Süddeutsche Zeitung

Städtebau:Bauen am Volksfestplatz

Lesezeit: 2 min

Die Stellplätze entlang der Julie-Mayr-Straße sollen durch Häuser sowie Bäume ersetzt werden, um das große Areal städtebaulich abzugrenzen und aufzuwerten. Auf lange Sicht wünschen sich die Politiker ein Parkdeck

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Kann Verdichtung städtebauliche Qualität schaffen? Diese Frage beschäftigt die Kreisstadt. Im Blickpunkt steht der östliche Rand des Volksfestplatzes. Stellplätze könnten dort ersetzt werden durch Häuser mit Sozialwohnungen, und der Platz durch eine Art Allee "ein Gesicht" erhalten. Langfristig könnte am südwestlichen Rand des Platzes zudem ein Parkdeck errichtet werden. Konsens bei den Politikern ist, dass das Brucker Volksfest an gewohnter Stelle bleibt.

Viel Lob für ihre kreativen Entwürfe erhielt Pia Brückner vom staatlichen Baureferat, die für einige Zeit im Brucker Bauamt mitarbeitet und mehrere Konzeptvarianten erarbeitet hat. Manchem Stadtrat gehen diese freilich auch zu weit, sehen sie doch eine zusätzliche Bebauung in einem sensiblen Bereich vor. Ziel ist es, den die meiste Zeit des Jahres als Parkplatz genutzten Volksfestplatz an der Ostseite mit der Julie-Mayr-Straße besser abzugrenzen. Die Parkplätze am Straßenrand würden wegfallen. Brückner schlägt in einer Variante vor, eine Allee anzulegen, die im nordöstlichen Teil von vier einzelnen Häusern durchbrochen würde. Diese lägen auf städtischem Grund. Bruck könnte also entscheiden, ob dort Gewerbeflächen entstehen oder Sozialwohnungen beispielsweise für städtische Bedienstete, die im nahegelegenen Rathaus arbeiten. Die Julie-Mayr-Straße könnte verkehrsberuhigt werden.

Auslöser der Neuplanung ist freilich ein anderes Neubauprojekt ganz in der Nähe: Die bisherigen Pläne des Grundbesitzers an der Ecke Philipp-Weiß-/Julie-Mayr-Straße, gegenüber der Schulturnhalle, sind im November abgelehnt worden, weil der beantragte Neubau vielen Stadträten als zu massiv erschien und arg nah am Gehsteig. Brückner hat das Grundkonzept freilich beibehalten und auch noch das benachbarte, städtische Grundstück, auf dem sich zurzeit noch eine Trafostation befindet, einbezogen. Pia Brückner ist sich mit Stadtbaurat Martin Kornacher und Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) weitgehend einig darüber, dass gerade durch eine Verengung an dieser Stelle auf 13 Meter eine interessante "Torsituation" geschaffen wird. Für Ulrich Schmetz (SPD) wäre so etwas eher "ein Schlupfloch" zum Volksfestplatz, für Hans Schilling "eine mittlere städtebauliche Katastrophe". Mit knapper Mehrheit setzte sich der Vorschlag von Schmetz durch, auf die Verengung zu verzichten und den geplanten Neubau am Eck um 90 Grad zu drehen, so dass seine längere Gebäudeseite parallel zur Julie-Mayr-Straße verläuft. Am Straßenrand bleibt dort nun Platz für eine Grünfläche, einen weiteren Baum sowie den Radweg - aber nicht mehr für Sozialwohnungen. Mehr Mut beweist der Fachausschuss bei der Bebauung am östlichen Straßenrand, etwas weiter im Norden Richtung Marthabräustraße und damit gegenüber der Brauerei Kaltenberg. Die Planungen sollen fortgeführt werden. Es gebe durchaus Bedarf, etwas "an der unbefriedigenden Situation" des östlichen Platzrands zu ändern, sagte Baureferent Christian Stangl (Grüne). Eine breite Straße mit links und rechts geparkten Autos empfindet er in so einer Innenstadtlage für unansehnlich. Ebenso wie Pia Brückner hält Rolf Eissele (CSU) die riesigen ebenerdigen Parkplätze auf Viehmarktplatz und Volksfestplatz für ein "Konzept von gestern". Markus Droth (CSU) mahnte als Kompensation ein Parkdeck an, wie dies die SPD schon vor vielen Jahren beantragt hatte.

Bedenken, eine Bebauung so nah am Volksfestplatz könnte aus Lärmschutzgründen nicht zulässig sein, sind nach Einschätzung des Bauamts nicht begründet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4536701
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.