Starkbieranstich:Flüssiges Gold

In der Marthabräuhalle von Fürstenfeldbruck lassen sich 350 Gäste beim Starkbierfest auf Biere mit hoher Stammwürze, bissige Kommentare vom Krüglredner und einen neuen Wirt ein

Von Manfred Amann

Starkbieranstich FFB

Beim Starkbieranstich spielen die Musikanten aus Holzkirchen auf.

(Foto: Günther Reger)

Den bissigsten Krüglredner, das glanzvollste Theater, die bayerischste Musikkapelle und das beste Starkbier gibt es nur hier im schönen Fürstenfeldbruck an der herrlichen Amper: Als sich der Kabarettist Wolfgang Krebs in diese Lobeshymne förmlich hineinsteigert, herrscht beim traditionellen Starkbierfest der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg längst Höchststimmung.

Dafür hatten zuvor schon "Oberbraumeister" Wolfgang Ober mit einer scharfzüngigen "Bierfassrede" und das "Starkbiertheater" vom Brucker Brettl mit der Aufführung "Die Geister, die ich rief" gesorgt, wobei einer der vielen Prominenten im Saal besonders viel Fett abbekam: Oberbürgermeister Erich Raff (CSU), der nun, der Nockherberg lässt grüßen, im Brettl-Schauspieler Stefan Ernst sogar einen Double hat. Mit Bewährtem und Neuem das Starkbierfest jedes Jahr wieder zu einem Highlight zu machen, sei der Brauerei ein Anliegen, verriet Geschäftsführer Oliver Lentz.

Starkbieranstich FFB

Wolfgang Ober gibt seit Jahren als "Oberbraumeister" in seiner Krüglrede bissige Kommentare zur Brucker Stadtpolitik ab.

(Foto: Günther Reger)

Zum Bewährten gehörten am Samstag unbestritten der "Kaltenberger Ritterbock" und der "Prinzregent Luitpold Weizenbock". Mit einer Stammwürze um die 20 Prozent seien die Biere "manchem Münchner Doppelbock weit überlegen", verkündete stolz Luitpold Prinz von Bayern. Der Ritterbock sei erfolgreich berauscht, "wir können also ein Doppel- Jubiläum feiern", so der Brauereichef strahlend.

Starkbieranstich FFB

Prosten sich zu: Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Erich Raff (links) und Luitpold Prinz von Bayern.

(Foto: Günther Reger)

Zum neuen Team gehört die Familie Mörz

Dass man den Wittelsbacher mit SKH (Seine Königliche Hoheit) ansprechen sollte, habe er als neuer Moderator nicht wissen können, entschuldigte sich Bernhard Fleischmann "Fleischi", der launig durch den Abend führte und den Holzkirchener Musikzug immer wieder zum Tusch motivierte. Erstmals zum "Starkbierteam" gehörte auch die Familie Mörz, die als neuer Pächter der Gaststätte Brauhaus Bruck samt Biergarten und Marthabräuhalle erstmals dafür sorgte, dass es den 350 Gästen kulinarisch an nichts fehlte.

Bewährt hat sich laut dem Geschäftsführer auch der "Parallel-Bieranstich", der diesmal zu einem "Synchron-Bieranstich" modifiziert, von den Gästen im Chor angezählt wurde. Mit drei Schlägen bei nur wenigen Spritzern brachten OB Raff und sein Vize Christian Götz das "flüssige Kehlengold" zum Fließen. Krüglredner Ober zweifelte, dass das Lichtspielhaus "mit uralten Schinken" wie "Quax der Bruchpilot" erfolgreich sein könne, forderte "zündende Ideen" und warf dem Brucker Stadtparlament vor, "es passiert ja nix". "Viehmarkt, Amperbrücke, Eisstadion, Fliegerhorst, überall Stillstand und Abwarten" beklagte der Starkbierredner und belächelte die Versuche, den SCF zu retten. Sein Vorschlag: Das Sportgelände in eine Art "Madison Square Garden" umzuwandeln.

Gemecker von Alexa

Ober hegte Zweifel, dass Andreas Lohde wegen der Doktorarbeit nicht Bürgermeister werden wollte, derbleckte die Streitereien zwischen Raff und "Besserwisserin" Alexa Zierl. Die "nervige Frau" verfolge den OB als gleichnamige, elektronische Sprachassistentin "Alexa in der Dose" bis nach Hause, so dass Raff nur bliebe "Zieh den Stecker, und aus ist das Gemecker". Den "Terror-Mamis von der Buchenau" hielt der Starkbierredner vor, die "Brucker Demonstrationskultur" wieder aufleben lassen zu wollen.

Das Brucker Brettl ließ den ratlos grübelnden OB am ältesten Bratwurststand am Viehmarktplatz in eine Traumwelt spazieren, in der ihn König Ludwig II. sowie Heimatminister und Ministerpräsident in spe, Markus Söder, mit Visionen überhäuften. Der "Kini" schwärmte von einer "Schwan-Schlittenfahrt" in der neuen Eishalle und Söder von einer "Zollbrücke, herrlich wie früher". Energisch dazwischen fuhr schließlich eine "Aktivistin" der Bürgerinitiative "Bruck autofrei 2030", die sich eine "Umfahrung über Emmering" wünschte. Schließlich tauchte auch noch ein Sultan auf, der auf dem Fliegerhorst investieren und daher Brucks "Großwesir und Außenminister" (Karl Danke) treffen will. Nach dem Erwachen scheint OB Raff, den der sprachlich noch nicht sehr versierte Würstlbrater schon Mal OB(eR)aff nennt, zu wissen, wo es nun lang gehen soll.

Bis spät in den Abend haute danach Wortakrobat Wolfgang Krebs als Horst Seehofer, Markus Söder und Edmund Stoiber alle politischen Parteien und ihre Protagonisten ob ihr ihrer Unfähigkeit zur Regierungsbildung in die Pfanne.

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