Die Sonne sendet schon wärmende Strahlen, als die ersten Radfahrer am Sonntag früh gegen halb neun an der Geschäftsstelle Fürstenfeldbruck des ADFC- Kreisverbandes in der Schöngeisinger Straße eintreffen. Adi Stumper vom Vorstandsteam, der mit Bernhard Höhr aus Mammendorf zum Start der mittlerweile fünften Sternfahrt gekommen ist, trifft letzte Vorbereitungen. Eine halbe Stunde später tritt eine Handvoll Radler in die Pedale, um gegen Mittag den Kaltenberger Schlossberg im Landkreis Landsberg am Lech zu erreichen. „Ich hatte mir schon mehr Teilnehmer erhofft“, bedauert Stumper sichtlich enttäuscht. Bei anderen Touren seien meist 20 bis 30 Mitglieder dabei.
Auf der Strecke, die abseits der Straßen abwechselnd auf beiden Seiten der Bahnlinie verläuft, gesellen sich dann noch einige Radlerinnen und Radler hinzu. Darunter auch ein „Inklusionsrad“, auf dem ab Grafrath eine junge Frau mit Einschränkungen und eine Begleitperson mitradeln. „Wir nehmen manchmal an Sternradtoren teil, die vom Sozialverband VdK organisiert werden“, erzählt die Begleiterin.
Weil ihr und der von ihr betreuten jungen Frau Ausfahrten in Gemeinschaft in die Natur viel Freude bereiteten, hätten sie sich nun der ADFC-Sternfahrt angeschlossen, berichtet sie. Mit drei Rädern über Schotterstraßen zu fahren und immer wieder Schlaglöchern auszuweichen sei eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, fügt sie an, in der Hoffnung, die Brucker Gruppe nicht zu sehr am zügigen Fahren gehindert zu haben.
An der Sternfahrt, die im Rahmen der von der Klima- und Energieagentur der Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech (Klima 3) sowie der von Gottfried Obermair und Max Keil angeregten Mobilitätswoche am freiwilligen autofreien Sonntag stattfindet, nehmen auch Radlergruppen aus den Landkreisen Starnberg, Landsberg am Lech, Augsburg und München teil. Unterstützt wird der Aktionstag von der Bürgerstiftung Fürstenfeldbruck.
Franz Fasching aus Fürstenfeldbruck hat bislang jede der Sternfahrten mitgemacht und freut sich darauf, Gleichgesinnte aus der Region zu treffen. „Da werden Tourerfahrungen ausgetauscht und Fachgespräche über die Zweirad-Entwicklung geführt.“

Die Tour der Brucker Gruppe führt über Buchenau und Grafrath, dort über die Villenstraße-Nord durch den Wald Richtung Türkenfeld und weiter auf der Südseite des Bahndamms nach Geltendorf und von dort Richtung Eresing bis Kaltenberg. Die schwache Beteiligung könne auch damit zusammenhängen, dass sich vor allem ältere Mitglieder bei Temperaturen ab 25 Grad längere Ausfahrten nicht mehr zumuten wollten, spekuliert Stumper derweil.
„Wahrscheinlich liegt es aber daran, dass wir gestern erst anlässlich unserer Gründung vor 40 Jahren eine 40 Kilometer lange Jubiläumstour hatten“, sagt der ADFC-Funktionär. Auch seien im Kreisverband 18 Touren-Guides aktiv, die in kleinen Gruppen womöglich auf selbst gewählten Wegen nach Kaltenberg radeln. Zum Beispiel sei eine Gruppe in Pasing gestartet, die das Ziel über Gröbenzell ansteuere.
Gegen elf Uhr erreichen rund 45 Teilnehmer das Gelände und setzen sich im Biergarten der Ritterschwemme zusammen. Manche haben sich mit Mountainbikes oder Alltagsrädern abgestrampelt, die meisten aber sind längst auf Pedelecs oder E-Bikes umgestiegen. „Die mit Muskelkraft fahren und sich als Bio-Biker mittlerweile von den E-Bikern abgrenzen, werden immer mehr“, stellt hingegen ein Radler fest.

„Es fehlen noch die Starnberger, die kommen aber erst gegen 13 Uhr“, verrät Berthold Lesch, Vorsitzender des Vereins Landsberger Energie-Agentur, dem die Organisation am Zielort obliegt. Verspätet trudelt dann auch die Münchner Gruppe ein, was ihr die frotzelnde Frage einbringt, ob denn die S-Bahn Verspätung gehabt habe.
Die meisten Mitglieder hat mit 23 Radlerinnen und Radlern der Kreisverband Landsberg am Lech unter Leitung des Vorsitzenden Bernd Meckel motivieren können. Insgesamt haben sich knapp 60 an der Sternfahrt beteiligt. „Um die Hundert hatten wir auch schon mal, das lässt sich aber nicht planen, denn die Teilnahme ist ja freiwillig und ohne Anmeldung“, sagt Stumper.
Am Schloss Kaltenberg begrüßt zunächst der Hausherr, Heinrich Prinz von Bayern, der auch die Schirmherrschaft für den autofreien Tag übernommen hat, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Wittelsbacher lobt das Engagement des ADFC und der beteiligten Vereine für die Energiewende. Sie setzten damit nicht nur ein Zeichen, sondern motivierten auch andere, das Auto auch mal stehen zu lassen, sagt der Prinz.

SZ Good News:Gute Nachrichten aus München – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Mehr positive Neuigkeiten im Alltag: Die Süddeutsche Zeitung verbreitet jeden Tag auf Whatsapp ausschließlich schöne und heitere Nachrichten aus München und der Region. So können Sie ihn abonnieren.
Wegen der in Kaltenberg laufenden „Kürbiswelten“ fallen die geplante Schlossbesichtigung und die Fahrradsegnung jedoch aus. Der Hausherr bedauert dies und gewährt den Radlerinnen und Radlern dafür als Entschädigung freien Eintritt zur kunstvoll inszenierten Kürbisausstellung. Geltendorfs Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP), der die Teilnehmer ebenfalls begrüßt, wünscht sich, „dass der entfachte Funke überspringt“.
Heim geht es dann rechtzeitig auf anderem Weg. So kommen die Sternfahrer noch früh genug zurück, um im Brucker Lichtspielhaus den Film „25 km/h“ im Rahmen der Mobilitätswoche anzusehen. Der handelt zwar von zwei Mofafahrern. Doch Besucher, die mit dem Fahrrad kommen, haben freien Eintritt.

