Süddeutsche Zeitung

Sport:Training in Kleingruppen

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Dem TV Emmering gehören viele Leichtathleten an. Wegen der Hygieneregeln dürfen aber nur wenige Kinder und Jugendliche auf den Sportplatz, um das Sprinten, Springen und Werfen zu üben

Von Karl-Wilhelm Götte, Emmering

Am Zaun zum Eingang des Leichtathletikstadions hängt unübersehbar der Hygieneplan des TV Emmering. Drinnen im Stadion sieht man fünf Kleingruppen mit vier Kindern und Jugendlichen beim Speerwerfen, Sprinten, Weitspringen und Hürdenlaufen. Dabei stehen fünf Trainerinnen und Trainer mit Mundschutz. Trainer Mark Henne betreut die Speerwurfgruppe und teilt den Mädchen und Buben seine Korrekturen des Bewegungsablaufs mit. Es ist erst das zweite Training der Zehn- bis 13-Jährigen nach acht Wochen Corona-Pause.

"Es ist alles sehr übersichtlich", sagt Henne "und auch erschreckend." Er meint die wenigen Athletinnen und Athleten, die die Trainer auf dem riesigen Sportplatz betreuen können. In der Regel sind etwa 70 Mädchen und Buben in allen Altersklassen dort anzutreffen. "Jetzt haben wir nur die kader- und wettkampforientierten Athleten beim Training", erklärt Henne. Auch sein elfjähriger Sohn Jonas übt neben Sebastian Bachl und Sina Raczek (beide zwölf Jahre alt) sowie der 13-jährigen Magdalena Burgmair das technisch komplizierte Speerwerfen. Auch Henne trägt den vorgeschriebenen Mund- und Nasenschutz und hält Abstand zu den Kindern. Henne macht die Maske nichts aus. "Das bin ich gewöhnt", sagt der ehemalige bayerische Meister im Zehnkampf. Er ist Orthopäde im Klinikum Fürstenfeldbruck. Der Hygieneplan des Vereins basiert auf den Vorschriften des bayerischen Landes-Sportverbands sowie der deutschen und bayerischen Leichtathletikverbände.

Der Hygieneplan enthält auch Regeln zur Desinfektion der Sportgeräte, wie Kugel, Diskus, Speer und die Stäbe. Das muss sogar protokolliert werden. Auf der 400-Meter-Rundbahn im Stadion sollen Sicherheitsabstände von 15 Metern eingehalten werden. Eine markierte Laufbahn soll immer ausgelassen werden, damit Abstände gehalten werden. Geduscht wird nach dem Training nicht. Nur jeweils eine Toilette für Buben und Mädchen darf benutzt werden, so will es der Hygieneplan.

Der TV Emmering bietet dem Leichtathletiknachwuchs seit Jahrzehnten ideale Bedingungen. Besonders das Engagement der Trainerinnen und Trainer sticht immer wieder hervor. Auch Henne erinnert sich noch gut an den ehemaligen langjährigen Trainer Franz Kopeczek, der viele junge Athleten in die bayerische und deutsche Spitze geführt hat. Die Jugend-Leichtathletik des TV Emmering hat auch heute einen renommierten Namen. Der Verein verfügt jedes Jahr wieder über mehrere Buben und Mädchen, die zu den besten Athleten in Oberbayern und Bayern zählen. Die 13-jährige Magdalena David, die von Odelzhausen zum Training anreist, führt aktuell sogar einige deutsche Bestenlisten in mehreren Disziplinen an. "Ein sehr vielversprechendes Talent", sagt Mark Henne, dessen Kleingruppe jetzt beim Sprinttraining auf der Laufbahn angekommen ist.

Beim Weitsprung steht Trainerin Jana David, die Mutter von Magdalena, und korrigiert die Kinder. Drei Fahrradreifen hat sie vor dem Absprungbalken platziert. "Kurz-lang-kurz ist der Laufrhythmus vor dem Absprung", erklärt David. "Der letzte Schritt muss aktiv kurz aufs Brett sein." Sie freut sich, dass endlich wieder trainiert wird. "Es macht so viel Spaß, die Kinder wiederzusehen und die Bahn zu spüren", sagt die Trainerin. Das sei virtuell nie herzustellen. An der zweiten Weitsprunggrube steht Christian Goßler mit seinen Kindern und die von Trainer Johannes Aumüller ist zum Speerwerfen gewandert. Den Hürdenlauf beaufsichtigt Cynthia Braun. "Ruhig im Oberkörper bleiben und flacher über die Hürden springen", korrigiert sie die vier Kinder, darunter auch ihre zehnjährige Tochter Vélina, die ebenfalls die vier 65 Zentimeter hohen Hürden überspringt. "Die Kinder müssen sich nach der Pause erst wieder reinfinden", sagt Braun und ist nachsichtig mit dem Nachwuchs. "Es ist ein großer Luxus, mit nur vier Kindern zu trainieren, sonst sind es 30", sagt Braun und spricht an diesem Abend auch für ihre Trainerkollegen.

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SZ vom 26.05.2020
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