Sparkasse:Kreispolitiker stimmen über Fusion ab

An diesem Donnerstag fällt eine Vorentscheidung darüber, ob sich die Fürstenfeldbrucker Sparkasse mit Dachau und Landsberg/Dießen zusammenschließen darf. Vor allem das folgende Votum des Brucker Stadtrats gilt als offen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Soll aus den Sparkassen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg/Dießen eine Amper-Lech-Sparkasse werden? Die Institute wollen das, weil sie an eine Bankenhochzeit die Hoffnung auf mehr Effizienz, Skaleneffekte sowie niedrigere Kosten knüpfen. Entscheiden müssen die jeweiligen Träger, also Städte und Gemeinden. Für die Brucker Sparkasse wird es an diesem Donnerstag spannend. Dann stimmt der Kreistag über die erforderliche Auflösung des Zweckverbands sowie den Vereinigungsvertrag ab. Noch im Mai wird dann der Brucker Stadtrat abstimmen. Fehlt in einem der Gremien die Mehrheit, bleibt alles beim Alten.

Im Kreistag zeichnet sich eine leichte Mehrheit pro Fusion ab, das wurde im Kreisausschuss vergangene Woche klar. Entscheidend wird sein, ob sich die auch in Reihen der CSU anzutreffenden Skeptiker der Fraktionslinie unterordnen. Andere Fraktionen, wie die SPD, dürften nicht einheitlich, aber tendenziell gegen die Fusion stimmen. Offen ist aber vor allem das Votum des Brucker Stadtrats. CSU und Freie Wähler, die eher dem Fusions-Lager zuzurechnen sind, haben keine Mehrheit. Die Kritiker, so auch die FDP, haben sich deutlich zu Wort gemeldet. Möglicherweise wird entscheidend sein, wie viele SPD-Stadträte sich vom amtierenden Sparkassen-Verwaltungsrat Ulrich Schmetz (SPD) überzeugen lassen und wie viele Politiker der BBV sich auf die Seite des Fusionskritikers Martin Runge schlagen. Runge gehört den Grünen an, wurde bei den Oberbürgermeister-Wahlen im vergangenen Jahr aber auch von der BBV ins Rennen geschickt.

Runge bekräftigte am Mittwoch in Gröbenzell erneut seine Position und widersprach den beiden Gutachten, die unterm Strich aus wirtschaftlichen Gründen eher einen Zusammenschluss der drei Geldinstitute empfehlen. Der Zweite Bürgermeister von Gröbenzell und Grünen-Landtagsabgeordnete ist selbst Wirtschaftswissenschaftler und weiß sehr wohl, dass sich nicht alle Argumente der Befürworter so einfach entkräften lassen. In der Summe aber überwögen die Nachteile klar, findet der 60-Jährige, der sich mit Genuss auf den Koalitionsvertrag beruft: CDU/CSU und SPD haben dort die Förderung kleinerer Geldhäuser vereinbart. Auch die Brucker Volksbank hatte jüngst recht positive Zahlen vorgelegt und gerade in ihrer überschaubaren Größe sowie der Nähe zum Kunden eine Stärke gesehen (Insider weisen freilich darauf hin, dass es bei der Volksbank in den zurückliegenden Jahren bereits starke Einschnitte beim Personal gegeben habe).

Eine Amper-Lech-Sparkasse würde jedenfalls mit acht Milliarden Euro Bilanzsumme nicht mehr zu den kleinen Banken zählen. Der zweite namhafte Kritiker einer Fusion, Rainer Gottwald vom Landsberger Bürgerforum, weist regelmäßig darauf hin, dass gerade kleine Sparkassen wie jene in Moosburg gute Geschäftsergebnisse ausweisen. Ebenso wie Gottwald fürchtet Runge, dass Synergieeffekte vor allem zu Lasten der Belegschaft gehen würden. Die Gutachten hatten den "Mehrwert" für die Brucker Sparkasse durch eine Fusion auf jährlich zwischen 20 und 33 Millionen Euro beziffert, etwa ein Drittel davon durch Einsparungen. Langfristig könnten bereits durch die Rationalisierung der Brucker Sparkasse 140 Arbeitsplätze wegfallen, im Fall einer Fusion wären es wohl weitere hundert - auch wenn Brucks Sparkassenchef Klaus Knörr immer betont, dass dies ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen kann.

Runge bleibt dabei, dass die Brucker Sparkasse besser solo bleiben und sich auf interne Reformen beschränken sollte. Zumal sie im Vergleich zu Dachau und Landsberg/Dießen wirtschaftlich ziemlich schlecht abschneidet und die Zugewinne durch eine solche "Eigenoptimierung" gut selbst gebrauchen könnte.

Große Sorgen machen sich die Grünen um die Führung und die Kontrolle einer Amper-Lech-Sparkasse. Der Verwaltungsrat als Steuerzentrale werde vor allem von der CSU als Austragsstüberl für Parteipolitik genutzt, heißt es. So gehören dem Dachauer Verwaltungsrat zehn Politiker - darunter Alt-OB Peter Bürgel und Alt-Landrat Hansjörg Christmann - an, aber nur ein Wirtschaftsprüfer mit Fachkenntnissen. Auch von einer künftigen Verbandsversammlung könnte gegen Postenschieberei noch weniger getan werden, weil die zahlenmäßig schrumpfen soll und dadurch "immer CSU-lastiger" werde, wie Runge befürchtet. Wenn die kleineren Parteien aus den Gremien verschwinden, könnte das Sparkassengesetz ausgehöhlt werden, ohne dass jemand sein Veto einlegt. Etwa dann, wenn es um den Erhalt der originären Aufgaben der Sparkassen geht: die Versorgung mit Bankdienstleistungen in der Fläche, nicht zuletzt von wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreisen. Oder wenn es darum geht, die Bezüge von Vorstand und Verwaltungsrat anzuheben.

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