Stichwahl in Fürstenfeldbruck:Debakel für die CSU

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Klaus Pleil von der Brucker Bürgervereinigung deklassiert mit 62,3 Prozent seinen Kontrahenten Andreas Lohde geradezu und gewinnt überraschend deutlich die Wahl zum Oberbürgermeister in der Kreisstadt.

Von Stefan Salger

Klaus Pleil von der Brucker Bürgervereinigung hat die Stichwahl um den Posten des Oberbürgermeisters der Kreisstadt mit großem Vorsprung gewonnen. 62,31 Prozent votierten für den 50 Jahre alten Geschäftsmann, lediglich 37,69 Prozent sprachen sich für den CSU-Kandidaten Andreas Lohde aus. Die Wahlbeteiligung lag mit 46,21 Prozent etwa zwei Prozentpunkte unter der des ersten Wahlgangs.

Beifall für den Sieger: CSU-Kandidat Andreas Lohde (rechts) klatscht für Klaus Pleil (BBV; links), als Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) das Endergebnis verkündet. (Foto: Stefan Salger)

Bereits um kurz nach 18 Uhr brandet Applaus auf im Rathauses. Mehr als 200 Besucher sind zur Wahlparty gekommen, noch nie war der Sitzungssaal so voll. Schnell wird klar, dass vor allem Mitglieder und Sympathisanten der BBV da sind, die sich schon Stunden vorher rund um einen Pavillon auf dem südlichen Viehmarktplatz eingestimmt hatten. Schon die erste Hochrechnung von 18.10 Uhr spricht eine deutliche Sprache: Lohde liegt bei 35 Prozent, Pleil bei fast 65. Bei vielen im Saal steigt die Stimmung.

Klaus Pleil steigen die Tränen in die Augen. Er zieht ein Taschentuch heraus. Den sich abzeichnenden Erdrutschsieg will er noch nicht kommentieren. Erst mal abwarten. Denn irgendwie wirkt es für ihn noch wie ein Traum. Vorne, auf seinem angestammten Stadtratsplatz, sitzt Andreas Lohde. Die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt, auch wenn ihn seine Fraktionskollegen Birgitta Klemenz und Michael Piscitelli zu trösten versuchen. Lohdes Miene ist versteinert. Einen so gewaltigen Vorsprung kann er nicht mehr aufholen.

Zehn Minuten später liegt zwar immer noch nicht das Endergebnis vor. Aber es sind bereits die meisten Stimmbezirke ausgezählt. Und am Ergebnis ist nicht mehr zu rütteln: Nach 18 Jahren verliert die CSU den OB-Sessel. Lohde trägt die Niederlage mit Fassung. Er schüttelt Pleil die Hand und stößt mit dem Sektglas an. Es wirkt, als falle auch so eine große Last von den Schultern des 41-jährigen Gymnasiallehrers.

Kurz nach Pleil gratuliert Axel Lämmle von der SPD dem Wahlgewinner. Nicht immer war das Verhältnis zwischen den beiden Politikern ungetrübt, an diesem Abend scheint das Vergangenheit. Bestens gelaunt ist auch Karin Geißler von den Grünen. Endlich gebe es den Wechsel und damit "frischen Wind" im Rathaus. Unter Pleil erwartet sie "offenere und sachorientiertere Diskussionen".

Eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale greift Amtsinhaber Sepp Kellerer zum Mikrofon. Er wirkt gut gelaunt, als er in den erneut aufbrandenden Applaus hineinruft. "Fürstenfeldbruck hat einen neuen Oberbürgermeister!" Links neben Kellerer steht Pleil, rechts Lohde. "Lieber Klaus, ich wünsche dir alles Gute". Das Amt des Oberbürgermeisters bringe viel Arbeit, aber auch viel Gestaltungsspielraum. Kellerer würdigt den "sehr fairen Wahlkampf".

So sieht das auch Pleil. Man habe nicht "aufeinander herumgehackt", und das sei gut so. Und jetzt? "Ich bin ein bisschen bewegt", sagt Pleil und untertreibt damit grandios. Dann wird er etwas deutlicher: "Für mich ist das jetzt einfach der Wahnsinn".

Erneut zeigt sich Lohde als fairer Verlierer. So sei eben die Demokratie, sagt er, auch ein solches Ergebnis müsse man akzeptieren. Klar: "Dass ich nicht zufrieden bin, ist nachvollziehbar." Mit dem künftigen OB wolle er dennoch konstruktiv zusammenarbeiten. Die vier Wochen bis zu seinem Abtritt will Kellerer nutzen, um Pleil mit Rat und Tat zur Seite zu stehen - sofern dieser das wolle. Vor allem aber soll Pleil gemeinsam mit Kellerer am 1. Mai den Maibaum aufstellen.

Pleil selbst hat mit einem Sieg gerechnet, wenn auch nicht mit einem so deutlichen Triumph. Der Zuspruch in den letzten Tagen sei überwältigend gewesen. Zu den Gewinnern zählt auch sein Bruder Dieter. Er ist erster Nachrücker bei der BBV und zieht nun also ebenfalls in den Stadtrat ein. "Für mich kommt das alles etwas überraschend, aber ich werde den Wählerauftrag annehmen", sagt der Besitzer eines Skigeschäfts.

Während Klaus Pleil pausenlos Hände schüttelt, herrscht bei der CSU Katerstimmung. Gründe für dieses Debakel hat noch keiner parat. Es habe eben eine Wechselstimmung gegeben, glaubt Lohde. Ob die Unterstützung durch OB und Ortsverband ausreichend war, das will er noch nicht bewerten. "Das werden wir analysieren." CSU-Ortsverbandschef Hans Schilling wirkt gefasst: Die BBV sei "gut aufgestellt und gut vernetzt" gewesen, das müsse man anerkennen.

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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