss deins sein. Wie alles im Leben." Wer in der Gastronomie zu Hause ist, sammelt unwillkürlich solche Weisheiten. Eine Stechuhr, die einen Acht-Stunden-Tag abstempelt, hat Beate Schmelzer nie gekannt. Und auch nie gewollt. "Du darfst nicht auf die Uhr schauen und dir den Stundenlohn ausrechnen", nennt die 48-Jährige eine Grundeinstellung, um dieses Arbeitsfeld erfolgreich zu bewältigen. Die zweite Voraussetzung ist nicht weniger bedeutsam: Den Umgang mit Menschen müsse man mögen, sagt sie: "Ich finde ihn schön." Wer derart offen für Kommunikation ist, eignet sich dann auch gut als Gastgeberin für die SZ-Aktion "Was Gröbenzell bewegt": Am kommenden Dienstag, 9. Dezember, lädt die Fürstenfeldbrucker Redaktion die Leser in "Schmelzer's Tagesbar-Café", Kirchenstraße 23, ein. Von 11 bis 16 Uhr nehmen Redaktionsmitglieder gerne auf, was die Gröbenzeller der Lokalzeitung als Anregungen und Themen mitteilen wollen. Die Ergebnisse der Recherchen werden dann in den nächsten Wochen in der Fürstenfeldbrucker SZ nachzulesen sein.

So vielfältig die Inhalte sein werden, so bunt ist sicherlich der Veranstaltungsort. Und das im wirklichen Sinne, spiegelt sich im Inneren doch diese Mischung aus Bar und Café wider. Die Wände mit asymmetrischen Formen verkleidet und indirektem Licht beleuchtet, die Stühle in knallbuntem durchsichtigen Plastik, die Tische massive Eiche, die Bänke in beigefarbenem Autoleder. Das Interieur besticht durch eine Modernität, die in einem Münchner S-Bahn-Vorort vermutlich selten anzutreffen ist und die viel vom beruflichen großstädtisch geprägten Werdegang der Inhaberin verrät.

Beate Schmelzer ist nämlich in Münchens nächtlicher Szenewelt Ende der Achtzigerjahre beruflich groß geworden. Als Barfrau im Parkcafé und P1, danach als Türsteherin im Vertiko. Gerade der letztgenannte Job hätte sie "total gereift", was nicht verwunderlich erscheint, wenn man am Eingang ungebetenen Gästen den Eintritt verwehren muss. Zwei Bodyguards hätten ihr freilich dabei geholfen. Es folgte die Geschäftsführung vom Café Freiheit und eine erste eigene Bar am Ostbahnhof. Mit der Geburt ihrer heute 23-jährigen Tochter, später folgte noch ein Sohn, zog es Beate Schmelzer nach Gröbenzell. Dort war erst einmal Schluss mit der Gastronomie. Aber der Geschenkartikelladen, den sie mit ihrem Mann Ulrich betrieb, wurde ihr "einfach zu langweilig". Vor allem, weil es in Orten wie Gröbenzell eben eines nicht gibt: Laufkundschaft.

Beate Schmelzer

Erwarten am Dienstag die SZ-Leser in ihrer Cafébar als Gäste: Beate Schmelzer und Tochter Emmylou bereiten der SZ-Aktion das passende Ambiente.

(Foto: Günther Reger)

Ein Charakteristikum der lokalen Wirtschaft, das auch ihr gastronomisches Projekt an gleicher Stelle veränderte. Vor dreieinhalb Jahren startete die zweifache Mutter mit einer Lokalität, die abends noch auf hatte und somit die Bezeichnung Bar einlösen wollte. "Doch in Gröbenzell steht keiner am Tresen", war eine Erkenntnis. Und die zweite: Wenn bis 22, 23 Uhr mal etwas losgewesen sei, dann war es "sehr frauenlastig". Aus diesen Erfahrungen heraus konzentrierte sich die Betreiberin auf den Tag, auf Frühstück am Morgen und warme Mahlzeiten am Mittag. Bis zu 60 Essen bereitet Beate Schmelzer zu. Sie verfolgt dabei die Gourmetlinie "gutbürgerliche Hausmannskost, bisschen italienisch angehaucht". Und wer auf die Ästhetik des Ambientes wert legt, dem liegt auch die Qualität der Gerichte am Herzen: "Die Menschen geben wahnsinnig viel Geld für Auto und Eigenheim aus. Das Essen geht dabei unter. Das finde ich schlimm."

Auch das ist so eine Lebensweisheit, die ihr die Gastronomie beschert hat. Und wenn Treue zum Lokal durch den Magen geht, dann fährt die 48-Jährige sicherlich gut damit, das Kulinarische mit einem gewissen Niveau zu würzen. Denn auch für diese Wirkung hat die ehemalige Barfrau und Türsteherin eine sprichwörtliche Erfahrung parat: "Was man sät, das erntet man auch."

"Was Gröbenzell bewegt", Dienstag, 9. Dezember, 11 bis 16 Uhr, Schmelzer's Tagesbar-Café, Kirchenstraße 23: Neben den Lesern erwartet die Redaktion als Gesprächspartner: Thomas Breitenfellner als Leiter der Kultureinrichtung Stockwerk (11.15 Uhr); Bürgermeister Martin Schäfer (12 Uhr); Karlheinz Pangerl, Leiter der Polizeiinspektion (13 Uhr); Winfried Bauer, Vorsitzender des Oekumenischen Sozialdienstes (14 Uhr) und der katholische Pfarrer Gregor König (15 Uhr).

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