SPD Grafrath:Euphorisierte Genossen

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Vor den Mitgliedern des Ortsverbands "Obere Amper" erklärt Michael Schrodi (links), wie die SPD seiner Meinung nach die Wahl gewinnen kann. (Foto: Günther Reger)

Michael Schrodi positioniert sich für den Wahlkampf

Von Manfred Amann, Grafrath

Man sehe landauf landab nur noch gut gelaunte Genossen, seit Martin Schulz angetreten ist, Kanzlerin Angela Merkel abzulösen, findet der SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi. Seiner Ansicht nach nähren die Umfragewerte, die den Sozialdemokraten aktuell 31 Prozent zutrauen, die "Zuversicht, dass wir die Wahl im September gewinnen können". Vor den Mitgliedern des im Vorjahr neu gegründeten Ortsverbandes "Obere Amper" machte Schrodi im Grafrather Bürgerstadel aber auch klar, dass es nun gelte, im Sog der Aufbruchsstimmung den Menschen glaubhaft zu machen, dass nur die Sozialdemokratie eine politische Wende herbeiführen könnte, um wieder mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen.

Ganz so euphorisch schien Josef Heldeisen (Grafrath), der den Ortsverband leitet, nicht zu sein: Die Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien in großen Teilen der Bevölkerung sei mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Schrodi indes blieb bei seiner Zuversicht. Schulz sei der richtige Mann mit großer Zugkraft. Wesentlich für einen Erfolg sei aber auch, den Menschen, die infolge der wirtschafts- und unternehmerorientierten Politik der beiden vergangenen Jahrzehnte auf der Strecke geblieben seien, ein Programm und damit Perspektiven anzubieten, sagte der Bundestagskandidat. Es müsse darin klar zum Ausdruck kommen, dass die SPD für mehr soziale und innere Sicherheit kämpfen wolle. "Die Mehrheit der Menschen will eine solidarische Gesellschaft". Die Absicherung von Lebensrisiken wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit dürfe nicht privaten Institutionen überlassen werden. Außerdem müsse der Staat dafür sorgen, dass die Menschen vom Lohn ihrer Arbeit auch leben können, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit oder Zeitarbeit mit Mindestlohn sollten nur ausnahmsweise zugelassen werden und die Rente solle sich am Lebensstandard orientieren. Vor allem im Pflege- und Erziehungsbereich seien höhere Löhne unabdingbar, merkte Markus Pröll (Schöngeising) an.

Auf die "Gretchenfrage", wie man das denn alles finanzieren wolle, bezog Schrodi klar Position für eine Umverteilung, für mehr Steuergerechtigkeit, für ein solidarisches Miteinander und für eine Bürgerversicherung. Dass sich die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter öffne, wie Josef Wild (Grafrath) angeführt hatte, werde in der Bevölkerung als Ungerechtigkeit und als Aufkündigung der Solidargemeinschaft empfunden, glaubt auch Schrodi. "Und das geht zu Lasten der Demokratie und des Zusammenhaltes". Auf den Einwand, dass die Einführung einer Bürgerversicherung angesichts der Beamtenmacht nicht einfach sein werde, sprach sich der Wahlkreiskandidat dafür aus, die Umstellung als Prozess zu sehen, den man nur in Gang bringe, wenn man einsteigt und schrittweise vorgeht.

Wie Gerhard Gauck und Uwe Kaltenegger (Schöngeising) anführten, müsse man das Gewerkschaftswesen wieder stärken, um in Sachen Umverteilung und Lohngerechtigkeit voranzukommen. Als weitere wichtige Aufgabe einer sieht Schrodi in die Auflösung des mittlerweile milliardenschweren Investitionsstaus, die mit der Union nicht zu machen sei. Auch in Sachen Wohnungsbau müsse sich der Staat stärker engagieren. Die Zusammenarbeit mit der Union hält Schrodi für "aufgebraucht" und rät, für Koalitionen wie Rot-Rot-Grün offen zu sein. Keinesfalls werde er jedoch seine Zustimmung zu Verhandlungen mit der AfD geben.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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