Streit in Mammendorf:Wasserkraftwerk soll weichen

Eine Unternehmerorganisation will das alte Kraftwerk zum Schauobjekt und Museum ausbauen. Die Gemeindevertreter aber plädieren für den Abriss des Industriedenkmals in Nannhofen.

Manfred Amann

Der Europaverbund mittelständischer Unternehmen und Verbände (EMU) möchte die unter Denkmalschutz stehende Wasserkraftanlage in Nannhofen wieder in Betrieb nehmen und zu einem Schauobjekt und Museum ausbauen. Die Mehrheit im Mammendorfer Gemeinderat hält das Ansinnen indes für utopisch und hat daher in der jüngsten Ratssitzung für den Abrissvorschlag von Peter Muck (CSU) gestimmt.

Statt das vom Verfall bedrohte Gebäude zu verpachten und die Kosten für einen Wasser- und einen Kanalanschluss zu übernehmen, sollte Mammendorf versuchen, es zu beseitigen, befand Muck. Bürgermeister Johann Thurner (Bürgergemeinschaft) soll nun eine Planfeststellung in Auftrag geben, um im Zuge des Verfahrens die Meinung von Ämtern und Behörden zu erfahren.

Nach Thurners Worten gibt es seit geraumer Zeit einen Widerstreit zwischen dem Wasserwirtschaftsamt Freising, das für einen ungehinderten Wasserlauf eintritt, zumindest aber eine Fischtreppe eingebaut haben will, und den Denkmalschützern. Deren Landesamt will die Wasserkraftanlage als Industriedenkmal saniert und erhalten sehen. Das Wasserkraftwerk, ein eingeschossiger Flachdachbau mit turmartigem Aufsatz, war 1897 durch die Lotzbecksche Guts- und Rentenverwaltung erworben und bis 1974 betrieben worden. Wann das Gebäude errichtet wurde und in Betrieb ging, ist offenbar unklar.

Da seit Betriebsende nichts mehr investiert worden ist, ist aus dem Anlagengebäude samt Umgebung ein "Schandfleck" geworden, wie der Europaverbund selbst feststellt. Die Organisation, die sich die "Bewusstseinsbildung zu den Themen Erneuerbare Energien, Umwelt und Denkmalschutz" auf die Fahnen geschrieben und ihren Sitz in Mammendorf hat, stellt sich nun vor, das Wasserwerk zu pachten, zu sanieren und dort mit neuer Technologie (Vertikalturbine) wieder Strom zu erzeugen.

Zusätzlich sollen alle relevanten Technologien zur Stromgewinnung aus Wasser, Sonne und Windkraft (Kleinwindräder und ein Windturm) präsentiert werden. Experimentelle Objekte, beispielsweise zur Energiegewinnung aus Früchten, Dynamos und Modellanlagen, sollen das Informationsspektrum des Projekts mit der möglichen Bezeichnung "Energie-Park Mammendorf" erweitern. Der EMU lockte mit Aussichten auf einen "Hingucker", der Mammendorfs Image verbessern helfen und sowohl Schulen und Unternehmen als auch Privatpersonen anlocken würde. Mit dem Gesamtkonzept und der Nutzung aller möglichen Fördermittel kann sich das Projekt nach Ansicht der EMU-Vertreter mittelfristig durchaus rentabel entwickeln.

Im Gemeinderat wurde dieser Optimismus hingegen nicht geteilt. Bürgermeister Thurner erinnerte daran, dass in der Vergangenheit bereits mehrere Interessenten eine Wiederinbetriebnahme des Wasserwerkes im Sinn hatten. Nach Abwägung der Investitionskosten mit den zu erwartenden Stromerträgen und sämtlichen Zuschussmöglichkeiten seien die Anträge aber jedes Mal wieder zurückgezogen worden.

Der EMU vertritt laut Verbandsporträt seit 1993 die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und fachlichen Interessen mittelständischer Unternehmen auf nationaler und europäischer Ebene. Gleichzeitig arbeitet er europaweit als Dachverband für Berufsorganisationen und Verbände. Die Lobbyorganisation bezeichnet sich selbst als parteipolitisch neutral und branchenübergreifend.

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