Süddeutsche Zeitung

Stadtplanung Fürstenfeldbruck:Schule unter Hochspannung

In Bruck steht eine Trafostation dem Bau von Sozialwohnungen im Weg. Sie soll auf die andere Straßenseite versetzt werden - auf den Pausenhof der Philipp-Weiß-Schule. Rektorin und Eltern lehnen das empört ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Nach der schleppend in Gang gekommenen Aufstellung von Raumluftfiltern gibt es das nächste Aufregerthema: Schulleitung und Elternbeirat wehren sich gegen die Pläne der Stadt, ein Trafohäuschen auf den Pausenhof der Schule an der Philipp-Weiß-Straße zu versetzen. Damit soll bereits in den Sommerferien Platz geschaffen werden für Sozialwohnungen auf städtischem Grund. Um dies zu verhindern, haben mehrere Stadträte einen Eilantrag gestellt. Sie wollen erreichen, dass öffentlich über das Projekt diskutiert und abgestimmt wird.

Vor fast zwei Jahren wurde nach längere Debatte beschlossen, das städtische Grundstück an der Ecke Philipp-Weiß/Julie-Mayr-Straße zu bebauen. Schon damals war klar, dass deshalb das Trafohäuschen weg muss. Dass es auf den Pausenhof der Schule versetzt werden soll, um die kleine Garage am Rande der Grünfläche zu ersetzen, davon wurden nun offenbar viele Stadträte überrascht - vor allem aber die Schulfamilie, die davon erst im Mai erfahren habe, wie Rektorin Isabel Martins und Konrektorin Martina Kolbs schreiben. Abermals werde bei den Planungen "eigenmächtig gehandelt, ohne die Schulfamilie frühzeitig einzubeziehen". Auch ihre Stellungnahme an die Stadt sei unbeantwortet geblieben.

Martins verweist auf zwei von den Stadtwerken genannte alternative Standorte für das Trafohäuschen: auf einem Grünstreifen oder am Rande des Volksfestplatzes. Etwas höhere Kosten für längere Leitungen hält sie im Sinne der Kinder für zumutbar. Zudem benötige die Schule mit ihren mehr als 300 Kindern den Pausenhof in vollem Umfang und könne nicht auf die letztlich wohl deutlich mehr als 27 Quadratmeter verzichten - zumal die Fläche durch einen dringend benötigten Anbau ohnehin schon schrumpfen wird. Sie sieht in der Station, die auch noch die Feuerwehrzufahrt beeinträchtige, wegen Hochspannung und möglichem Elektrosmog eine potenzielle Gefahr. Martins ärgert sich darüber, dass in dem Bereich bereits eine große Linde gefällt wurde, ohne Absprache mit der Schule.

Der Elternbeirat hat die Pläne ebenfalls "mit Erschrecken und völligem Unverständnis" zur Kenntnis genommen und auf vier Seiten seinen Unmut dargelegt. Mirko Pötzsch (SPD) will gemeinsam mit Adrian Best (Die Linke), Andreas Rothenberger (BBV), Florian Weber (Die Partei) sowie Alexa Zierl (ÖDP) per Eilantrag verhindern, dass die Angelegenheit "still und heimlich" durchgezogen wird.

OB Erich Raff (CSU) befindet sich im Urlaub. Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) hält den Standort zwar für geeignet. Er sicherte aber am Freitag zu, er werde sich dafür einsetzen, das Thema in die nächste Stadtratssitzung zu bringen. Bis dahin soll die Stadtverwaltung eine Stellungnahme zu den Einwendungen der Schulfamilie ausarbeiten.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2021
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