Stadtradeln:Erfolg in Zeiten von Corona

Am Ende zeigt sich, welche Grenzen erreicht werden, aber auch, welche Möglichkeiten noch bestehen

Von Peter Bierl

Die Aktion Stadtradeln hat im Landkreis einen Dämpfer erlitten. In diesem Jahr haben sich nur etwa 2700 Menschen beteiligt, weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Rechnerisch betrachtet haben sie ungefähr zehn Mal den Äquator umrundet, 2019 waren es mehr als 20 Umrundungen. Allerdings darf aus den Zahlen nicht auf nachlassendes Interesse geschlossen werden. Denn es war ein Corona-Stadtradeln, im Herbst mit schlechterem Wetter, wenigen gemeinsamen Touren, dafür Kindern und Jugendlichen am Beginn eines Schuljahres, mit Stress und Unklarheit statt Ferienperspektive. Veranstalter und Teilnehmer können demnach also zufrieden sein mit dem Ergebnis.

Erst wenn die Aktion wieder unter normalen Bedingungen stattfinden, im Sommer bei schönem Wetter und ohne Angst, sich mit einem gefährlichen Virus zu infizieren, lassen sich Schlüsse ziehen, ob diese Form der Werbung für eine Verkehrswende ausbaufähig ist. Das sollte man meinen, weil selbst bei 5600 Teilnehmer wie anno 2019 müsste bei fast 220 000 Einwohnern Luft nach oben sein. Denn eine Verkehrswende weg vom Auto, hin zu Bahn, Tram, Bus und Fahrrad braucht den Schub einer massenhaften Bewegung, sonst scheuen Politiker vor der ernsthaften Konfrontation mit der Autoindustrie und den SUV-Piloten.

Die Aktion Stadtradeln ist ein kleiner Beitrag zur Verkehrswende, weil sie zeigt, dass mehr Strecken mit dem Rad zurückgelegt werden können. Sie macht aber auch Grenzen bewusst. Zuallererst, dass oft sichere Radwege fehlen, was direkt mit der Bevorzugung des Autos zusammenhängt. Gerade das Stadtradeln im Herbst zeigt außerdem deutlich, dass es nicht jedermanns Sache sein kann, bei Wind und Wetter und in der Dunkelheit aufs Rad zu steigen.

Am Ausbau der öffentlichen Nahverkehrs auf Kosten der Autoinfrastruktur führt kein Weg vorbei. Wir brauchen Sammeltaxen, Busse, kleine und große, vor allem in ländlichen Gebieten, und Trambahnen in urbanen Zonen, die Bahn muss ausgebaut werden. Mal sehen, ob in der Machbarkeitsstudie zur S 4, die bis Weihnachten vorliegen soll, vom viergleisigen Ausbau noch etwas übrig bleibt.

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