Stichwahl in der Gartenstadt:Enormer Zuwachs in zwei Wochen

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Peter Münster hat die Bürgermeisterwahl gewonnen, weil er als gebürtiger Eichenauer, Gemeinderat und Anwalt an seinem Wohnort bekannt ist. Bei der Stichwahl hat er 1190 Stimmen mehr bekommen als im ersten Anlauf

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

"Den Eichenauern scheint es einfach zu gut zu gehen", kommentiert Eichenaus Dritter Bürgermeister Josef Spiess (CSU) am Abend der Stichwahl das Ergebnis. Schon ärgerlich für die CSU, dass das Bürgermeisteramt, das sie mit Hubert Jung 18 Jahre lang besetzte, nun an den FDP-Kandidaten Peter Münster geht. Doch der eigene Kandidat, Dirk Flechsig, hat die beiden Wochen zwischen dem ersten und dem zweiten Wahlgang nicht nutzen können, nennenswert Stimmen hinzugewinnen. Ganze 96 Eichenauer mehr stimmten für den 45-Jährigen. Der 50 Jahre alte Peter Münster dagegen - am ersten Wahltag Zweiter hinter Flechsig und vor den Mitbewerbern Martin Eberl von der SPD und Claus Guttenthaler von den Freien Wählern Eichenau - konnte in der Stichwahl 1190 Stimmen dazugewinnen.

Man kann das Zitat von Josef Spiess hin und her interpretieren, aber der neue Bürgermeister Peter Münster müsste sich nach seinem Amtsantritt am 1. September in eine völlig andere politische Richtung bewegen, um das gute Lebensgefühl der Eichenauer zu zerstören und die Gemeinde an den Abgrund zu führen. Es ist sicher kein Wagnis gewesen, dass die Wähler mit Mehrheit für den langjährigen Gemeinderat gestimmt haben.

Zu den Gründen, warum Peter Münster nur in zwei von 13 Stimmbezirken unter 50 Prozent der Stimmen erhalten hat, zählt seine außerordentliche Bekanntheit. Er ist im Gegensatz zu seinem Mitbewerber Flechsig Eichenauer, er kennt beidseits des Starzelbachs sehr viele Menschen, und sie kennen ihn zum Teil seit Kindergartenzeiten. Möglich, dass einige von ihnen sogar Mandanten in Münster Anwaltskanzlei sind, die er an der Hauptstraße in Eichenau betreibt. In mindestens sieben Vereinen ist er eingeschriebenes Mitglied, darüber hinaus Vorstandsmitglied im Gewerbeverband und seit vielen Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Eichenau und Umgebung. Ein veritables Mitglied der Eichenauer Gesellschaft.

Und genau aus dieser Gesellschaft, der bürgerlichen Mitte, die ihre Ruhe in den schön gestalteten Grundstücken haben möchte, die nach einer ordnenden, aber nicht allzu strengen Hand verlangt und die in aller Regel Harmonie möchte, kommt die Unterstützung für den FDP-Kandidaten. Die liberale Wählerschicht in der Gemeinde macht dabei sicher nur einen Bruchteil aus, ein Viertel der Stimmen in der Stichwahl vielleicht. Ein Gutteil wird aus den konservativen Kreisen kommen, die sich bei den Freien Wählern, der SPD und den Grünen finden lassen. Für diese Wähler ist Münster der bessere Kompromiss, weil keine große Partei hinter ihm steht, aber eben doch eine liberale Grundhaltung, der man jahrzehntelang auf allen politischen Ebenen vertraut hat. Ein Revival der FDP als Partei ist das aber noch lange nicht. Die Bürgermeisterwahl, zumal wie in Eichenau zeitlich von der Gemeinderatswahl entkoppelt, ist eher eine Persönlichkeitswahl.

Dirk Flechsig - und seiner CSU - ist es nicht gelungen, seine Persönlichkeit herauszustellen. Daran, dass er auf die Menschen zugehen kann, dass er sie höflich anspricht, dass er einfach mit ihnen kann, daran lag es vielleicht nicht. Vielmehr werden ihn ihm die Wähler nicht das gesehen haben, was seine Partei von ihm erhofft hatte, dass er nämlich dem in drei Wahlperioden bewährten und beliebten Bürgermeister Hubert Jung geräuschlos nachfolgt. Flechsig hat auf diese Wahl lange hingearbeitet, in der CSU hat man den Weg von internen Gegenkandidaten wie dem später zu den Freien Wähler gewechselten Claus Guttenthaler freigemacht, und doch ist, nach der Stimmenzahl, kein besseres Ergebnis rausgekommen. 719 Stimmen lag Flechsig am ersten Wahlabend vor Münster, am zweiten lag Münster mit 375 vor Flechsig. Den Eichenauern, die in großer Zahl für Münster gestimmt haben, kann es nicht bange gewesen sein, ihren Ort die kommenden sechs Jahre oder vielleicht länger einem Liberalen wie Münster anzuvertrauen.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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