Dass Sport guttut, dürfte jeder wissen. Klaus Tiedemann wiederholt es noch einmal deutlich, unterhaltsam und in prägnanten Worten. „Wer länger sitzt, ist früher tot!“, ist so einer seiner Sätze. Was kann man dagegen tun? „Bewegt Euch! Trainiert Euer Gehirn! Und pflegt Freundschaften“, gibt der Fach- und Sportarzt den Zuhörerinnen und Zuhörern im Fürstenfeldbrucker Lichtspielhaus mit auf den Weg.
Tiedemann ist vor allem aus dem Bayerischen Fernsehen bekannt. Die Publikumsansprache beherrscht er. 150 bis 180 Minuten Sport empfiehlt er pro Woche, damit würde man biologisch mindestens zehn Jahre jünger und senke das Risiko für Krebs und Demenz: „Wer Sport macht, gewinnt Lebensjahre.“ Ausreden wie fehlende Zeit lässt er nicht gelten, schließlich finde man ja auch Zeit, um am Handy zu daddeln. Er warnt vor den Folgen von Diabetes und Übergewicht („Der deutsche Normalgewichtige über 40 zählt schon zu einer Minderheit“), vor lebensverkürzendem Stress und vor zu vielen Fertigprodukten im Essen. Er lobt jene, die mit dem Haustier spazieren gehen („Hundebesitzer leben länger“), rät dazu, lebenslang soziale Kontakte zu pflegen und das Gleichgewichtsorgan zu trainieren, um Stürze im Alter zu vermeiden.

Die 40 Minuten, die er referiert vor den mit etwas mehr als 40 Besucherinnen und Besuchern licht besetzten Reihen im Kinosaal, vergehen wie im Flug, deuten aber auf das Grundproblem des Abends hin, der als gemeinsamer Podiumsabend von TuS Fürstenfeldbruck und Stadtkapelle Fürstenfeldbruck angekündigt ist und sich dem Thema „Sport und Musik - wichtig für Körper und Seele“ widmen soll. Die vier Podiumsteilnehmer dürfen - ohne zeitliche Begrenzung - erst einmal aus ihren eigenen Fachgebieten berichten. Das tun sie bisweilen mit großer Detailverliebtheit.
Der größere Zusammenhang fehlt
Eine übergreifende Antwort auf die wohltuende Wirkung von Sport und Musik, ob es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede gibt, wie sich beide Bereiche möglicherweise verbinden lassen, ob sie vielleicht sogar in Konkurrenz um Zeit und Aufmerksamkeit bei den Nutzern stehen, all das wird nicht in einen größeren Zusammenhang gestellt. Der Abend verirrt sich in separaten Referaten, die ankündigte Podiumsdiskussion, die erst nach mehr als Stunden beginnt, bleibt bei zwei kurzen Fragen stehen. TuS-Präsident Helmut Becker, der mit dem Vorsitzenden der Stadtkapelle, Benedikt Trouw, den Moderator gibt, stellt zu seinem Erstaunen fest, dass in den einzelnen Vorträgen schon alle Fragen beantwortet worden seien.
So bleibt es bei einem Sammelsurium an Informationen. Für nachhaltiges Sporttreiben („durchziehen und dabei bleiben“) spricht sich der Physiotherapeut Andreas Sextl aus. Dass auch das bloße Hören der Lieblingsmusik Stress abbauen könne, berichtet die Musiktherapeutin Monika Schmid. Dass es nie zu spät sei, selbst mit Musik anzufangen, sagt Paul Roh, Musiklehrer und Dirigent der Stadtkapelle Fürstenfeldbruck. Auch mit unterschiedlichen Gefühlen und Vorstellungen des Publikums haben es Musizierende laut Roh zu tun. Um das deutlich zu machen, spielt er zusammen mit vier weiteren Bläsern der Stadtkapelle in Auszügen fünf Musikstücke ein. Die Zuhörer dürfen benennen, welche Assoziationen geweckt werden. Dabei wird deutlich, wie unterschiedlich verschiedene Klanggebilde wirken: mal tänzerisch, mal feierlich oder verspielt, mal energisch und auch mal melancholisch.