Seltene Pflanzenpracht:Botanisches Wunder

Seltene Pflanzenpracht: Albert Holzmüllers Agave wird demnächst blühen, was in unserem Klima extrem selten vorkommt.

Albert Holzmüllers Agave wird demnächst blühen, was in unserem Klima extrem selten vorkommt.

(Foto: Günther Reger)

In Moorenweis steht eine riesige Agave kurz vor der Blüte

Von Manfred Amann, Moorenweis

Immer wieder halten in diesen Tagen Fußgänger, Rad- und auch Autofahrer vor der Schreinerei Holzmüller an der Jahnstraße in Moorenweis, um im Vorgarten ein zumindest in unseren Breiten seltenes Naturereignis zu bewundern und zu fotografieren. Holzmüllers Garten ziert eine Agave, wie man sie sicher öfter finden kann, das Besondere und Außergewöhnliche daran aber ist ihre Blüte. Etwa sechs Meter ragt der drei bis sieben Zentimeter dicke Stengel in den Himmel und trägt 24 Blütenstände. In etwa zwei Wochen werden diese dann aufbrechen und eine gelbe Blütenpracht in luftiger Höhe entfalten.

Es komme in unserer Gegend nur sehr selten vor, dass Agaven überhaupt zum Blühen kämen, um so größer sei nun die Überraschung darüber gewesen, als die Blüte zum Vorschein gekommen sei, freut sich Schreinermeister Albert Holzmüller, der sich angesichts des besonderen Ereignisses umfassend über die Pflanze und ihre Besonderheiten informierte. Schade sei, dass sein Vater, der sich viele Jahre um die Agave gekümmert habe, die Blüte leider nicht mehr erleben könne. Der Senior hatte die Pflanze vor mehr als 30 Jahren geschenkt bekommen und sich um sie gekümmert. Die gesamte Familie, insbesondere aber die Enkel Lukas und Sophia seien von der "Riesenpflanze" begeistert, erzählt Holzmüller. Die Agave würde gelegentlich auch Jahrhundertpflanze genannt, weil sie nur einmal in ihrem Leben blühe und niemand wisse, wann der Zeitpunkt gekommen sei. Hundert Jahre könnten da auch vergehen, erläutert der stolze Agavenhüter. "Nach der Blüte aber stirbt die Pflanze meistens ab", weiß der 56-Jährige, denn das Blütenwachstum zehre die Pflanze quasi auf.

An Pfingsten habe Franz Spicker, ein Freund des Hauses, den Austrieb bemerkt und seither sei der Stengel mit den Blütenansätzen wöchentlich um etwa 60 bis 100 Zentimeter gewachsen. "Das nimmt der Pflanze so viel Kraft, dass sie nach der Blüte meist eingeht", so der Schreinermeister, der mit zehn Beschäftigten mit Schwerpunkt Maßmöbel und Bauelemente für Kunden im Landkreis bis München West herstellt.

Agaven wachsen in der Regel in frostfreien Klimazonen, ihr größtes Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Süden der Vereinigten Staaten über Mexiko bis Mittelamerika und es wurden schon zwölf Meter hohe Blütenstände entdeckt. Nach Europa eingebürgerte Agaven müssen den Winter über geschützt werden. Bis vor zwei Jahren transportierte Holzmüller jedes Jahr im Herbst die Agave mit Hilfe mehrerer Männer und einem Gabelstapler in die Schreinerei und im Frühjahr wieder in den Garten. "Manchmal hat die Pflanze von der Kälte der Eisheiligen sicher was abbekommen", glaubt der Firmenchef, daher habe er nicht mehr an eine Blüte geglaubt. Zuletzt war die Agave aus Platzgründen bei Familie Spicker untergestellt, was einen Transport quer durch den Ort erforderlich machte. Laut Holzmüller ist die Agave "ansonsten ja sehr pflegeleicht, denn sie braucht kaum Wasser und ist mit trockener, sandiger Erde zufrieden".

Alle sechs bis acht Jahre hat man die Pflanze in eine größere Schale umgetopft, damit die Wurzeln mehr Luft bekommen. Der Aufwand hat sich gelohnt. Der Schreiner hatte in den vergangenen Jahren zwar versucht, die Agave zu verschenken, so an die botanischen Gärten in München und Augsburg, ist nun aber froh, dass niemand interessiert war. "Die hatten wahrscheinlich keine Lust, die Pflanze abzuholen", vermutet Holzmüller. "Hätten die gewusst, dass die Agave tatsächlich irgendwann blüht, hätten sie uns die Pflanze bestimmt aus den Händen gerissen", meint er mit zufriedenem Lachen. Nach dem Abblühen nach etwa zwei Wochen wird der Stengel abgeschnitten, zerkleinert und kommt auf den Kompost. Möglicherweise hat die Pflanze Rhizome gebildet, die Tochterpflanzen hervorbringen können.

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