Siedlungsdruck:Maisach stellt die Weichen

Stefansberg, Maisach Winter 2018

Dörfliche Idylle strahlt der Maisacher Ortsteil Stefansberg auch an trüben Wintertagen aus. Dass der Charakter des Ortes auch so bleibt, dafür setzen sich die Maisacher Gemeinderäte derzeit ein.

(Foto: Matthias F. Döring)

Im kleinen Ortsteil Stefansberg soll ein Bebauungsplan den Fortbestand des dörflichen Charakters sichern helfen. Ein städtebaulicher Präzedenzfall, den manche Bürger kritisch sehen

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wohin soll sich Maisach entwickeln? Sollen die vielen Ortsteile um die Hauptorte Maisach und Gernlinden zu reinen Schlafstädten werden oder soll dörfliches Leben erhalten bleiben? An und in Stefansberg wird sich wahrscheinlich als erstes zeigen, welchen Weg die Gemeinde städteplanerisch einschlägt. Die von der neuen Planung betroffenen Einwohner des 240-Seelen-Dorfes, das nordwestlich gute drei Kilometer Luftlinie von Maisach entfernt liegt, sind noch gar nicht von den Ideen begeistert, dass sich bei ihnen auch Gewerbe ansiedeln soll.

Im Sommer vor einem Jahr hat der Gemeinderat eine Planung an der Kirchbergstraße in Stefansberg gestoppt. Das Vorhaben, drei Mehrfamilienhäuser mit 24 Wohnungen zu bauen, wurde schlichtweg abgelehnt. Klar war den Gemeinderäten schon damals, dass der Siedlungsdruck, der in Maisach und Gernlinden am stärksten zu spüren ist, nun auch in den für die Wohnbebauung durchaus attraktiven Ortsteilen ankommt. 24 neue Wohnungen würde bedeuten, dass um die 70 neue Bürger in den Ort kämen - mit all den Konsequenzen für die Infrastruktur von der Kinderkrippe über die Schule und den Verkehr.

Um das Zentrum des Ortes neu zu planen, wurde zuerst eine zweijährige Veränderungssperre bis 2019 erlassen und ein Bebauungsplan in Auftrag gegeben. Ein solches Planungsinstrument mit gewissen Festsetzungen existiert in Stefansberg bislang nicht, Neubauten konnten sich allein an der Umgebungsbebauung orientieren. Nachdem der Vorentwurf für den Bebauungsplan "Stefansberg Mitte" von Ende Juni bis Anfang August öffentlich zur Einsichtnahme ausgelegen hatte, gingen von Anwohnern etliche Stellungnahmen ein. Die wurden, unter aufmerksamer Beobachtung von Zuhören aus Stefansberg, im Gemeinderat unter fachlicher Anleitung des Planers Andre Krimbacher vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München abgearbeitet. Da das Landratsamt Fürstenfeldbruck darauf hingewiesen hatte, dass der Wunsch, den Bereich des Bebauungsplanes als Dorfgebiet zu bezeichnen, wegen eines fehlenden landwirtschaftlichen Betriebs nicht möglich ist, kann nur ein allgemeines Wohngebiet oder ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe ausgewiesen werden. Keine Art der Nutzung festzulegen, wäre eine weitere Möglichkeit der Planung gewesen, die aber keinen Gefallen am Ratstisch fand.

Bürgermeister Hans Seidl (CSU) sagte mit deutlichen Worten, dass für ihn nur ein Mischgebiet in Frage kommt, dass ein allgemeines Wohngebiet automatisch mehr Infrastruktur zur Folge hätte. "Es ist fast eine Grundsatzfrage. Wie wollen wir argumentieren, wenn wir es in anderen Orten nicht machen?", sagte der Bürgermeister. Denn auch in anderen Ortsteilen gibt es Wünsche für neue Wohnbebauung.

Grünen-Gemeinderätin Christine Wunderl war ganz bei Bürgermeister Seidl, als sie ihre Befürchtung äußerte, dass sich die Gemeinde übernehmen werde, wenn immer mehr Infrastruktureinrichtungen geschaffen werden müssen. Wenn nur noch Wohnungen gebaut würden, würde der Zuzug größer und der Ort "immer anonymer" werden.

Deshalb ist auch für SPD-Gemeinderat Ric Unteutsch der Weg zu einem Mischgebiet der richtige: "Ich bezweifle, ob wir überall Schlafstädte haben wollen." Von anderen Vorstellungen und Forderungen aus der Gemeinde will sich auch FW-Fraktionssprecher Gottfried Obermair nicht beeinflussen lassen: "Wir planen, wir entscheiden", machte er für den Gemeinderat klar.

Mit dem Auftrag, den Bebauungsplan mit den Voraussetzungen für ein Mischgebiet zu verändern, verabschiedete sich Planer Andre Krimbacher aus dem Gemeinderat für dieses Jahr. In Kürze wird er aber wieder vorstellig werden - und vermutlich wieder ebenso viele kritische Zuhörer bei seinem Vortrag über die zukünftige Entwicklung von Stefansberg haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: