Germering:Ungewöhnliche Schulpartnerschaft

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Die Pater-Rupert-Mayer-Highschool in Makonde ist die Partnerschule des Carl-Spitzweg-Gymnasiums. (Foto: CSG/oh)

Das Carl-Spitzweg-Gymnasium unterstützt eine Einrichtung im südafrikanischen Simbabwe mit Spenden. Ein Schüleraustausch erscheint aber auch nach sechs Jahren als zu riskant.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasium (CSG) hat eine Partnerschule in Simbabwe, dem Land, das viele tausend Kilometer entfernt nördlich von Südafrika liegt. Initiiert hat die Partnerschaft im Jahre 2017 Lehrerin Daniela Meyer-Bender, Fachschaftsleiterin Geografie am CSG. Kürzlich fand ein Benefizkonzert in der Schule statt, bei dem 1300 Euro als Spende für die Schule in Simbabwe zusammenkamen. Einen Schüleraustausch gibt es bisher nicht. Eine Reise Germeringer Schülerinnen und Schüler dorthin scheint auch aus Sicherheitsgründen nicht machbar.

Aus Recycling-Materialien wie Coladosen werden kleine Kunstwerke wie Flugzeuge und Autos, die beim CSG-Weihnachtsbasar verkauft werden. (Foto: CSG)

So ist die Beziehung des CSG zur Pater-Rupert-Mayer-Highschool in Makonde eher einseitig. Die katholische Schule ist aus einer von Jesuiten gegründeten Missionsstation entstanden. Sie liegt 150 Kilometer und sechs Autostunden entfernt von der Hauptstadt Harare. Das CSG hat sich, wenn man so will, an ein Projekt der Technischen Universität München (TUM) angehängt. Eine Architektengruppe der Universität hatte bereits vor 20 Jahren den Schulbau in Simbabwe begleitet. Professoren wie Studenten der Lehrstühle "Licht- und Raumgestaltung" (Architektur) sowie "Erneuerbare Energien" bauten selbst mit. Der Sohn eines der Architekten besuchte als Schüler das CSG und berichtete davon, dass sein Vater in Afrika eine Schule baue. Daraufhin entstand die Partnerschaft. Natürlich seien damals Fragen aufgetaucht, so Meyer-Bender. "Warum soll man eine Schule unterstützen, von der man nichts weiß?", war die zentrale Frage. Trotzdem hat sich das Gymnasium entschieden, die Partnerschaft zu verwirklichen.

Die Solaranlage der Partnerschule. (Foto: CSG/oh)

Im Laufe der Jahre wurden am CSG etwa 15 000 Euro für die Schule in Simbabwe gesammelt. "Wo geht das Geld hin?", fragte sich auch Meyer-Bender. Deshalb reiste sie im Frühjahr zusammen mit einer TUM-Delegation in die Kleinstadt Makonde, um die Pater-Rupert-Mayer-Highschool zu besuchen. Die CSG-Studiendirektorin zeigte sich beeindruckt: "Wir wandelten durch Solarparks, durch eigene Gärten mit Fruchtwechselwirtschaft, an Wasserpumpen und Gehegen vorbei und staunten über die effektive Nutzung aller Ressourcen zur Subsistenz." So werden die Hühner mit eigenem Korn ernährt und die Hühnerausscheidungen werden an die Fische in den angelegten Teichen verfüttert. "Das Wasser dazu wird mit den vom Solarpark betriebenen Wasserpumpen geschöpft", so Meyer-Bender. Mit von Chinesen gebauten Funkmasten werden Bewässerungspläne und Marktkonzepte per App organisiert und auch der für die Ernten entscheidende Wetterbericht ist online und aktuell abrufbar. Die 468 Schülerinnen und Schüler sowie das Personal könnten mit eigenem Getreide, Gemüse und Vieh proteinreich versorgt werden. Meyer-Bender: "Das ist eine beachtliche Leistung in der Trockensavanne."

Die Germeringer Lehrerin Daniela Meyer-Bender mit Schülerinnen und Schülern im neuen Chemiesaal. (Foto: CSG)

350 Schüler wohnen als Internatsschüler inzwischen auf dem Schulgelände der Highschool. Ein Krankenhaus in der Nähe stellt die medizinische Versorgung sicher. 120 Schüler kommen aus der Umgebung. Die Schule ist eine Privatschule, sodass nur einigermaßen wohlhabende Eltern ihre Kinder dort zur Schule schicken können. "Die Schüler würden gerne Solartechniker oder Ingenieure werden", berichtet Meyer-Bender von ihren Eindrücken vor Ort. Die Mädchen träumten eher von medizinischen Berufen oder wollten Lehrerinnen werden.

Die Highschool ist weitgehend autark und verfügt über einen Debattierklub

Die Schule habe einen "Wissenschaftsblock" und die Schüler könnten dort einen sogenannten A-Level erwerben, mit dem sie dann auch studieren können. Beeindruckt war die CSG-Lehrerin auch vom Debattierklub an der Schule. "Da sind sie uns überlegen", meint Meyer-Bender. Sie zeigte den Schülern in Simbabwe Filmausschnitte des letzten Benefizkonzerts der Musiker und P-Seminare am CSG. Staunend betrachtet wurden Bilder vom Weihnachtsbasar und vor allem vom Schnee im Germeringer Schulhof. Ein Höhepunkt sei die Übergabe der von Zwölftklässlerin Marlene Frick entworfenen Fahne mit dem "CSG-for-Simbabwe-Logo" gewesen.

Daniela Meyer-Bender im überdachten Außenbereich, in dem über einem Holzfeuer gekocht wird. (Foto: CSG/oh)

Simbabwe ist erst 1980, als die schwarze Mehrheitsbevölkerung die Regierung übernahm, unabhängig geworden. Zuvor war es unter dem Namen Rhodesien eine englische Kolonie gewesen, in der auch die Nachfahren der Engländer die schwarze Bevölkerung massiv unterdrückt hatten. Immer noch verlassen viele qualifizierte Menschen, darunter Krankenschwestern und Ärzte, das Land gen Großbritannien. Auch Absolventen der Partnerschule werden das tun.

Das CSG möchte an der Unterstützung der Schule festhalten. "Wir werden mit Spenden den Bau der neuen Mensa unterstützen", so Meyer-Bender. Einen Schüleraustausch hält sie vorerst nicht für machbar. "Das ist - weil gefährlich - kein Land, wo man mit Schülern hinfährt", sagt die Lehrerin. Auch gebe es in vielen Bereichen Korruption. Trotzdem will sie den Schülern vermitteln, dass man "auf der anderen Seite der Welt etwas Gutes tun kann."

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