Für viele Schulen im Landkreis ist es schwer, den Schülern Schwimmunterricht anzubieten. Manche schaffen es gar nicht. Es fehlt an Schwimmbädern, vor allem an Hallenbädern, da die Freibad-Saison nur kurz ist. Das Schwimmbad in Türkenfeld wird aktuell renoviert, was das Angebot zusätzlich verknappt. Die Folgen sind kurze Beckenzeiten, die nur wenigen Klassen das Schwimmen ermöglichen.
Die Wittelsbacher Mittelschule beispielsweise, hat donnerstags zwei Bahnen im Germeringer Hallenbad zur Verfügung, genauso ist es für die Kerscheinsteiner Schule. Dadurch können sie ein paar wenigen Kinder Schwimmunterricht bieten. Deutlich schwieriger ist die Situation für Schulen, die kein eigenes Schwimmbad im Ort haben. So ist es bei der Grundschule Aufkirchen in Egenhofen. „Wir geben an unserer Schule keinen Schwimmunterricht, weil wir kein entsprechend freies, beziehungsweise erreichbares Schwimmbad in der Nähe haben“, schreibt Schuldirektor Dieter Werner auf Anfrage.

Germering:Schwierige Prüfung im Freibad
Nicht einmal jeder dritte Grundschüler kann sich mindestens 15 Minuten über Wasser halten. Eine weitere Sichtung der Initiative „FFB schwimmt“ bestätigt diese besorgniserregende Erfahrung.
Die Fahrt zum nächsten Schwimmbad sei teuer und zeitaufwendig. Selbst wenn sie das auf sich nehmen würden, hätten sie wahrscheinlich keinen Platz im Bad. Schulen „von außerhalb“ bekämen meist keine regelmäßigen Termine, „die für einen sinnvollen Schwimmunterricht notwendig wären“. Die Amperoase in Fürstenfeldbruck, beispielsweise, sei schon ausgelastet. Auch das Hallenbad Germering müsste immer wieder Anfragen von Schulen zurückweisen, weil es keine Kapazitäten mehr gebe, berichten die Germeringer Badeleiter Rudi Simm und Thorsten Widderich.
Grundsätzlich sind Schulen nicht verpflichtet, Schwimmunterricht anzubieten. Doch Claudia Wagenführer, Konrektorin der Kerschensteiner Schule in Germering, findet, dass es gerade in unserer Region wichtig sei, allen Kindern schwimmen beizubringen. Es gäbe so viele Schwimmmöglichkeiten in der Umgebung, die meisten Kinder werden mal ins Freibad, Hallenbad oder zu einem See gehen wollen, da wäre es gefährlich, wenn sie nicht schwimmen könnten.
Begrenzte Plätze in Schwimmkursen
Das zu gewährleisten ist eigentlich nicht die Aufgabe der Schulen. Der Schul-Schwimmunterricht soll dazu dienen, bereits existierende Kenntnisse zu vertiefen und weiter zu üben, informiert das Schulamt. Doch die Plätze in Schwimmkursen sind begrenzt. „Ausgebucht“, heißt es auf der Schwimmkurs-Buchungsseite der Amperoase. Auch die Warteliste im Hallenbad Germering war bereits nach wenigen Tagen wieder geschlossen, berichten Simm und Widderich. Möchte ein Kind zwischen sechs und dreizehn Jahren beim Schwimmtraining der Wasserwacht Olching mitmachen, beträgt die Wartezeit drei Jahre, so steht es auf deren Webseite.
Viele Kinder im Landkreis Fürstenfeldbruck können nicht oder nur schlecht schwimmen. Das hat die Initiative „FFB schwimmt“ festgestellt. Im letzten Schuljahr haben sie 531 Kinder aus neun Grundschulen im Landkreis auf ihre Schwimmfertigkeiten hin geprüft. Das Ergebnis: 63 Prozent sind keine sicheren Schwimmer. Das schreibt die Initiative auf ihrer Webseite. Ihr Ziel ist es, diesen Kindern Schwimmkurse zu vermitteln. Das ist allerdings nur für 38 Prozent der Nichtschwimmer beziehungsweise schwachen Schwimmer gelungen.
Doch die Nachfrage wächst weiter: Für dieses Schuljahr haben sich 18 Schulen angemeldet, unter ihnen die Wittelsbacher Grundschule in Germering und die Grundschule Aufkirchen in Egenhofen. Das Gemeinschaftsprojekt „FFB schwimmt“ vom Schulamt Fürstenfeldbruck, der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und der Hans Kiener Stiftung wird gut angenommen, kann den Bedarf allerdings nicht decken.
Die Wittelsbacher Mittelschule wolle einen Beitrag in dieser Richtung leisten und nutze ihre einzige Schwimmzeit – zwei Bahnen einmal in der Woche – um Kinder, die nicht schwimmen können, zu unterrichten, sagt Schuldirektor Braun. Übungsmöglichkeiten für alle anderen, blieben aber auf der Strecke. Um das zu verbessern, will Braun sich an einem Projekt der Kerschensteiner Schule in Germering orientieren. Diese veranstaltet nun im dritten Jahr eine Schwimm-Woche: Fünf Tage lang gehen die dritten und fünften Klassen jeden Tag schwimmen. Konrektorin Wagenführer ist das sehr wichtig: „Eigentlich müsste man noch viel mehr üben!“
Doch es sei bereits schwierig die Angebote, die sie schon haben, zu stemmen. „Das geht nur, weil wir ein gutes Team sind.“ Andere Lehrer müssen die Unterrichtsstunden der Lehrer übernehmen, die die Schwimm-Aktion beaufsichtigen, dafür opfern viele ihre Freistunden. Die Schule wollte zuerst professionelle Schwimm-Lehrer engagieren, doch das hat sich als unmöglich herausgestellt. Da hat Wagenführer beschlossen: „Dann müssen wir das eben selbst organisieren.“ Am 7. Juli starten die fünften Klassen in die Schwimm-Woche, am 21. Juli geht es für die dritten Klassen los.
In den letzten beiden Jahren hat die Kerschensteiner Schule die Bahnen im Germeringer Freibad kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, dieses Jahr müssen sie dafür zahlen. Die genauen Gründe kennt Wagenführer nicht, doch sie vermutet, dass der Andrang zu groß geworden ist, weil nun andere Schulen ihrem Vorbild folgen wollen. Die Kosten trägt voraussichtlich der Förderverein der Schule, aber es bedeutet zusätzlichen Aufwand in der bereits aufwendigen Organisation. Wagenführer ist es das allerdings wert und auch die Kinder haben Spaß daran, sagt sie.
Eine Schwimm-Woche wie die der Kerschensteiner Schule, und auch die Initiative „FFB schwimmt“ können allerdings das Grundproblem nicht lindern: Zu wenige Schwimmkurse, zu wenige Schwimmbäder. Dabei wäre es gerade hier in der bayerischen Fünfseen-Region, so wichtig, dass alle sich sicher im Wasser bewegen können.