Silvesterritt in Türkenfeld:Dem Ortsheiligen zur Ehr'

Silvesterritt in Türkenfeld: Mit Fuhrwerken werden auch Modelle von Pfarrkirche, Kriegerdenkmal sowie Fuggerschlösschen durch den Ort gefahren, wie hier 2018.

Mit Fuhrwerken werden auch Modelle von Pfarrkirche, Kriegerdenkmal sowie Fuggerschlösschen durch den Ort gefahren, wie hier 2018.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zur Brauchtums­veranstaltung werden wieder viele Reiter und Kutschen erwartet

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Bevor sich die Türkenfelder zur Silvesterparty rüsten, kommt der Namensgeber des letzten Tages im Jahr in der Gemeinde zu besonderen Ehren. Bis zu hundert Reiter - und je nach Witterung auch deutlich mehr - sowie Kutschen und Gespanne mit Modellen der Pfarrkirche, des Kriegerdenkmals oder des Fuggerschlösschens sowie alle Ortsvereine und Blaskapellen beteiligen sich mit ihren Fahnen am traditionellen Silvesterritt.

Dieser geht auf ein Gelöbnis zurück, das Türkenfelder Bauern 1807 aus Sorge abgelegt hatten, ihre für die Landwirtschaft unentbehrlichen Pferde könnten einer damals in der Region wütenden Seuche zum Opfer fallen. Weil die Pferdekrankheit, vermutlich Milzbrand (Gelber Schleim), daraufhin abklang, organisiert die Gemeinde mit Unterstützung von Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz und Helfern seither alljährlich den Silvesterritt, zu dem Pferdefreunde mit ihren herausgeputzten Tieren aus der Großregion München, Augsburg, Rosenheim und Ingolstadt anreisen. "Der Ritt gehört einfach dazu, wir wollen das Versprechen jedes Jahr wieder einlösen und so ein Stück Brauchtum erhalten", erklärt Bürgermeister Pius Keller. Für die Bewahrung des Silvesterrittes hat Türkenfeld noch einen weiteren Grund. Der Heilige ist seit jeher Nebenpatron der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Eine Votivfahne aus dem Jahr 1976 belegt dies mit den eingestickten Worten "O Großer Heiliger Sylvest, Durch deine Fürbitt haben wir, was für uns das allerbest ...". Im Vertrauen auf ihn riefen die Türkenfelder "ihren Heiligen" auch 1976 um Unterstützung an, als die Bayerische Landesregierung Türkenfelds Verwaltungsselbstständigkeit aufgeben wollte. Da es nicht dazu kam und das "drohende Unheil" mit Silvesters Hilfe abgewendet werden konnte, wie es in der Ortschronik heißt, stieg Silvester laut Bürgermeister Keller endgültig zum "Ortsheiligen" auf. Seit 1980 wird daher zum äußeren Zeichen der Dankbarkeit die Figur des Heiligen vom Ortsobmann des Bauernverbandes mitgetragen, die das Jahr über in der Pfarrkirche steht. Laut Zweitem Bürgermeister Emanuel Staffler soll der Silvesterritt auch Menschen zusammenführen und bei geselligem Miteinander auf den Jahreswechsel einstimmen. "Es freut uns, dass Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Schützenvereins Türkenfeld bereit sind, im und vor dem Feuerwehrhaus im Schlosshof die Besucher zu bewirten", so Staffler. "Kulinarische Schmankerl" werden auch entlang der Wegstrecke des Silvesterrittes von der Schule bis zur Pfarrkirche mit Schwerpunkt rund um die Sparkasse und an der Mariensäule angeboten.

Bis 11.30 Uhr stellen sich die Teilnehmer im Schulhof auf. Pünktlich mit dem Zwölf-Uhr-Glockenschlag soll sich der Zug in Bewegung setzen.

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