Stichwahl in Gröbenzell:Ende einer Ära

Nach 40 Jahren verliert die CSU in Gröbenzell das Bürgermeisteramt an die UWG. Deren Kandidat Martin Schäfer kommt auf knapp 62 Prozent.

Von Gerhard Eisenkolb

Katerstimmung bei der CSU, Jubel bei SPD, Grünen und UWG. Und ein überragender Wahlsieger, der den Eindruck vermittelt, selbst noch nicht richtig zu glauben, dass er wirklich Bürgermeister von Gröbenzell ist. Als kurz vor 19 Uhr das Endergebnis der Stichwahl bekanntgegeben wird, brandet im Sitzungssaal im Rathaus Applaus auf. Die einzigen, die nicht kräftig mitklatschen, sind die Christsozialen.

Groebenzell: STICHWAHL - Schaefer - Breitenfellner

Gratulation: Wahlsieger Martin Schäfer (links) und Thomas Breitenfellner.

(Foto: Johannes Simon)

Für die CSU endet gerade eine mehr als 40 Jahre dauernde Herrschaft - und das Wahlergebnis ist eine Katastrophe, an der die Partei noch lange zu knabbern haben wird. Der unterlegene Thomas Breitenfellner (CSU) erklärt, er übernehme als Spitzenkandidat "die volle politische Verantwortung" für die Niederlage. Breitenfellner erreicht nur 38,1 Prozent. Dem Sieger und Gröbenzell wünscht er das Allerbeste. Es sei nicht zu erwarten gewesen, dass die Roten und Grünen einen CSU-Bewerber wählen würden. Breitenfellner kündigt an, sich bis auf sein Gemeinderatsmandat von allen Parteiämtern zurückzuziehen.

Walter Strauch (CSU), der noch Zweiter Bürgermeister ist, spricht von einem erschütternden Ergebnis. "Da brauchen wir nichts schönzureden", bekennt er. Um zu ergänzen: "Es wird dauern, bis die Wunden in der CSU geheilt sind." Auch Altbürgermeister Eicke Götz, der den CSU-Amtsinhaber Dieter Rubenbauer mit gestürzt hat, beschönigt nichts. "Unsere Leute sind weiterhin zerstritten und nicht zur Wahl gegangen." Der Wahlsieger Martin Schäfer sei ein sympathischer Mensch.

Der überragende Sieger ist sehr zurückhaltend, so als sei ihm bewusst, welch schweres Amt er antritt. Er signalisiert auch, dass er sich zumindest äußerlich schon umgestellt hat. Am Samstag war er beim Friseur, sein Markenzeichen, den Vokuhila-Haarschnitt (vorne kurz, hinten lang) der Achtzigerjahre, trägt er nicht mehr. Auf den Hinweis, jetzt können Sie sich freuen, antwortet Schäfer: "Das dauert bei mir immer ein bisschen. Als ihm die CSU-Spitze gratuliert merkt er trocken an: "So eine schlechte Wahl bin ich jetzt auch nicht."

Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) umarmt seinen Nachfolger betont herzlich. Rubenbauer ist entspannter als Schäfer - und strahlt auch über das ganze Gesicht. Breitenfellner war sicher nicht Rubenbauers Favorit, aber Genugtuung empfinde er über dessen Niederlage nicht, erklärt der Rathauschef, dessen Amtszeit am 30. April endet.

Markus Rainer, Fraktionssprecher der Grünen, zeigt sich "hoch erfreut". Die CSU-Ära sei zu Ende, für Gröbenzell breche nun eine neue Zeit an. Im Gemeinderat erwartet sich der Grüne nun eine an Sachfrage und Inhalten orientierte Arbeit. Rainer hofft, das nicht mehr an Parteilinien entlang diskutiert werde. "Die CSU ist klar abgewählt worden", erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Falk. Schäfers Sieg sei beachtenswert und eindeutig. Als wohltuend bezeichnet es der Sozialdemokrat, die neue Erfahrung, dass in Gröbenzell nicht immer nur elitäre Akademiker Wahlen gewinnen könnten.

"Die Bürger wollten einen Wechsel", lautete der Kommentar des FW-Kreisvorsitzenden und Gröbenzeller FW-Gemeinderats Michael Leonbacher. Das schlage sich in dem Ergebnis nieder. Mit der Kommunalwahl verbindet der FW-Politiker auch das Ende der bisherigen Betonmehrheiten in Gröbenzell. Die Bürger hätten gespürt, dass etwas in Bewegung gekommen sei und das mit ihrem Votum besiegelt.

Überrascht von dem Wahlergebnis sind die Wenigsten im Rathaus. Schon kurz vor der Schließung der Wahllokale nimmt ein älteres CSU-Mitglied den Ausgang vorweg. Er weist darauf hin, dass es für CSU-Wahlwerber Breitenfellner viel zu erklären gab, das sei bei den CSU-Wahlsiegern und Bürgermeistern Dieter Rubenbauer und Bernd Rieder nicht der Fall gewesen. Die Wahlbeteiligung war mit 55,6 Prozent in Gröbenzell noch relativ hoch. Sie lag um 5,6 Punkte unter der vom 16. März. Damals kam Breitenfellner auf 33,6 und Schäfer auf 23 Prozent.

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