SZ-Aktion Was Germering bewegt:60 Pflegeheimbewohner müssen umziehen

Caritas schließt Altbau des Don-Bosco-Hauses. Der Träger der Einrichtung hält eine Sanierung des maroden Gebäudes für unrentabel.

Von Peter Bierl

Don-Bosco-Altenheim

Abgerissen wird der Altbau des Don-Bosco-Hauses in Germering. Für die Bewohner der Caritas-Einrichtung bedeutet das einen Umzug.

(Foto: Günther Reger)

Die Caritas schließt den Altbau des Pflegeheims Don Bosco in Germering. Die Zahl der Betten reduziert sich damit um mehr als zwei Drittel von 140 auf 45. Eine Sanierung sei zu teuer, erklärte der Caritas-Verband der Erzdiözese München und Freising am Donnerstag. Die SZ hatte am Montag aufgrund des Hinweises einer Leserin im Rahmen der Aktion "SZ im Dialog" bei der Caritas angefragt und gestern dann eine Antwort erhalten. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) rügte die Entscheidung, weil wirtschaftliche Aspekte nicht ausschlaggebend sein dürften. "Die Caritas hat einen anderen Auftrag."

Derzeit leben nur 117 Senioren in der Anlage an der Parkstraße, weil die Caritas wegen der geplanten Teilschließung seit einem halben Jahr niemanden mehr aufnimmt. Etwa 60 Menschen bietet die Caritas an, in ihre Häuser in Gräfelfing, Krailling oder Gröbenzell umzuziehen. "Es ist aber nicht eilig, dass kann sukzessive geschehen", versicherte Caritas-Pressesprecherin Adelheid Utters-Adam. In der Presseerklärung des Verbandes ist die Rede davon, dass die Zahl der Plätze im kommenden Jahr reduziert werden soll. Wer partout nicht umziehen wolle, könnte einen der restlichen Plätze bekommen, sagte Utters-Adam. Am Donnerstagabend wurden die Angehörigen in einer Versammlung über die Entwicklung informiert.

Eine Sanierung des Altbaus aus dem Jahre 1972 wäre nach Angaben der Caritas nicht wirtschaftlich. "Für den Betrag kann man neu bauen", sagte Utters-Adam. Dies habe eine Prüfung durch Architekten und Haustechniker ergeben. Allein für den Brandschutz im Altbau wären rund drei Millionen Euro fällig gewesen. Moderne Standards in der Pflege hätte man damit längst nicht erreicht. "Die Zimmer sind zu klein, um Naßzellen einzubauen und es fehlte der Platz für große Aufenthaltsräume mit Küchenzeile für Wohngruppen."

Dagegen berichtete der Oberbürgermeister, dass die Caritas vor zwei Jahren eine komplette Sanierung und Neugestaltung des Komplexes vorhatte. Sämtliche Caritas-Dienste in Germering sowie eine neue Kinderbetreuung sollten dort untergebracht werden. "Die Planung war sehr weit gediehen", sagte Haas. Vor einigen Wochen habe ihn die Caritas unter dem Siegel der Vertraulichkeit über den Abbau der Pflegeplätze informiert. "Ich bedauere diesen Schritt außerordentlich. Das reißt eine ziemliche Lücke in unsere Versorgung. Das Don-Bosco-Heim ist ein Eckpfeiler, es ist gut eingeführt und wird von allen gelobt", sagte Haas. Ähnlich äußerte sich die betroffene SZ-Leserin, deren Mutter seit einem Jahr in dem Heim lebt. "Wir sind sehr zufrieden mit der Betreuung und liebevollen Fürsorge, das Engagement ist groß", sagte sie. Das Pflegeheim liege zentral, nahe am Markt und dem Kleinen Stachus und nicht am Rande der Stadt. Umso unverständlicher sei die Reduzierung. Sie fürchtet um die Qualität in einer wesentlich kleineren Einheit. So bekommen die Senioren bisher immer frisches Essen, das in der Küche im Altbau zubereitet wird. "Das warme Essen wird künftig von einem anderen Haus geliefert, das ist heutzutage üblich", sagte die Caritas-Sprecherin.

Sie widersprach auch der Sorge, die Caritas könne sich komplett aus Germering zurückziehen. Der Altbau soll abgerissen werden, ein Neubau sei "im Moment" nicht vorgesehen, weil die Caritas mit anderen Projekten in Mühldorf, Traunstein und Gauting derzeit ausgelastet sei. Der neuere Gebäudeteil von Don Bosco, Baujahr 1986, werde dagegen für rund eine Million Euro saniert, der Bauantrag jetzt eingereicht. Während der Sanierung könnten die Bewohner bleiben, betonte Utters-Adam.

Der Oberbürgermeister kritisierte die Entscheidung der Caritas und erinnerte daran, dass die Stadt den Bau von Don Bosco seinerzeit finanziell unterstützt hat: "Wir nehmen das mit Bestürzung und Unverständnis zur Kenntnis." Anfang Oktober hat sich Haas in einem Brief an Erzbischof Reinhard Marx gewandt und darum gebeten, die Teilschließung zu überdenken. Die Kommune könnte zusammen mit der Caritas ein Konzept entwickeln, schlägt der Oberbürgermeister vor: "Ich habe noch keine Reaktion bekommen."

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