Natur und Umwelt:„Die fühlen sich sauwohl da oben“

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Am Westende des Kirchendachs haben die Störche ihren neuen Horst errichtet. Und es sieht danach aus, als ob er auch halten wird.
Am Westende des Kirchendachs haben die Störche ihren neuen Horst errichtet. Und es sieht danach aus, als ob er auch halten wird. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während die Menschen streiten, haben sich die Emmeringer Störche einfach ein Nest gebaut. Dass die Vögel das können, hatte Pfarrer Otto Gäng von den Experten erfahren, mit denen er seit Wochen in Kontakt ist.

Von Ingrid Hügenell, Emmering

Die Störche in Emmering haben fleißig an ihrem Nest am Giebelkreuz der Kirche Sankt Johannes der Täufer gebaut, und inzwischen sieht es recht stabil aus. Am Donnerstagabend sind erst zwei Vögel stehend darin zu sehen, dann nur noch einer, der recht entspannt immer mal wieder einen Zweig zurechtrückt. Der zweite hat sich wohl hingesetzt - gut möglich, dass die beiden schon brüten. Ganz ohne menschliches Zutun haben sie also einen Horst an einem Ort errichtet, den sie sich selbst ausgesucht haben.

Pfarrer Otto Gäng, katholischer Kreisdekan und auch für Emmering zuständig, war ohnehin überzeugt davon, dass die Vögel das hinbekommen. „Die fühlen sich sauwohl da oben“, hat er beobachtet. Der Pfarrer, der von einzelnen Emmeringern der Gleichgültigkeit den Störchen gegenüber bezichtigt wird, hat immer wieder mit Experten von Naturschutzverbänden und mit Storchen-Beratern gesprochen. Und das schon im vorigen Jahr, als erstmals seit Jahrzehnten Störche auf dem Kamin der Kirche ein Nest bauten und erfolgreich brüteten.

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„Dass er die Jungen durch gebracht hat, ist toll“, sagt Gäng, vor allem, weil es 2024 sonst im Landkreis mit der Brut nicht so gut geklappt habe. Dennoch musste der Horst nach der Brutzeit weg, weil sonst die Kirche nicht hätte geheizt werden können oder, hätte man die Heizung in Betrieb genommen, die Kirchgänger durch Kohlenmonoxid gefährdet gewesen wären.

Also wurde der Horst auf eine extra angefertigte, sieben Meter hohe Plattform versetzt. Die nahmen die Störche jedoch nicht an, obwohl sie nach Vorgaben von Naturschutz-Experten angefertigt worden war. Vielmehr begannen sie, am Westende des Kirchendachs zu bauen, teils auf dem Sockel des steinernen Giebelkreuzes. Dabei rutschten auch immer wieder Zeige herunter, man kann sie in der Regenrinne sehen. Doch das ist normal. Die Fachleute, die Gäng heuer zurate zog, darunter eine große Storchenstation am Bodensee, hätten ihm bestätigt, dass „der Storch mit der Situation umgeht“. Er komme zurecht, auch wenn er keine Nisthilfe zur Verfügung habe.

Die Nisthilfe gefällt den Störchen nicht so, sie brüten lieber auf dem Dach.
Die Nisthilfe gefällt den Störchen nicht so, sie brüten lieber auf dem Dach. (Foto: Johannes Simon)

Ob er den Nestbau der Störche unterstützen dürfte, wie in Emmering gefordert, hat Gäng ebenfalls erfragt. Die eindeutige Antwort: Niemand darf sich dem Nest während des Baus und der Nistzeit nähern, das ist gesetzlich untersagt - zu groß die Gefahr, dass die Tiere sich gestört fühlen. „Ich darf nicht hin“, betont der Pfarrer. Auch nicht, um einen Rahmen um das entstehende Nest zu bauen.

Gäng berichtet, er habe in den vergangenen vier Wochen so oft mit Fachleuten gesprochen, dass er jetzt wirklich viel über Störche wisse. „Ich find's cool“ - einerseits. Andererseits fühle er sich inzwischen in der Ausübung seiner Religion eingeschränkt, auch wegen zahlreicher Presseanfragen. Er sei jedenfalls überzeugt, dass die Störche das mit dem Nestbau hinbekommen. Die Vögel verflechten dafür Äste und Zweige miteinander. Gäng sagt es so: „Die stöpseln so lange, bis es hält.“

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