Silvesterritt:Unter den Blicken der TV-Kamera

Silvesterritt: Original und Nachbau: die Türkenfelder Pfarrkirche beim Silvesterritt 2017.

Original und Nachbau: die Türkenfelder Pfarrkirche beim Silvesterritt 2017.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach zweijähriger Pause findet wieder ein Silvesterritt statt. Ein Team des Bayerischen Rundfunks wird den Umzug begleiten.

Von Manfred Amann, Türkenfeld

In den Tagen vor dem Jahresende sind in Türkenfeld die Vorbereitungen für den traditionellen Silvesterritt in vollem Gange. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause soll die Brauchtumsveranstaltung wie in über 200 Jahren zuvor Reiter mit ihren Pferden aus der gesamten Region, Wagen- und Kutschengespanne sowie viele Zuschauer ins Dorf locken und begeistern. Weil das Bayerische Fernsehen angekündigt hat, den Umritt mit Segnung vor der Pfarrkirche zu filmen, soll das Fest zu Ehren des Heiligen diesmal besonders feierlich werden. "Und das Wetter sollte auch mitspielen", wünscht sich Bürgermeister Emanuel Staffler (CSU).

Die Filmaufnahmen sollen am Samstag, 7. Januar, um 17.45 Uhr als Teil der Heimatsendung "Zwischen Spessart und Karwendel" gezeigt werden. Ortsarchivar Dieter Hess hatte eigens alte Unterlagen durchforstet, um das Redaktionsteam mit ausreichend Hintergrundwissen auszustatten. Dabei fiel ihm auch eine Ausarbeitung von Hubert Mayer aus dem Ortsteil Zankenhausen in die Hände, die der passionierte Brauchtumsfreund anlässlich des 200. Silvesterritts im Jahr 2007 verfasst hatte.

Demnach reicht die Ehrung des Heiligen Silvester wenigstens bis 1796 zurück, wie einem Reim zu entnehmen ist, der auf einer alten Prozessionsfahne zu lesen ist. Bürgermeister Staffler spricht von einem "uralten Brauch, der den Türkenfeldern am Herzen liegt und den es zu bewahren gilt". Der Silvesterritt geht auf ein Gelübde zurück, das Türkenfelder Bauern im Jahre 1807 ablegten, um von einer im Umland grassierenden Viehseuche verschont zu bleiben. Wie Hubert Mayer anlässlich des 200. Silvesterritts eruierte, hatte seinerzeit der Milzbrand vor allem Zugtiere dahingerafft. Und weil das Flehen der Türkenfelder um Verschonung ihrer Tiere vom Heiligen Silvester erhört worden sei, finde alljährlich der Umritt statt.

Im Film soll auch über die umfassenden Vorbereitungen berichtet werden. Es gilt die Votivwagenmodelle von der Pfarrkirche und vom einstigen Fugger-Schloss aus dem Schuppen zu holen, fahrfähig zu machen und zu schmücken. Sie wurden von den beiden Schreinern Rudi Heitzer und Sepp Heigl 1999 anlässlich der Feierlichkeiten zur ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vor 1250 Jahren gebaut. "Sepp Heigl zählt mittlerweile 92 Jahre und packt immer noch an", lobt Mayer. Gefilmt wird voraussichtlich auch die Bereitstellung der Monstranz mit der Silvesterreliquie, mit der Ross und Reiter gesegnet werden, und die Aufbereitung der Silvesterfigur, die beim Umritt mitgeführt wird, das Jahr über jedoch im Sitzungssaal der Gemeinde aufbewahrt wird. Der Heilige ist seit 1980 auch Schutzpatron der Gemeinde, weil er angeblich die Bitten erhörte, dass Türkenfeld eine selbstständige Kommune bleiben kann.

Am Silvestertag versammeln sich Reiter sowie Gespannführer von 11.30 Uhr an im Schulhof. Um zwölf Uhr setzt sich der Zug Richtung Dorfmitte und Pfarrkirche in Bewegung. Begleitet wird der Festzug von Musikkapellen, Ortsvereinen, Polizei, Freiwilliger Feuerwehr, Rotem Kreuz und zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Die Segnung übernimmt heuer erstmals Father John aus Uganda, den ein Freundeskreis seit Jahrzehnten unterstützt.

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