Standortwechsel mit Tücken:Herausforderung Umzug

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Conny Kölbel und Michael Bittner, die Inhaber der Firma Systart, beobachten, wie ein Kran einen von insgesamt vier Bestückungsautomaten über ein Dach hebt und auf einen Lastwagen verlädt. (Foto: Günther Reger)

In Emmering Standort wird es für eine expandierende Firma für Elektrotechnik eng. Das zeigt sich auch beim Auszug. Tonnenschwere Produktionsmaschinen in Kleinwagengröße müssen per Kran verladen werden

Von Manfred Amann, Emmering

Ein Firmenumzug ist stets eine Herausforderung, die von der Betriebsgröße, vor allem aber von Anzahl und Größe der Maschinen abhängt, die umgesiedelt werden sollen. Für das Ingenieurbüro für Elektrotechnik, Entwicklung und Produktion "Systart" in Emmering, das derzeit aus Platzgründen nach Gröbenzell verlegt wird, war obendrein ein logistischer Kraftakt zu meistern. Kürzlich mussten dort tonnenschwere Fertigungsanlagen erst über das Hausdach in den Hof des Nachbargebäudes gehievt werden, bevor sie auf einen Lastwagen geladen und abtransportiert werden konnten.

Firmenchef Michael Bittner hatte dazu einen Zwei-Knick-Kran geordert, der über das Hausdach hinweggreifen und die etwa eineinhalb bis zwei Meter langen, breiten und hohen und damit recht klobigen Bestückungsmaschinen in Kleinwagengröße ohne Probleme aus dem Innenhof holen konnte. "Da die Maschinen je nach Unternehmensentwicklung nacheinander angeschafft worden waren, konnten wir sie jeweils ums Haus herum zu den Firmenräumen bringen. Mittlerweile haben wir aber vier solche Produktionsanlagen in Kleinwagengröße, daher ist der Aufwand nötig, auch um die Zeit des Umzuges möglich kurz zu halten", erklärt Bittner. Nach Anstellungen bei anderen Firmen hatte sich der Elektroingenieur vor etwa sieben Jahren als Systemanbieter selbständig gemacht. Er stieg damit vom "Einzelkämpfer in einem Ein-Mann-Ingenieurbüro" zum Arbeitgeber für 15 Beschäftige auf. Sie arbeiten als Entwickler, in der Produktion oder in der Verwaltung.

Im Dachgeschoss eines Nebengebäudes des Wohnhauses, in dem Bittner mit Partnerin und zwei Kindern lebt, hatte alles angefangen. Dank des Vermieters habe er sich, je nach Bedarf, auch in anderen Räumen breit machen können, "nun ist es aber zu eng geworden, zumal wir uns entwickeln wollen", erzählt der 40-Jährige, der mit dem Umzug sein Unternehmen auch deutlich vergrößern wird. Systart entwickelt industrielle elektronische Steuerungen für Bereiche von der Medizintechnik über die Luftfahrt bis zu tragbaren Geräten (Wearables). Er bietet von der Systemanalyse über den Prototypenbau auch die Begleitung bis zur Produktzulassung und bis zur Serienfertigung inklusive Erweiterungen an. "Höchst interessante Anfragen und Aufträge" kommen auch aus der Start-up-Szene", verrät der Firmenchef, der auch einen Studiengang "Master System-Engineering" absolviert hat. Die Firma ist seit 2014 "ISO- zertifiziert", was laut Bittner "einen wichtigen Schritt in die Zukunft" bedeutet, um auch mit großen Unternehmen zusammenarbeiten zu können.

Wie Produktionsleiter Stephan Liedl erläutert, wenden sich Kunden mit einer Produkt-Idee an Systart, woraus die Entwicklungsabteilung dann mit ihren Programmierern Umsetzungsvorschläge erarbeitet. Im Produktionsbereich werden auf kleinste Platinen, die bei Wearables kaum einen Cent groß sind, Dutzende Bauteile wie Chip-Widerstände oder -Kondensatoren, Micro-Controller, Relais und LEDs aufgelötet. "Wir bewegen uns beim Aufbringen der Bauteile teilweise im Größenbereich von unter einem Millimeter bis zu wenigen Mikrometern, da wären wir mit der Montage deutlich überfordert, diese Arbeit übernehmen daher die schweren Fertigungsanlagen", so der Produktionsleiter.

Mit dem Umzug tritt Bittner in Gröbenzell auch die Nachfolge der Firma EBS-Elektronik an. Da deren Eigentümer aus Altersgründen aufgibt, konnte Systart die großzügigen Räumlichkeiten erwerben. Überlegungen, in Emmering im Bereich der aktuellen Erweiterung des Gewerbegebietes Moosfeld Ost ein neues Betriebsgebäude zu errichten, seien daher nicht weiterverfolgt worden, sagt Bittner, der auch die 14 im Übernahmebetrieb in Gröbenzell Beschäftigten übernimmt. Dadurch verdoppelt sich die Belegschaft in etwa, wovon sich Systart eine positive Entwicklung erhofft. Zuletzt habe Systart jährliche Steigerungsraten von 75 bis 100 Prozent verbuchen und im Vorjahr die Umsatzmarge von einer Million knacken können.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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