Sport:90 Minuten durch das Wasser

Ausdauerschwimmen

Anette Wolfgard bekommt ihre Startzeit auf den Arm geschrieben: 9.55 Uhr. Damit ist sie die erste Teilnehmerin, die beim Ausdauerschwimmen im Mammendorfer Freibad ins Wasser steigt.

(Foto: Günther Reger)

Beim Ausdauerschwimmen im Mammendorfer Freibad erringen mehr als ein Drittel der 92 Teilnehmer jeden Alters die höchste Stufe des Abzeichens

Von Marcel Holland, Mammendorf

Ende der Siebzigerjahre beendete die deutsche Schwimmergesellschaft die Vergabe des Totenkopfschwimmabzeichens großflächig. Zu oft kam es bei den sportlichen Leistungen, bei denen zwischen einer und zwei Stunden geschwommen werden musste, insbesondere zu Unterkühlungsunfällen. Beim Ausdauerschwimmen im Mammendorfer Freibad vergangen Sonntag, bei dem unter anderem auch bis zu eineinhalb Stunden geschwommen werden konnte, bemerkt man jedoch nichts von Gefahr. Ganz im Gegenteil: Bei strahlend schönem Sonnenschein hört man schon im Eingangsbereich lautes Kinderlachen.

Am Schwimmerbecken sitzt unter einem kleinen blauer Pavillon Anita Dürr im gelben Poloshirt, die Vorsitzende des SV Mammendorf Abteilung Schwimmen. Sie lächelt unter ihrer dunklen Sonnenbrille, während sie von ihrer Liste aufblickt, auf der sie die Teilnehmer aufschreibt. Im Moment steht dort nur ein einziger Name, doch das wird sich sehr schnell ändern. Im Laufe des Tages nehmen noch insgesamt 92 junge und alte Menschen an der Veranstaltung teil. Dies ist seit 2010, als der SV Mammendorf das Ausdauerschwimmen zum ersten Mal veranstaltete, ein Teilnehmerrekord.

Am Beckenrand gehen Menschen, ebenfalls in gelben Poloshirts, auf und ab: "Wir passen darauf auf, dass niemand von denen abblubbert." Währenddessen füllt sich der abgesperrte Bereich des 50 Meter langen Beckens zusehends, teilweise wird es sogar eng und man muss aufpassen, keine Füße ins Gesicht zu bekommen. Jeder schwimmt hier in seinem Tempo, denn das Ausdauerschwimmen, dessen Abzeichen seit 2002 vom Bayerischen Schwimmverband geregelt und vergeben wird, ist wie jede Leistung, die auf Fitness abzielt, zuallererst ein Wettkampf mit sich selbst. "Die erste Stunde ist meistens das geringste Problem", sagt Anita Dürr, "aber der Sprung auf die 90 Minuten. Da musst Du schon kämpfen."

Und kämpfen tut auch Anette Wolfgard. Sie ist die Erste, die ins Wasser steigt. Sich selbst hält sie bescheidenerweise für nicht sehr sportlich, doch die anderthalb Stunden schafft sie trotzdem. Sie ist froh, auf die Veranstaltung aufmerksam geworden zu sein, da ihrer Meinung nach nicht so viel los ist im Landkreis. Aber zu ihrer Erleichterung ist ja auch bald der Stadtlauf 2018 in Fürstenfeldbruck, der im Zuge der Fürstenfeldbrucker Gesundheitstage am 17. Juni stattfinden soll.

Unter den Schwimmern ist auch ein Teilnehmer, der seinen ganz eigenen Kampf auszutragen scheint, ein Bub aus Germering, Phillip Starck. Seit sechs Jahren ist er Leistungsschwimmer im Verein SSG Neptun Germering. Im Wechsel zwischen Freistil - also Kraulen - und Brustschwimmen macht er in der Zeit einiges an Strecke gut.

Währenddessen hört man vom Beckenrand Anfeuerungsrufe von Eltern, die versuchen, ihre Kinder dazu zu bewegen, noch ein paar Minuten durchzuhalten, um doch noch eine weitere der fünf Stufen des Abzeichens zu erreichen. Außerdem geben die Veranstalter hilfreiche Tipps, wie man viel Kraft beim Schwimmen sparen kann. So wird ein älterer Herr darauf aufmerksam gemacht, dass er sich sehr viel leichter tue, wenn er sich im Wasser mehr strecke, also den Körper in eine flachere Lage versetze, da so der Wasserwiderstand geringer sei. Und tatsächlich kann man sehen, wie sich das bisher vor Anstrengung verzerrte Gesicht des Mannes ein wenig entspannt, als er den Ratschlag befolgt.

Nach dem Schwimmen gehen alle Teilnehmer schnell auf die Toilette, es sind nämlich anständige Badegäste, während Schwimmabteilungsleiterin Anita Dürr die Urkunden für das jeweilige Abzeichen ausfüllt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: