Spider Murphy Gang:Großes Hallo

Spider Murphy Gang

Sänger Günther Sigl (li.) versteht sich als Entertainer der Band. Er und die anderen Musiker der Spider Murphy Gang brillieren auch als Solisten.

(Foto: Günther Reger)

Die Spider Murphy Gang erfüllt in der ausverkauften Germeringer Stadthalle die Erwartungen der rund tausend Besucher. Nach vielen beklatschten Soli singt und tanzt das Publikum zum Ende des Konzertes auch auf der Galerie mit

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Kurz vor 22 Uhr kommen die Besucher von ihren Sitzen hoch. "Es darf getanzt werden", verkündet Günther Sigl von der Bühne der Germeringer Stadthalle. Der Leader der Spider Murphy Gang feuerte den Tanzsaal mit Bill Haleys "Rock Around the Clock" an. Seine Sechs-Mann-Band lässt zu Beginn der längeren Zugabe noch einmal den vollen Sound erklingen. Bei "Skandal im Sperrbezirk" setzen sich auch die lethargischen unter den tausend Zuschauern im völlig ausverkauften Saal rhythmisch in Bewegung. Spider Murphy erfüllt alle Erwartungen seiner Fans, das liegt vor allem auch an den Musikern der Extraklasse, die einen kompakten Sound abliefern.

Die Musiker brillieren auch als Solisten. Vorne weg gleich Ludwig Seuss, ein virtuoser Pianist am Steinway-Flügel. Er kommmt nach der Pause zunächst allein auf die Bühne und stimmt das Publikum mit einem heftig beklatschten Boogie-Woogie-Solo auf die nächste Stunde ein. Frontmann Günther Sigl, bald 69 Jahre alt, versteht sich als Entertainer der Band, der die Besucher mit amüsanten Geschichten zu den folgenden Liedern führt.

"Barny und ich waren einst als Hippies unterwegs", erzählte Sigl von Ausflügen und Unternehmungen, die er mit Gitarrist Gerhard Gmell unternommen hatte. Dazu erscheinen hinten auf die Leinwand projiziert langhaarige Jugendbilder von ihm und "Barny" Gmell. Das sorgt für großes Hallo in der Halle. Passend dazu stimmt die Band "Going up the Country" von Canned Heat an. Pianist Ludwig Seuss nimmt das Akkordeon zur Hand und Otto Staniloi spielt mit der Querflöte den unverwechselbaren Canned Heat Sound virtuos nach. Übergangslos geht es mit "Radio, Radio" und den umfassenden Grüßen an den Rest der Welt weiter.

Spider Murphy ist seit 1977 aktiv. Neben Sigl war damals auch "Barny" Gmell, 61, dabei. Seuss, 51, der seine Familie und seinen Germeringer Schulfreund, den privat anwesenden Oberbürgermeister Andreas Haas, unter den Zuschauern begrüßt, ist seit 1987 Teil der Band. Alle anderen sind seit 20 Jahren mit von der Partie. 1981 kam mit "Skandal im Sperrbezirk" der endgültige Durchbruch der Formation. 1983 folgte dann "Mir san a Bayrische Band" und das erste Auftreten einer westdeutschen Rockgruppe in der DDR. So hat sich in fast 40 Jahren ein riesiges Repertoire an Liedern angesammelt. Ehe der Rock'n-Roll-Teil kommt, ertönten auch sanftere Klänge, wie "Unter dem Kastanienbaum" und bekannte Ohrwürmer, bei denen sich so manche Paare unter den Besuchern an schöne gemeinsame frühere Zeiten erinnert und dichter aneinander rückt. So auch beim Lied "Mit'n Frosch im Hois und Schwammerl in de Knia". Als Einleitung dazu berichtet Sigl von seinen Annährungsproblemen ans weibliche Geschlecht.

"Mit 1,62 Meter Größe mit Absatz", so der Sänger der Band schmunzelnd, "habe ich es in meiner Jugend schwer gehabt, weil ich gar so schüchtern war." Da lacht und höhnt der Saal. Die bayerische Volksmusik streifte die Band per Schlagerepisode mit "Marina, Marina" und "Sugar Baby" von Peter Kraus. Da greift Sigl zur kleinen Ukulele. "Ein Instrument, das zu mir passt", ulkt er zum Vergnügen der Besucher. Beim Stück "Renate (Du konnst me gern ham)" spielte Saxophonist Otto Staniloi die Tuba, Seuss das Akkordeon und der Saal klatschte begeistert mit.

Den Rock'n-Roll-Part läutet Spider Murphy mit Chuck Berry ein, den Sigl besonders verehrt und als den Erfinder der Rock'n Roll Gitarre bezeichnete. Die ganz eigene Spider-Murphy-Version von Chuck Berrys "Johnny B Good", in g-Moll vorgetragen, wird durch die exzellente Querflötenbegleitung von Staniloi zu einem der Höhepunkte des Abends. Das musikalische Vermögen der Bandmitglieder ist nach wie vor enorm und zieht sich mit vielen beklatschten Soli durch den Abend. Nach "Skandal um Rosi" und Bill Haley intoniert die Spider Murphy Gang im Zugabenpotpourri natürlich auch "Herzklopfen" mit Herzschmerzen. Jetzt singen und tanzen auch die Besucher oben auf dem Balkon und in der Galerie mit. Mit dem Gefühl, einen spektakulären Musikabend erlebt zu haben, werden die Besucher mit Jailhouse-Rock und einem Twist nach Hause geschickt.

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