Stadtwerke Fürstenfeldbruck:Neuer Standort, neuer Chef

Im Fürstenfeldbrucker Westen wird die 17,5 Millionen Euro teure Firmenzentrale eingeweiht. Dort wird zum Jahreswechsel ein ausgewiesener Energieexperte die Leitung übernehmen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

In der bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Firmengeschichte ist es ein Meilenstein: Nach dem erfolgten Umzug von der Innenstadt an die Cerveteristraße haben die Stadtwerke am Freitag ihre neue, 17,5 Millionen Euro teure Firmenzentrale eingeweiht. Die städtische Tochtergesellschaft fühlt sich mit dem Neubau im Westen der Kreisstadt gerüstet für die Herausforderungen des Energiemarkts. In dem L-förmigen Trakt finden hundert Beschäftigte Platz sowie auf 8000 Quadratmetern alle erforderlichen Einrichtungen, von der Lagerhalle über Werkstätten und Büros bis zum Kundencenter. Am bisherigen Standort waren die Einrichtungen verstreut über das Areal an der Lände. Bekannt wurde am Freitag auch eine wichtige Personalie: die des neuen Geschäftsführers.

Stadtwerke Fürstenfeldbruck

Holzfassade, Dachbegrünung, aber keine Tiefgarage: der Neubau, der bei Bedarf künftig noch um eine Etage aufgestockt werden könnte.

(Foto: Matthias F. Döring)

Jan Hoppenstedt, 50, wird den Posten vom 1. Januar an übernehmen. Das hat der Aufsichtsrat am Mittwoch einstimmig entschieden. Er soll damit die Nachfolge antreten von Enno Steffens, 45, der im November wegen interner Querelen beurlaubt worden war. Bis Anfang 2020 wird Interimsgeschäftsführer Bernd Romeike, 63, noch die Stadtwerke führen. Hoppenstedt kommt von den Stadtwerken in Borna bei Leipzig. Davor war er in verschiedenen Positionen beim Eon-Konzern beschäftigt. Der studierte Ökonom hatte sich nach Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden, OB Erich Raff (CSU), gegen zahlreiche Mitbewerber durchgesetzt.

Stadtwerke Fürstenfeldbruck: Oberbürgermeister Erich Raff (rechts) übergibt zur Einweihung Brot und Salz an Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Romeike.

Oberbürgermeister Erich Raff (rechts) übergibt zur Einweihung Brot und Salz an Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Romeike.

(Foto: Stadtwerke/Carmen Voxbrunner)

Mit dem Umzug an die Cerveteristraße hat sich der Wunsch vieler der insgesamt fast 140 Mitarbeiter erfüllt. Romeike sagte bei der Einweihungsfeier, kein einziger Mitarbeiter trauere dem alten Standort an der Bullachstraße nach. "Wir sind jetzt angekommen", stellte Romeike fest.

Im Westen der Stadt findet der Lieferant von Strom, Erdgas, Wasser und Wärme, der etwa 80 000 private und gewerbliche Stromkunden hat und die städtischen Bäder sowie die Eislaufbahn betreibt, bessere Bedingungen als am alten Standort. Für das Gebiet im Zentrum mit teils denkmalgeschützten Häusern, rund um die Stadtbücherei, gibt es andere Pläne. Dort sollen nun Wohnungen gebaut und möglichst innovative Kleinbetriebe angesiedelt werden. Ein gewerblicher Dienstleister mit großem Fuhrpark sei an der Lände fehl am Platz, hieß es regelmäßig.

Jan Hoppenstedt Stadtwerke Fürstenfeldbruck

Jan Hoppenstedt, 50, übernimmt am 1. Januar die Geschäftsführung der Stadtwerke. Der Ökonom hat drei Jahre lang einen vergleichbaren kommunalen Energieversorger geführt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Starnberg.

(Foto: oh)

Die Einweihung am Freitag ist der vorläufige Schlusspunkt einer sehr wechselvollen Geschichte. Meilensteine waren nach der Gründung des Elektrizitäts- und Wasserwerks Fürstenfeldbruck im Jahr 1892 der Ausbau des Kraftwerks Obermühle 1949, die Inbetriebnahme eines Blockheizkraftwerks auf der Lände 1990, die formale Auslagerung in eine eigene Gesellschaft im Jahr 2000 sowie die Eröffnung der Energiezentrale West 2008. Nicht weniger als 18 Jahre war darüber nachgedacht worden, ob die Stadtwerke am Standort in der Innenstadt saniert werden oder an welchen sie Standort umziehen könnten. Unter Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU), der ebenso unter den Eröffnungsgästen war wie der langjährige Geschäftsführer Karl Heinz Schönenborn und Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU), wurde schließlich der Entschluss gefasst, an den Stadtrand auf die sogenannte "Hundewiese" umzuziehen. Kellerers späterer Nachfolger Klaus Pleil (BBV) gehörte zu den größten Kritikern. In einem Bürgerentscheid sprach sich 2013 zwar eine Mehrheit der Bürger gegen diesen Standort aus. Weil sich aber nicht genügend Wahlberechtigte an der Abstimmung beteiligt hatten, wurde das Votum nicht wirksam. Erich Raff nannte in seiner Rede noch ein weiteres entscheidendes Datum: Am 9. Dezember 2014 sei im Stadtrat nach erneuter Prüfung der Stadtwerkeverlagerung ein denkwürdiger Entschluss in Kraft getreten - nach einem 20-zu-20-Abstimmungspatt im Stadtrat.

Mit den Bauarbeiten auf dem 17 000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Cerveteri- sowie Rothschwaiger Straße und Bundesstraße 471 war im Sommer 2017 begonnen worden. Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht, so hängen auch im großen Saal im Erdgeschoss noch Kabel aus der Wand. Im Norden der heutigen Stadtwerke wird das neue Sportzentrum gebaut, im Süden die neue Grundschule-West. Und in direkter Nachbarschaft errichtet die Wohnbaugesellschaft Igewo Mehrfamilienhäuser.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: