Vermittlung:Wie junge Menschen Senioren im Alltag entlasten

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Acht Schülerinnen und Schüler treffen bei der Germeringer Insel auf Senioren, die Unterstützung suchen. (Foto: Johannes Simon)

Ein Projekt des Germeringer Max-Born-Gymnasiums bietet Unterstützung etwa beim Einkauf oder Begleitung beim Spazieren gehen. Bei der Germeringer Insel lernen sich beide Seiten kennen.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es gilt sich erst einmal kennenzulernen – ältere Menschen und Schülerinnen und Schüler. Die kommunale Beratungsagentur Germeringer Insel mit Melanie Schillert hat zu einem Unterstützungsprojekt eingeladen. Partner ist das Max-Born-Gymnasium (MBG). Von dort sind sechs Mädchen und zwei Jungen im Alter von zwölf bis 15 Jahren gekommen, um bei Kaffee und Kuchen oder einer Limo die älteren Menschen kennenzulernen, die gerne Unterstützung und vor allem Kontakt hätten. Diesen Schülerservice des MBG gibt es schon seit gut zwei Jahrzehnten. Schillert, die die Fachstelle für pflegende Angehörige in der Germeringer Insel verantwortet, will an diesem Nachmittag den Kontakt zwischen Jung und Alt wieder beleben und das scheint zu klappen.

Die Germeringer Insel residiert im Zenja, dem Zentrum für Jung und Alt, im Mehrgenerationenhaus in der Planegger Straße, dem ehemaligen Germeringer Rathaus. Die Insel koordiniert die sozialen Aufgaben in der Großen Kreisstadt seit Jahrzehnten, sie ist „die Anlauf-, Informations- und Beratungsstelle und gleichzeitig Vernetzungsdrehschreibe für die soziale Arbeit in Germering“, wie sie sich selbst beschreibt. Als Selbsthilfekontaktstelle ist sie auch das Dach für mehr als zwei Dutzend Selbsthilfegruppen. Sie kümmert sich ebenfalls um die Vermittlung von Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige und ältere Menschen. Auch der MBG-Schülerservice soll hier eine Rolle spielen. „Rein zum Putzen will ich niemanden schicken“, markiert Melanie Schillert jedoch auch die Grenze der Entlastungsangebote der jungen Unterstützer, als eine ältere Frau jemanden zum Abspülen, Räume und Fenster putzen sucht. Schillert skizziert den Rahmen des jugendlichen Einsatzes wie folgt: Zum Einkaufen begleiten, vorlesen, einkaufen, Haustiere betreuen, leichte Gartenarbeiten und Haushaltstätigkeiten verrichten, beim Kochen helfen oder einfach miteinander ratschen.

Schillert gibt den Seniorinnen und einem Senior dann drei Fragen für ihre Vorstellung vor. Was wünsche ich mit? Wie oft will ich Kontakt und wo wohne ich? Schnell wird deutlich, dass es den älteren Menschen auch darum geht, gegen ihre Einsamkeit anzugehen. „Ich hätte gerne jemand, der mit mir spazieren geht“, sagt eine Dame. „Alleine habe ich dazu keine Lust.“ Jemand, der mit ihr redet und erzählt. Auch zusammen etwas spielen oder lesen wäre prima. Wenn möglich, könnte sie ein „junge Dame“ mit dem Auto zu einer Spazierfahrt zu einem nahegelegenen See mitnehmen. „Bis jetzt bin ich unfallfrei gefahren“, fügt sie noch hinzu. Eine andere Seniorin ist 95 Jahre alt und das Rücken oder Tragen ihrer größeren Blumentöpfe fällt ihr schwer. „Wenn ich da Hilfe haben könnte“, sagt sie, „wäre das schön.“ Sie sei auch Handy-Anfängerin: „Ich kann inzwischen Bilder empfangen, aber noch nicht verschicken.“

Auch eine weitere ältere Frau hätte gerne „IT-Unterstützung“, wie sie sagt. Sie sei keine Anfängerin, aber sie könne nicht alles mit dem Handy. „Ist das Handy von Apple?“, erkundigt sich sofort ein Achtklässler und klingt sehr fachmännisch. In Fragen zum Umgang mit dem Smartphone scheint sich einiges zu „matchen“, wie Schillert sagt, also Nachfrage und Hilfsmöglichkeiten der Schüler übereinzustimmen. Auch beim Reden und Spielen geht etwas. „Ich rede und spiele sehr gerne mit Menschen“, bekundet eine Schülerin der neunten Klasse. Vier andere Schülerinnen bieten ebenfalls Hilfe im Garten oder beim Einkaufen an. Eine hilft schon Grundschülern bei ihren Hausaufgaben. Ein 13-Jähriger, dessen Mutter erkrankt ist, sagt, er sei gewohnt zu helfen. Er könnte sich auch vorstellen, Spiele mit den Senioren zu spielen.

Das würde die Ehefrau eines zweifach schwerbehinderten Mannes entlasten, die ihn zuhause pflegt und der nicht alleine sein darf. „Er sieht sonst nur den Pflegedienst“, sagt die Ehefrau. „Zwei Stunden pro Woche wäre schön, dass er mal was anderes hört.“ Auch er würde gerne etwas mit einem Schüler spielen. Es würde im Reihenhaus einen Treppenlift geben und auch einen Notfallknopf, wenn etwas passieren sollte. „Es soll heute hier kein Speed Dating sein“, resümiert Melanie Schillert am Ende des Schnuppernachmittags. Die älteren Menschen sollen auf sie zukommen und sie würde dann die Hilfe einer Schülerin oder eines Schülers vermitteln. Dass das hinhaut, ist gut vorstellbar.

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