Streichungen wirken sich in Bruck aus:Aus für das Hofcafé

Die Bundesregierung spart bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen. Dadurch geraten Beschäftigungsprojekte in Gefahr, das erste muss nun schließen.

Heike A. Batzer

Fürstenfeldbruck - Die Arbeitsmarktreform der Bundesregierung hat ein erstes Opfer gefordert: Das Hofcafé der Caritas in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt, ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für Langzeitarbeitslose mit psychischen Erkrankungen, musste jetzt schließen. Das Gesetz lässt es künftig nicht mehr zu, dass für die Ein-Euro-Jobber im Hofcafé die begleitende sozialpädagogische Betreuung bezahlt wird.

"Es kann nicht an die neue Struktur angepasst werden", bestätigt Carolin Hufnagl, Leiterin des Fürstenfeldbrucker Jobcenters. Das von Arbeitsagentur und Landkreis getragene Jobcenter hatte die Langzeitarbeitslosen in die Ein-Euro-Maßnahmen entsandt. Caritas-Geschäftsführerin Claudia Ramminger befürchtet nun, dass gerade die Langzeitarbeitslosen, deren vielfache persönliche Probleme sich als Vermittlungshemmnisse auf den Arbeitsmarkt erweisen, "einfach zurückgelassen werden".

Künftig sollen die Jobcenter den Trägern der Beschäftigungsprojekte nur noch Zuschüsse für die zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze bezahlen, nicht aber für flankierende Maßnahmen wie eben jene Betreuung, die eine Sozialpädagogin für die sechs Ein-Euro-Jobber im Hofcafé geleistet hatte.

Das Hofcafé hatte Juli 2007 eröffnet, seither erledigten die Mitarbeiter dort sämtliche Aufgaben, die in einem kleinen Tagescafé mit täglich wechselndem warmen Mittagessen anfallen. Neben der Sozialpädagogin kümmerte sich eine gastronomische Fachkraft um sie. Schon zu Jahresbeginn waren die Zuschüsse auf die Hälfte gekürzt worden, zuletzt hatte das Hofcafé laut Ramminger nur noch eine einzige Ein-Euro-Kraft zugewiesen bekommen.

Das kleine Lokal in der Schöngeisinger Straße steht nun leer. Ramminger hofft, das Projekt über EU-Fördermittel oder Zuschüsse des Bezirks Oberbayern wiederbeleben zu können. In Gefahr sind auch die vier Plätze im Gebrauchtbuchladen an der Kapuzinerstraße. Die Caritas will versuchen, sie über ihr Regelberatungsangebot abzusichern.

Die Hartz-IV-Empfänger, die zumeist nicht am Aufschwung teilhaben, bräuchten weiterhin bewährte Integrationshilfen wie Beschäftigungsbetriebe, Sozialkaufhäuser und Jugendwerkstätten, fordert die evangelische Kirche in Bayern. Sie hegt dieselbe Befürchtung, die auch Hans Bittner, Vorsitzender des Vereins Aufrechter Gang, hat: "Genau dort, wo die Leute die Hilfe bräuchten, wird sie abgeschafft." Bittner sieht die Schwächsten durch die Reform im Stich gelassen. Er verweist darauf, dass begleitende Betreuung durch Sozialpädagogen, ein Bewerbungstraining oder Qualifizierungsmaßnahmen künftig nur noch von zertifizierten Trägern übernommen werden können. Eine teure Zertifizierung aber könne sich der Aufrechte Gang nicht leisten.

Der Verein beschäftigt derzeit 15 Langzeitarbeitslose in seinem Puchheimer Gebrauchtwarenzentrum. Auch die Zukunft des vom Kreisjugendring (KJR) geführten Projekts Starthilfe, das 16 Jugendlichen unter 25 Jahren über Arbeitsgelegenheiten und Qualifizierungsmaßnahmen die Ausbildungsreife verschafft, ist über das laufende Schuljahr hinaus nicht gesichert. "In dieser Form wird es auf keinen Fall weitergehen", weiß KJR-Geschäftsführer Thomas Boll.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: