Streit um Eichenauer Pfarrer:Die Kirche war schon weiter

Kein Mensch ist perfekt, warum sollten es dann Pfarrer sein? Anmerkungen zum Fall Bickl

Gerhard Eisenkolb

Als vor einigen Jahren schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Kirchenmänner auch den Landkreis erschütterten und die Glaubwürdigkeit der Kirche in Frage gestellt war, reagierten Dekan Albert Bauernfeind und das Ordinariat im engen Schulterschluss vorbildlich. Die Kirchenoberen taten das einzig Richtige: Sie suchten den Dialog mit der Bevölkerung und stellten sich bei einem in dieser Form einmaligen Diskussionsabend in Eichenau allen kritischen Fragen. Die Vertreter des Ordinariates nahmen ungewohnt offen und selbstkritisch zu überholten innerkirchlichen Strukturen, Fehlern und Versäumnissen Stellung.

Leider hat sich dieses Verhalten im Konflikt des Eichenauer Pfarrers mit einem Teil seiner Pfarrgemeinde nicht wiederholt. Sonst wären die Betroffenen einschließlich dem Dekan Albert Bauernfeind nicht mit derart massiven Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen. Der Streit hat sich im Laufe von zwei Jahren hochgeschaukelt, weil der Dialog nicht funktionierte. Insofern greift Bauernfeind mit seiner Kritik am Regionalbischof zum letzten Mittel, weil alle anderen Versuche zur Konfliktlösung gescheitert sind. Er provoziert mit der Forderung, Bickl solle doch gehen, um die Verantwortlichen im Ordinariat endlich zum Handeln zu zwingen. Vielleicht auch deshalb, weil sie bisher, wie die Kritiker anführen, zu halbherzig vorgingen.

Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn ein Pfarrer, der wie andere Menschen auch nicht perfekt ist und Fehler macht, einmal kritisiert wird. Es ist dieses überholte Bild der Kirche, das viele abschreckt. Viele Gläubige ertragen den Zwiespalt nicht, im Alltagsleben und am Arbeitsplatz kritisch und selbstbewusst aufzutreten und in ihrer Kirche kuschen zu müssen. Man darf gespannt sein, ob und wie es den Verantwortlichen gelingt, den Konflikt zu lösen.

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