Vier Gruppen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck:Heimspiele im Tutu

Vier Gruppen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck: Grazile Anmut: das Ballett Sinzinger.

Grazile Anmut: das Ballett Sinzinger.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Abschlussabend von "Dance First" stellen das Ballettstudio Sinzinger, das Tanzstudio Ammersee, die Projektgruppe Gaetano Posterino und das Studio Mosaico ihr Können unter Beweis.

Von Michelle Rigohrt, Fürstenfeldbruck

Ein Handy klingelt, ein Baby weint, und Eltern laufen mit ihren Kindern aus dem dunkeln Saal - nicht nur in den kurzen Pausen während des Beifalls: Beim Abschlussabend des Fürstenfeldbrucker Tanzfestivals "Dance First" unter dem Titel "Made in FFB/Werkschau" kann man anhand des Publikums schon erahnen, wer das Programm gestalten darf: die Tanzstudios aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. So ist sichergestellt, dass Großeltern, Eltern sowie Geschwister der Tänzerinnen und Tänzer den Saal bis auf den letzten Platz füllen und dem Auftritt diese familiäre Atmosphäre verleihen, die ein wenig an einen Volksfestabend erinnert.

Den Auftakt macht aber der Gast des Abends: Die Ballettakademie der Hochschule für Musik und Theater in München. Zwei Studierende der Akademie betreten die dunkle Bühne, die auch für den Rest des Abends, bis auf die Tänzerinnen und Tänzer, leer bleibt und lediglich von Lichteffekten begleitet wird. Choreograf ist David Russo, der Ballett und Contemporary an der Ballettakademie in München lehrt. So bestehen auch die Schritte der Tänzer aus Elementen der beiden Tanzkünste, die harmonisch miteinander verschmelzen. In schwarzen und grauen Leggins, Shirts und Socken führen die beiden jede Figur präzise aus: Ausgestreckte Beine bis zur Zehenspitze, kraftvolle Armbewegungen und ein intimes Zusammenspiel des Duos darf die Zuschauerschaft zu den Klängen von Niklas Paschburgs "Tuur mang Welten" erleben. Auch nach der Pause in der Mitte des knapp zweistündigen Programms erscheinen die Studierenden der Akademie nochmals auf der Bühne. Diesmal in großer Gruppe und in Kleidung, so simpel gehalten wie zuvor. Die Tänzer bilden eine geballte Formation, die sich durch individuelle Bewegungen zwar immer wieder auseinanderzieht, aber nie das Gefühl der Einheit verliert.

Vier Gruppen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck: Tänzerinnen des Tanzstudios Ammersee.

Tänzerinnen des Tanzstudios Ammersee.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das eigentliche Programm sind aber die regionalen Tanzschulen, das Ballettstudio Sinzinger, das Tanzstudio Ammersee, die Projektgruppe Gaetano Posterino und Mosaico ganzheitliche Schule für künstlerischen Tanz. Die Ballerina der Tanzschule Sinzinger ist die erste, die die Bühne betritt. Ihr blau-glitzerndes Tutu entlockt einem kleinen Mädchen im Publikum ein staunendes "Wow". Zu Tchaikovsky tanzt die junge Schülerin eine Variation des blauen Vogels aus dem Ballettstück Dornröschen. Über den ganzen Abend verteilt, begegnen dem Publikum mehr oder weniger bekannte Ballette, wie etwa das russische Ballett La Bayadère, Tchaikowskys Pas de Deux oder das spanisch angehauchte Ballett Don Quixote. Und auch wenn bei der Pirouette das Bein nicht ganz gestreckt und das Arabesque ein wenig wackelig ist, könnte das Publikum nach jedem Auftritt kaum lauter klatschen. Das Contemporary wird von moderner, teilweise elektronischer Musik begleitet, die die zeitgenössischen Bewegungen unterstreicht. Gekleidet sind die jungen Tänzerinnen und Tänzer der Tanzschulen in schwarzen Tutus à la Black Swan, in weißen, transparenten Röcken und Bodys, die an griechische Skulpturen erinnern oder in silbern glitzernden Westen, die für die Discokugel-Beleuchtung sorgen.

Vier Gruppen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck: Zwei Mitglieder der Ganzheitlichen Schule für künstlerischen Tanz.

Zwei Mitglieder der Ganzheitlichen Schule für künstlerischen Tanz.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach dem sanften Ballett und dem ausdrucksstarken Contemporary wird zum richtigen Zeitpunkt die Stimmung im Raum aufgelockert. Breakdance-Trainer und Choreograf Louis Schechtl kommt zu den Tönen des Gute-Laune-Songs "Uptown Funk" von Mark Ronson und Bruno Mars auf die Bühne. Begleitet von seiner energiegeladenen Truppe aus jungen Schülern. Die kleinen Breakdancer stellen sich in Position, immer ihren Trainer im Blick, um kurz überprüfen zu können, ob sie auch alles richtig machen. Ein Kick-Ball-Change hier, eine Freeze dort. Die Gruppe zeigt ihre coolen Moves, bis dann Louis Schechtl einen Moment für sich auf der Bühne hat und sein Können unter Beweis stellt. Auf seinem Rücken dreht er sich am Boden, reißt die Beine in die Luft und stemmt sein Körpergewicht auf nur einem Arm. Seine Schüler stehen begeistert um ihn herum, klatschen im Takt der Musik und begeben sich dann ebenfalls nach und nach zu ihrem Solo in die Mitte ins Scheinwerferlicht. Der Spaß steht den jungen Talenten ins Gesicht geschrieben.

Vier Gruppen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck: Eine Tänzerin des Balletts Sinzinger.

Eine Tänzerin des Balletts Sinzinger.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zum Schluss präsentiert noch die Showtanzgruppe "No Limits" der Heimatgilde "Die Brucker" ihre Show "Memories - Wenn Liebe sich wiederfinde(r)t". Sie erzählen im Tanz die Geschichte von Karsten und Franzi, die jung zusammenkommen, sich trennen, um sich selbst zu finden, und am Ende vom Schicksal - und der fiktiven Dating-App Finder - wieder zueinanderfinden.

Nach dem Abend treffen sich sichtlich stolze Eltern mit ihren Nachwuchskünstlern vor dem Stadtsaal und gratulieren zur Aufführung. Inspiriert vom Spektakel, üben die einen oder anderen Mädchen im Gewusel Pirouetten.

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