Sonderausstellung:Kein Freund und Helfer

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Die Polizeischule zeigte in Fürstenfeldbruck bei vielen Gelegenheiten, wie bei Feiern und Gedenkveranstaltungen, Präsenz. (Foto: Wolfgang Pulfer/OH)

Museum beschäftigt sich mit Polizeischule in NS-Zeit

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Brucker Magistrat hatte regelrecht um die Polizeischule gebettelt, die 1924 in die Räume des früheren Klosters einzog. Denn die Einrichtung mit Hunderten von Schülern und Lehrern versprach Arbeit und Aufträge und wertete das Kaff auf. Bei der Stadterhebung von 1935 spielte der Verweis auf die Lehranstalt eine wichtige Rolle. Zusammen mit Fliegerhorst und Luftkriegsschule machte die Polizeischule das beschauliche Bruck während der faschistischen Herrschaft zur Garnisonsstadt und zum Täterort. Dass sich die Polizeischule im Barockkloster zur Kaderschmiede für Massenmörder entwickelte, hat Sven Deppisch in seiner grundlegenden Studie herausgearbeitet.

Auf dem Grundlagenwerk des Gröbenzeller Historikers basiert die neue Sonderausstellung im Museum Fürstenfeldbruck, die in Kooperation mit der Hochschule der Bayerischen Polizei Fürstenfeldbruck entstand und am heutigen Donnerstag eröffnet wird. Unter dem Titel "Ausbildung - Enthemmung - Verbrechen" wird die Geschichte der Polizeischule von ihren Anfängen in der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit behandelt. Gegliedert ist die Ausstellung in drei Abschnitte.

In der Mitte des Raumes finden sich die Tafeln über die Münchner Polizei im Nationalsozialismus, die unter Mitarbeit von Historikern des NS-Dokumentationszentrums München 2014 erarbeitet wurden. Sie dokumentieren eine Faschisierung, die mit der Niederschlagung der Räterepublik beginnt, und enden mit der Verfolgung von Homosexuellen sowie Sinti und Roma in der Bundesrepublik. In diesem Rahmen ist die Entwicklung der Polizeischule zu einem "Knotenpunkt im Koordinatensystem des Holocausts" (Deppisch) zu sehen. In zwei weiteren Abschnitten werden die Ausbildung, die Bedeutung der Schule für Bruck sowie das ambivalente Verhältnis zur Bevölkerung und lokale Untaten dokumentiert und schließlich die Beteiligung von Schülern und Lehrern an den Verbrechen der Deutschen, den Massakern und Deportationen, Plünderungen und Verwüstungen. Schließlich wird anhand einzelner Figuren gezeigt, dass die meisten Täter ihre Karrieren nach der Stunde Null im bayerischen Polizeiapparat und in der Ausbildung fortsetzen konnten.

Auf Objekte wie Uniformen oder Waffen haben die Museumsleiterinnen verzichtet, der Erkenntnisgewinn wäre fraglich. Stattdessen besteht die gut gemachte, hoch informative Ausstellung im wesentlichen aus Bildern und Texten. Insbesondere die Fotos in Originalgröße vermitteln einen Eindruck davon, wie stark Uniformen zeitweise das Straßenbild prägten. Anhand des Kantinenpächters Johann Wolkendorfer, einem NSDAP-Stadtrat, wird deutlich, dass manche Einwohner erheblich von der Schule profitierten.

Dazu gibt es Hörstationen mit Äußerungen etwa von Johann Edin, dem Leiter der Stadtpolizei, der nicht das beste Verhältnis zu den Faschisten und der Polizeischule pflegte. Gezeigt werden Bilder von Guido Zingerl, der sich künstlerisch mit der Polizeischule auseinandergesetzt hat. Kontrastiert wird sein Werk über die Polizei als "Freund und Helfer" mit einem Plakat aus der NS-Zeit, das diesen Werbespruch aus der Weimarer Zeit trägt.

Museum Fürstenfeldbruck: Ausstellung Ausbildung - Enthemmung - Verbrechen - Die Polizeischule Fürstenfeldbruck im Nationalsozialismus, vom Donnerstag, 4. April, bis Sonntag, 7. Juli.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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