Streit beendet:Gröbenzells Kirchenlinde gefällt

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Ob der das Ortsbild prägende Baum erhalten werden muss, ist lange Zeit umstritten - auch nachdem ein Ast heruntergefallen war. Nun entscheidet ein Gutachten

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Jetzt hat die katholische Kirche doch ihr Anliegen realisieren können: Die Linde vor der Kirche im Ortszentrum ist gefällt worden. Das teilt ein Mitglied der Kirchenverwaltung mit. Um den das Ortsbild prägenden Baum gab es in den vergangenen Monaten und Jahren etliche Auseinandersetzungen. Seitens der politischen Gemeinde tendierte eine Mehrheit zu einem Erhalt des Baumes. Von der Kirche kam der Antrag auf eine Fällgenehmigung. Vor einem guten halben Jahr war ein großer Ast von dem Baum gefallen; seither umgab ein Absperrband den knapp hundertjährigen Baum.

Am Sonntag nach dem Gottesdienst wurden die Gröbenzeller darüber informiert, dass der seit vielen Jahrzehnten im Ortszentrum stehende Baum am nächsten Tag entfernt werde. Das betont Margret Prietzsch von der Kirchenverwaltung in der Mitteilung. Weiter schreibt sie: "Es war keine 'Nacht und Nebelaktion'. Da eine Notwendigkeit der Fällung bestand, ist es uns von der Kirchenverwaltung wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger den Sachstand auch akzeptieren können. Ich selber fühle mich betroffen, denn ich habe das Projekt 'Bank und Baum' der Agenda 21 geleitet und mich darum bemüht, dass die Bänke auf dem Kirchengrund und u. a. unter dieser aufgestellt werden durften."

Ende einer Ära: Die alte Kirchenlinde ist am Montag nach vielen Diskussionen gefällt worden. Der 18 Meter hohe Baum hatte das Ortsbild geprägt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wie Prietzsch klar stellt, soll "zur nächstbesten Zeit" auf Kirchenkosten eine etwa 20 Jahre alte Linde an dem Platz der Vorgängerin gepflanzt werden. "Die katholische Kirchenstiftung wird dafür Sorge tragen, dass der grüne und ortsprägende Platz wieder ein sicherer und qualitativer Aufenthaltsort für alle Menschen in Gröbenzell wird", schreibt sie. Des weiteren sollen zwei ortsansässige Bildhauer jeweils einen Teil des Stammes bekommen und daraus ein Kunstwerk schaffen. Was die Künstler aus dem halben Lindenstamm machen, ist völlig offen und bleibt ihrer "kreativen Schöpfung" überlassen. Die fertigen Kunstwerke jedenfalls sollen "im Ort zur Geltung kommen".

Die katholische Kirche hatte schon in der Vergangenheit die Fällung der Linde beantragt. Deshalb wurde der Baum 2013 begutachtet, das war die Reaktion des Bauausschusses auf den Fällantrag. Damals waren zwar Schäden am Stamm und in der Krone festgestellt worden. Die Verkehrssicherheit sahen die Gutachter aber nicht beeinträchtigt. Der fachmännische Rat lautete: jährliche Kontrollen sowie regelmäßige Entlastungsschnitte zur Stabilisierung und Gesunderhaltung des Baumes. Ob diese Empfehlungen allerdings umgesetzt wurden, ist unklar. Die Mitglieder des Bauausschusses wussten das nicht, und eine entsprechende Anfrage beim erzbischöflichen Ordinariat blieb ebenfalls ohne Antwort.

Bereits im September hatte sich der Gemeinderat mit der Fällung befasst, nachdem der Bauausschuss erneut ein Gutachten zum Zustand der Linde verlangt hatte. Die SPD-Fraktion war der Meinung, dass ein solch teures Gutachten unnötig sei und der Baum ohnehin in wenigen Jahren gefällt werde. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) hatte mit dem Verweis auf die Langlebigkeit von Linden gekontert. In der Sitzung vor ein paar Monaten präsentierte er Fotos von mehreren hundert Jahre alten Lindenbäumen. Doch nun hat das fachliche Gutachten dem 18 Meter hohen Baum den Todesstoß verpasst. Bleibt nur die Frage, ob die empfohlenen Entlastungsschnitte das Leben der Linde verlängert hätten.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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