Süddeutsche Zeitung

Sport:Verminte Taufe

Fürstenfeldbrucker Fußballverein darf städtisches Sportgelände an der Klosterstraße nach Sponsor benennen. Überschattet wird die Debatte vom schwelenden Konflikt zwischen Oberbürgermeister und SCF-Präsident

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Sportclub Fürstenfeldbruck (SCF) darf das städtische Stadion an der Klosterstraße auf den Namen den Sponsors, den Energiewerken Bayern, umbenennen. Das hat der Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen. In der Debatte, die der Entscheidung voranging, wurde das schwierige Verhältnis zwischen Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) und SCF-Präsident Jakob Ettner erneut deutlich.

Bereits Mitte Februar hat der Fußballverein beantragt, das Stadion erneut umbenennen zu dürfen. Mehrere Jahre lang hatte es offiziell Techno-Markt-Stadion geheißen. Der in Puchheim ansässige Sponsor, der sich auf Vertrieb und Installation von Fotovoltaikanlagen spezialisiert hat, will für den Namen einen mittleren vierstelligen Betrag zahlen, 20 Prozent davon, die an die Jugendabteilung fließen, sollen zur Finanzierung des Kunstrasenplatzes nebst Flutlichtanlage beitragen.

Die Regelung sieht vor, dass die Stadt die Umbenennung für die Laufzeit des Sponsorenvertrags genehmigt. Diese ist laut SCF zunächst auf ein Jahr befristet, mit anschließender Verlängerungsoption. Auf Vorschlag von Franz Neuhierl (Freie Wähler) endet die Genehmigung nicht automatisch nach einem Jahr. Die Stadt behält sich aber ein Widerrufsrecht vor, das sie frühestens nach einem Jahr geltend machen kann.

Nicht an der Abstimmung (30 gegen acht) beteiligte sich Oberbürgermeister Erich Raff, der auch die Sitzungsleitung seinem Stellvertreter Christian Stangl (Grüne) überließ. Raff begründete dies mit dem Hinweis auf die tief greifenden Querelen mit SCF-Präsident Jakob Ettner. Nachdem der Traditionsverein in finanzielle Schieflage geraten war, hatte Ettner 2014 die Führung übernommen. Es folgten vor allem harte Auseinandersetzungen mit der mittlerweile aufgelösten Seniorenabteilung. Zunehmend schaltete sich auch die Stadt ein, die auf Ansetzung der überfälligen Mitgliederversammlung mit Neuwahlen drängte. Weil Raff ohne Rückendeckung des Stadtrats einen Pflegevertrag mit dem SCF kündigen wollte, handelte er sich wegen Einmischung in Vereinsangelegenheiten einen Rüffel der Kommunalaufsicht ein. Ettner setzte sich zudem in mehreren Streitpunkten mit juristischen Mitteln zur Wehr. Die Ermittlungen wegen Nötigung, Untreue und Urkundenfälschung gegen ihn seien aber am 21. März eingestellt worden, sagte Raff. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde, weil Raff ohne Wissen des SCF bei dem potenziellen Sponsor in Puchheim nachgefragt hatte, sei am 31. März ebenfalls abgewiesen worden. Jüngst war Raff wegen eines Schreibens an den SCF, das die Vorstandschaft als bedrohlich empfunden hatte, in die Kritik geraten. Vor diesem Hintergrund hielt er sich aus der Debatte heraus. Gegenüber der SZ hatte er aber betont, er habe nichts gegen eine Umbenennung einzuwenden.

Andreas Lohde (CSU) griff eine Forderung Raffs auf und bemängelte, dass Ettner den Antrag des Vereins nicht persönlich unterschrieben habe. Christian Götz (BBV), dem die Vorgehensweise der SCF-Spitze ebenso wenig behagt wie Jan Halbauer und Christian Stangl (beide Grüne), warf die Frage auf, warum bei der Stadionumbenennung nicht ein örtliches Unternehmen zum Zuge komme, am besten die Stadtwerke. Die Stadtwerke freilich, so wurde schnell deutlich, hatten sich vor einigen Jahren als Sponsor zurückgezogen und auch nichts gegen die Energiewerke Bayern als Namenspatron.

Philipp Heimerl (SPD) warnte davor, die Umbenennung zu nutzen, um erneut "ein Fass aufzumachen" und sich bei dem Verein einzumischen. Dass dieser einen Sponsor gefunden habe, sei doch positiv. Ähnlich äußerten sich Markus Droth und Franz Neuhierl (beide Freie Wähler).

SCF-Präsident Jakob Ettner begrüßte die Entscheidung und versicherte auf Nachfrage, er werde den Vertrag eigenhändig unterschreiben.

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SZ vom 03.05.2021
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