Zwei große Israelfahnen wehen am Dienstagabend auf dem Fürstenfeldbrucker Hauptplatz vor dem Alten Rathaus, daneben Regenbogenfahnen und einige Israelwimpel. Die Stadtratsparteien von CSU, Grünen, FW, SPD, ÖDP, Die Partei und BBV luden die Bürgerinnen und Bürger ein, ihrer Mahnwache beizuwohnen - als Reaktion auf den "grauenvollen terroristischen Anschlag der Hamas", wie Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) erklärt, bevor er vor etwa 50 Versammelten die gemeinsame Erklärung des Stadtrats verliest.
Darin betont er dessen "uneingeschränkte Solidarität mit dem israelischen Volk" und bekräftigt das Existenzrecht Israels. Auch Israels Recht zur Selbstverteidigung erkenne der Stadtrat an und verurteile "aufs Schärfste die menschenverachtenden und terroristischen Angriffe durch die Hamas". Solidarität bringt der Stadtrat in seiner gemeinsamen Erklärung auch für jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Ausdruck und warnt vor wachsendem Antisemitismus im Land: "Auf der Basis unseres Grundgesetzes, das Antwort ist auf die Jahre der Diktatur und des Krieges, ist es weder relativierbar noch hinnehmbar, dass Menschen ihren jüdischen Glauben nicht mehr ohne Angst in der Öffentlichkeit zeigen können."
Infolge des Olympia-Attentats vom 5. September 1972 habe die Stadt Fürstenfeldbruck eine besondere Beziehung zum heutigen Staat Israel. Die Erklärung schließt mit einem Appell: "Wir hoffen, dass dieser Krieg, unter dem unzählige Zivilisten auf beiden Seiten leiden und ihr Leben lassen müssen, bald ein Ende findet." Dass Götz dabei auch die zivilen Opfer in Gaza nicht vergisst, bringt er zusätzlich mit einem Zitat der 102-jährigen Shoah-Überlebenden Margot Friedländer zum Ausdruck: "Es gibt kein christliches Blut, kein jüdisches Blut, kein muslimisches Blut - es gibt nur menschliches Blut."

Auch Stadtrat Andreas Rothenberger (BBV), der die Veranstaltung angemeldet hat, verurteilt die Taten der Hamas und hofft auf Frieden. Den israelischen Zorn in Reaktion auf den 7. Oktober, als "der blanke Horror über Israel hineinbrach", bezeichnet er als "vollkommen verständlich und gerechtfertigt". Gleichzeitig hoffe er aber auch, dass er sich nicht gegen das palästinensische Volk allgemein richte und die "Spirale der Gewalt" ende.
Bedürfnis nach Frieden
Ein Bedürfnis nach Frieden verspüren auch andere Anwesende. "Ich bin jetzt über 70, und ich bete und hoffe seit mindestens 50 Jahren auf Frieden in der Welt", erklärt die ehemalige Stadträtin Beate Hollenbach. Sie sei auch bei den Mahnwachen für die Ukraine mit dabei gewesen, leide jetzt mit den zivilen Opfern auf beiden Seiten. Jupp Peters von der BBV ist auf der Veranstaltung, um für Israel und gegen die Hamas zu stehen. Auch er äußert Mitgefühl mit israelischen und palästinensischen Opfern: "Man muss nun versuchen, dass beide wieder anfangen, zu reden. Wenn man schießt, redet man nicht." Peters und Hollenbach verurteilen nicht nur die Hamas, sondern kritisieren auch den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Stadtrat Andreas Lohde (CSU), der an diesem Abend eine der großen Israelfahnen hält und auf dessen blauem T-Shirt in hebräischen Buchstaben "Israel" steht, versteht die Sehnsucht der Menschen nach Frieden. "Der Frieden muss das Ziel sein. Natürlich muss es auch Formen der Annäherung und Friedensverhandlungen geben. Bloß kann man es sich aktuell nicht so einfach machen. Dafür haben wir im Moment ein zu großes Konfliktpotenzial." Da er in Deutschland weit weg vom Nahostkonflikt sei, wolle er sich keinen Ratschlag "anmaßen". Stattdessen gebe es hinsichtlich der "explosionsartig" angestiegenen Zahlen antisemitischer Handlungen im Land auch in der hiesigen Gesellschaft viel zu tun. Die Mahnwache sei ein Zeichen für Brucker Mitbürgerinnen und Mitbürger mit israelischem Pass, jüdische Menschen im Landkreis und die Gesellschaft allgemein: "Wir sind sehr aufmerksam. Wir haben das im Blick."