Stadtgeschichte:Die Spuren der SA in Bruck

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Beiträge des Stadtarchivars Gerhard Neumeier in der Zeitschrift Amperland

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die SA diente in den Wochen und Monaten nach der Bildung einer Koalitionsregierung aus Nationalsozialisten und Konservativen unter Reichskanzler Adolf Hitler Ende Januar 1933 als Instrument des Terrors gegen die Arbeiterbewegung, gegen Kommunisten, Sozialisten und schließlich auch Gewerkschafter. Die Übergriffe dieser paramilitärischen Sturmabteilungen der NSDAP im Landkreis haben Klaus Wollenberg (2002) und Kurt Lehnstaedt (2015 ) für Gröbenzell beschrieben. In der NS-Dokumentation der Stadt Fürstenfeldbruck (2009) finden sich zur SA nur einige Hinweise. Nun hat sich der Brucker Stadtarchivar Gerhard Neumeier der Geschichte der SA in der Kreisstadt angenommen.

Er hat neuere Literatur ausgewertet, insbesondere zu Gerret Korsemann, dem Leiter der Brucker Polizeischule, der 1926 der faschistischen Schlägertruppe beigetreten war. Als zentrale Quelle für Bruck hat Neumeier die Spruchkammerakten von zwölf SA-Männern durchgearbeitet. Das Ergebnis präsentiert der Stadtarchivar in zwei Teilen in der Zeitschrift Amperland. In der aktuellen Ausgabe beginnt Neumeier mit einer allgemeinen Darstellung der SA, deren Anfänge bis ins Jahr 1920 zurückreichen. Bis Mitte 1934 wuchs die SA auf etwa 4,5 Millionen Männer an, überwiegend Angehörige der Mittelschicht sowie Arbeitslose. Ende Juni 1934 entschied die Fraktion um Hitler den innerparteilichen Machtkampf für sich, ermordete die SA-Führung um Ernst Röhm und setzte fortan auf ein Bündnis mit Armeeführung, Bürokratie und Kapital.

Neumeiers Zusammenfassung ist als Einstieg gut geeignet. Einziges Manko ist, dass offenbleibt, wie die Parteiarmee ihre Räumlichkeiten, die berüchtigten Sturmlokalen, Verpflegung, Ausrüstung und Bewaffnung vor 1933 finanzierte. In München habe sich die SA von 1930 an durch Großveranstaltungen zum Teil finanziert, schreibt der Historiker Paul Hoser. Sein Kollege Peter Longerich berichtet, dass SA-Männer ihre Uniformen und Aktionen selber zahlen mussten. Wie Erwerbslose das schafften, bleibt offen. Fest steht, dass etliche deutsche Unternehmer den Aufstieg der Nationalsozialisten finanzierten.

Was die Anfänge der SA in Bruck betrifft, konnte auch Neumeier nicht viel Neues herausfinden. Die NSDAP-Ortsgruppe ging aus dem rechtsextremen Bund Oberland hervor, der anderswo auch Vorläufer von SA-Verbänden war. Belegt ist eine Feld- und Geländeübung der Münchner SA an der Maisacher Straße im September 1923. Neumeier geht aufgrund von Indizien wie Versammlungen, Aufmärschen sowie Attacken auf politische Gegner davon aus, dass vermutlich um 1930 eine SA-Einheit in Bruck bestanden haben muss. Nach dem prominentesten Schlägertypen der SA, Horst Wessel, wurden in Bruck und Gröbenzell währen der NS-Zeit Straßen benannt. In Gröbenzell, damals ein Ortsteil von Olching, wurde dort auch noch ein Kriegerdenkmal aufgestellt. Die Straßen haben die Amerikaner wieder umbenannt, das Denkmal in Gröbenzell wurde erst 1948 abgerissen, anscheinend auf Druck der Landesregierung.

Den Schwerpunkt in der aktuellen Ausgabe des Amperlandes stellen vier Beiträge zur Wallfahrt in Ainhofen bei Markt Indersdorf dar, die sich bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und offenbar als Maßnahme im Kampf gegen die Reformation entstand. Bärbel Schäfer schildert in einem Aufsatz die Geschichte des Roten Kreuzes in Dachau, die bis 1889 zurückreicht, als einige Honoratioren einen privat organisierten Rettungsdienst in der Marktgemeinde organisierten.

Amperland - Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, Heft 4, 2018, fünf Euro. Die Hefte können im Buchhandel bestellt werden.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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