SeniorenarbeitZwischen Kaffee, Kreistanz und der neuesten App

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Beim Jubiläum von Seniorenbegegnungsstätte und PC-Stammtisch wird ein Kreistanz aufgeführt.
Beim Jubiläum von Seniorenbegegnungsstätte und PC-Stammtisch wird ein Kreistanz aufgeführt. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Die Seniorenbegegnungsstätte in Eichenau feiert ihr 40-jähriges Bestehen, und viele der damals schon aktiven Ehrenamtlichen sind dabei. Pro Monat treffen sich dort 1200 Menschen.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wer in der Nähe des Eichenauer Kolpingwegs älteren Menschen begegnet, der sieht sie stets eilen. Meist mit festem Schritt, manchmal auch mit einer Gehhilfe, streben sie einem Gebäude zu, in dem sie sich die Kraft und Beweglichkeit zu holen scheinen, die sie - auch in höherem Alter - mobil sein lässt. Die Gemeinde Eichenau ist stolz darauf, eine solche Seniorenbegegnungsstätte zu haben, in der irgendwie ständig etwas los ist. In diesen Tagen ist das 40-jährige Bestehen gefeiert worden, und es kamen gefühlt mehr Gäste als zu den Jubiläumsfeiern zuvor. Die „SBS“, wie sie auch unter den Nutzern der Einrichtung heißt, ist zu einer Institution in Eichenau und für viele auch zu einem Vorbild für Senioreneinrichtungen im Landkreis geworden.

Gern gesehen in der Kaffeerunde: Eichenaus Pfarrer Albert Bauernfeind. Er starb 2018.
Gern gesehen in der Kaffeerunde: Eichenaus Pfarrer Albert Bauernfeind. Er starb 2018. (Foto: Ortwin Scheider)

Auch wenn die Betriebskosten für das Haus von der politischen Gemeinde getragen werden, so stammen doch Idee und Umsetzung aus der katholischen Kirchengemeinde. Pfarrer Johannes Wohlfahrter wollte etwas für die ältere Generation tun, und mit dem Kranken- und Altenpflegeverein (KAV) stand ein Träger bereit, der sich bereits seit 1960 um alte Menschen kümmerte. Dass dies alles ehrenamtlich passierte, wurde dem Verein viel Jahre später zum Verhängnis, weil Ehrenamtliche für einen Pflegedienst nicht die Verantwortung übernehmen können. 2017 dann zog sich der KAV aus der Pflege zurück und blieb als Förderverein für die Seniorenbegegnungsstätte erhalten. Die Caritas Fürstenfeldbruck führt die Geschäfte und hat für den Treff am Kolpingweg mit Antonia Hunger eine Leiterin in Teilzeit.

Zum zehnjährigen Bestehen des PC-Stammtisches in Eichenau bekommt die Seniorenbegegnungsstätte 2014 zehn Tabletcomputer von der Stiftung Digitale Chancen zum Ausprobieren.
Zum zehnjährigen Bestehen des PC-Stammtisches in Eichenau bekommt die Seniorenbegegnungsstätte 2014 zehn Tabletcomputer von der Stiftung Digitale Chancen zum Ausprobieren. (Foto: privat)

Am 1. Mai 1985 hieß die Leiterin Helga Scheer. Bei der 40-Jahr-Feier berichtete sie von den Anfängen, als es ein Pflegebad und ein Zimmer für die Kurzzeitpflege gab. Doch die Pflegeeinrichtungen seien nicht gut angenommen worden, und man habe die Angebote deshalb wieder gestrichen, so Scheer. Überhaupt habe erst ein Netzwerk aufgebaut werden müssen, ein Programm musste erstellt werden, und als alles vorbereitet war und die Eichenauerinnen und Eichenauer kamen, war eine neue Institution in Eichenau geschaffen. Rückblickend sagt Helga Scheer: „Es macht mich glücklich, wie es weitergegangen ist.“

War vor 40 Jahren eines der ersten Angebote der Seniorentanzkreis, so sind es heute eine Reihe von Terminen jeden Monat, die im Programm der Begegnungsstätte aufgeführt sind. Tanzen und weitere Angebote, sich zu bewegen, sind weiterhin stark vertreten. Montags findet ein Spielenachmittag bei Kaffee und Kuchen zum kleinen Preis statt, dienstags können Menschen ab 60 Jahren ihre seelischen Probleme bei einer offenen Sprechstunde mit einer Fachkraft des sozialpsychiatrischen Dienstes besprechen, und zweimal in der Woche treffen sich Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz in einer Gruppe. Ziel dieses Angebots ist es, in dieser Zeit die pflegenden Angehörigen zu entlasten.

Der PC-Stammtisch am Freitag ist in der Senioren-Begegnungsstätte Eichenau unter der Leitung von Gabriele Hein entstanden.
Der PC-Stammtisch am Freitag ist in der Senioren-Begegnungsstätte Eichenau unter der Leitung von Gabriele Hein entstanden. (Foto: Günther Reger)

An Freitagen ist der Vormittag für den PC-Stammtisch reserviert. Das ist seit 20 Jahren so. Damals initiierte eine Gruppe von Computerbegeisterten einen Vormittag, um den Älteren den Umgang mit einem PC näherzubringen. Sie nennen sich „Begleiter und nicht Betreuer“, sagt einer der Gründer, Günther Löw. Einige der Beigleiter von damals sind auch heute noch dabei. Sie haben alle Smartphone-Generationen, Tablet-Versionen und diversen Betriebssysteme den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nähergebracht und statten die ältere Generation Eichenaus weiterhin mit digitalem Wissen über Apps und KI aus.

Ursula Bernhofer-Schied ist die Vorsitzende des Fördervereins KAV
Ursula Bernhofer-Schied ist die Vorsitzende des Fördervereins KAV (Foto: Johannes Simon)

Ganz analog unterwegs sind die Wandergruppen und Reisegesellschaften. So wurde an die intensiven Erlebnisse einer Rom-Reise erinnert. Beweglich in Kopf und Körper bleiben die Senioren in Eichenau eben auch mit den sportlichen Programmen. Unter anderem wird Reha-Sport für die Wirbelsäule oder bei Osteoporose angeboten. Ein fester Bestandteil sind ebenso die Kreistänze, die Bewegung, Koordination und Gleichgewicht fördern und die bei der Feier auch aufgeführt wurden.

Am beliebtesten, berichtet Ursula Bernhofer-Schied, die Vorsitzende des Fördervereins KAV, seien die geselligen Angebote, wie etwa gemeinsames Frühstücken, gemeinsames Reisen oder der Faschingsball mit 100 Gästen. Apropos Zahlen: 1200 Besucherinnen und Besucher verzeichnet die Seniorenbegegnungsstätte in Eichenau im Monat, und beim Blick aufs Programm ist dieses Interesse in einer Gemeinde mit einem hohen Anteil älterer und aktiver Menschen auch nicht verwunderlich.

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