Sport:Fußfeger und Zieher

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Puchheimer Turnier zeigt: Judo kommt bei Kindern gut an

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Es ist eine gewaltiges Gewusel in der Sporthalle des Puchheimer Gymnasiums. Auf drei rot gekennzeichneten Judomatten kämpfen Kinder gegeneinander. 130 von ihnen sind aus südbayerischen Vereinen zum dritten Faschingsturnier des FC Puchheim gekommen. Manchmal sieht das Gezerre der kleinen Hände an den Judojacken eher nach Ringen aus. Hinter einer Barriere stehen die Eltern der Kinder, filmen mit dem Handy und versuchen ihre Sprösslinge mit Zurufen anzuspornen. Das machen auch schon die Vereinstrainer, so dass bei einigen kleinen Judoka die Verwirrung eher größer wird. An jeder der drei Matten steht ein Kampfrichter, der den zweiminütigen Wettkampf der jüngeren Kinder beaufsichtigt, dem einen oder anderen schon mal den gelben Gürtel bindet, Wertungen und den Sieger anzeigt.

Die siebenjährige Emily Stupek legt gleich vier Jungs auf die Matte. (Foto: Günther Reger)

"Die Eltern kennen die Regeln nicht und fragen dann: Warum hat mein Sohn keine Wertung bekommen?", beschreibt Christa Frey die Schwierigkeit mit Vätern und Müttern, deren Kind erstmals bei einem Wettkampf dabei sind. Frey ist Judochefin bei den Judoka des SC Gröbenzell und das schon seit 30 Jahren. Sie hat mit ihren Trainern schon viele Kindergenerationen an den Judosport herangeführt. Beim Puchheimer Faschingsturnier hat sie 22 Jungen und Mädchen von der Altersklasse U9 bis U13 dabei. Sie freut sich jedes Mal wieder über die spürbare Begeisterung der Kinder, sich in einem Wettkampf zu behaupten. Die achtjährige Katharina hat bisher zweimal gekämpft und zweimal gewonnen. "Mit dem Fußfeger habe ich gewonnen", sagt die kleine Gröbenzellerin und demonstriert sofort, wie sie das gemacht hat. Bei Mädchen kommt als Motiv, warum sie zum Judo gehen, häufig das Argument, das man sich dann besser verteidigen könne.

Judo-Trainer wie Danilo Kunz fiebern mit, wenn die Kleinen kämpfen. (Foto: Günther Reger)

Für Jungen steht eindeutig das Kämpfen "Mann gegen Mann" im Vordergrund. So auch für den achtjährigen Oskar, der schon drei Siege und ein Unentschieden vorweisen kann. "Judo ist aufregend", sagt er und hat den Zuruf seines Trainers "Jetzt ziehen" erfolgreich befolgt. "Beim Judo bewegt man sich mehr als beim Fußball", arbeitet der ebenfalls achtjährige Jonas den Unterschied der zwei Sportarten heraus. Er hat bisher einmal verloren und einmal Unentschieden gekämpft.

Christa Frey freut sich über den immer noch regen Zulauf von kleinen Kindern beim SC Gröbenzell. Doch sie sieht das, was die Leistungen der Kleinen angeht, eher gelassen: "Die Kinder machen Entwicklungsstufen durch. Man muss ihnen Zeit lassen, auch mit 15 Jahren kann man noch ein sehr guter Judoka werden." Das Gewusel auf den Matten geht inzwischen weiter. Jens Liebold, Judo-Abteilungsleiter beim FC Puchheim, beobachtet das mit Genugtuung. Der Aufwand, besonders der Transport von 250 Matten vom Sportzentrum zum Gymnasium, hat sich gelohnt. Gerade kämpft sein zehnjähriger Sohn Anton. "Bein vor, Bein vor", ruft ihm der Vater zu. Er hat das nicht gehört, aber den Kampf gewonnen. Bereits fertig mit ihren vier Kämpfen ist die siebenjährige Emily vom FC Puchheim. Sie hat alle vier Jungs in ihrem Pool besiegt und das Turnier gewonnen. Dabei hat sie erst im vergangenen Sommer mit dem Judo begonnen. "Sie sieht nur so schüchtern aus, beim Judo ist das ganz anders", sagt die Mutter und der Vater ergänzt: "Für sie gibt es nur noch Judo, Judo." Er müsse sie ab und zu bremsen, weil sie schon zweimal pro Woche trainiert. "Mit Judo kann man sich bei Gefahr wehren", sagt Emily mit sehr ernstem Gesichtsausdruck.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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