Fürstenfeldbruck:Das Dilemma der Wasserretter

Fürstenfeldbruck: Bekleidet und mit Ball tragen die Rettungsschwimmer einige der Wettbewerbe aus.

Bekleidet und mit Ball tragen die Rettungsschwimmer einige der Wettbewerbe aus.

(Foto: Günther Reger)

Warum es lange Wartelisten bei Schwimmkursen gibt, die Wasserwacht aber trotzdem nicht unter Nachwuchsmangel leidet.

Von Karl-Wilhelm Götte   , Fürstenfeldbruck

Es ist laut im Brucker Hallenbad, sehr laut. Vier Teams von jungen Rettungsschwimmern aus Oberbayern schwimmen um den Sieg. Sie werden heftig angefeuert. Am Beckenrand laufen die Trainer und Betreuer mit und rufen Kommandos ins Wasser. Die elf- bis 13-Jährigen müssen schwimmend einen roten Ball möglichst schnell den Staffelkameradinnen und -kameraden übergeben. Diesen Lauf gewinnen die jungen Rettungsschwimmer der Kreiswasserwacht Fürstenfeldbruck des Roten Kreuzes. Ihr Jugendleiter Andreas Naumann jubelt.

Fürstenfeldbruck: Schwimmen mit Ball in der Staffel gehört ebenfalls zum Wettberwerb.

Schwimmen mit Ball in der Staffel gehört ebenfalls zum Wettberwerb.

(Foto: Günther Reger)

Nachwuchssorgen hat die Wasserwacht nicht, wohl aber lange Listen von Kindern, die Schwimmen lernen wollen. Durch die Pandemie hat sich das Problem noch verschärft. Die Wartelisten bei den Schwimmkursen sind bei allen Vereinen und Institutionen, die sie anbieten, noch länger geworden - auch bei der Kreiswasserwacht. "Wir brauchen etwa ein Jahr, um die Warteliste abzuarbeiten", sagt Andreas Naumann. "Es gibt bei einigen Anbietern der Wasserwacht Wartelisten mit 200 bis 300 Kindern", berichtet Carmen Kornalik von der Jugendleitung des Bezirks Oberbayern, die die Wettkämpfe in Fürstenfeldbruck verfolgt.

Fürstenfeldbruck: Theresa Nölp (links) ist Trainerin der Wasserwacht Füstenfeldbuck.

Theresa Nölp (links) ist Trainerin der Wasserwacht Füstenfeldbuck.

(Foto: Günther Reger)

Die Kinder, die zu den Wettkämpfen ins Hallenbad angereist sind, können schon gut schwimmen. "Ich habe das Silber-Abzeichen als Rettungsschwimmerin mit elf Jahren gemacht", erzählt Maja Nölp mit einigem Stolz. Jetzt ist sie zwölf und gehört zum Fürstenfeldbrucker Sechserteam, das um die Qualifikation für den Landesentscheid Mitte Juli in Aschaffenburg kämpft. Bereits mit vier Jahren konnte Maja schwimmen, mit sechs Jahren kam sie zur Wasserwacht. "Das ist mein Hobby", sagt sie. "Karate aber auch."

Fürstenfeldbruck: Sonja Naumann (Mitte) von der Wasserwacht Fürstenfeldbruck fungiert beim Wettbewerb in der Amperoase als Richterin.

Sonja Naumann (Mitte) von der Wasserwacht Fürstenfeldbruck fungiert beim Wettbewerb in der Amperoase als Richterin.

(Foto: Günther Reger)

180 Kinder in 25 Mannschaften aus den oberbayerischen Wasserwacht-Kreisverbänden schwimmen um den Bezirkstitel. Andreas Naumann und seine Schwester Sonja Naumann, die seine Stellvertreterin ist, sowie ihr Helferteam haben die Veranstaltung akribisch vorbereitet. Alles läuft dann auch wie am Schnürchen. Gestartet wird in drei Altersklassen von sechs bis 16 Jahren. Nach Flossenschwimmen, Tauchen und Rettungsübungen wird die Brucker Mannschaft, die Wasserretter der nächsten Generation, schließlich Dritte und verfehlt damit knapp die Teilnahme am Landesentscheid.

Fürstenfeldbruck: Niklas (links) und Felizian von der Fürstenfeldbrucker Wasserwacht bei einer Rettungsübung.

Niklas (links) und Felizian von der Fürstenfeldbrucker Wasserwacht bei einer Rettungsübung.

(Foto: Günther Reger)

Zurück zum Schwimmerlernen. "Die Eltern bringen ihre Kinder oft ohne vorherige Wassergewöhnung zu den Schwimmkursen", sagt Sabine Mehlhart, die stellvertretende Vorsitzende der Wasserwacht Oberbayern. Umso länger dauere es dann, bis die Kinder Schwimmen könnten. Viele Eltern warteten auch zu lange, bis sie ihr Kind anmeldeten. Sind Schwimmflügel sinnvoll bei kleinen Kindern? Sonja Naumann, 27, seit 20 Jahren bei der Wasserwacht, möchte Hilfsmittel generell reduzieren. "Kinder gewöhnen sich mit Flügeln eine falsche Schwimmlage an", sagt auch Sabine Mehlhart. "Ein Schwimmbrett ist besser, aber am besten ist die Hand unter dem Bauch." Die Brucker Kreiswasserwacht ist ständig bemüht, ihr Ausbildungspersonal zu erweitern. "Jugendliche aufzubauen braucht aber seine Zeit", sagt Andreas Naumann.

Fürstenfeldbruck: Mit Schwimmbrett und Rettungsring zeigen die jungen Wasserwachtler, was sie gelernt haben.

Mit Schwimmbrett und Rettungsring zeigen die jungen Wasserwachtler, was sie gelernt haben.

(Foto: Günther Reger)

Im September feiert die Wasserwacht ihr 75-jähriges Bestehen. Sie hat ihre feste Station am Pucher Meer. "Dort brauchen wir für den Schwimmerunterricht einen Trainer für drei Kinder", erklärt Sonja Naumann. Das könne der Verein personell nicht immer stemmen. Deshalb sei das Hallenbad als Lernort im Herbst und Winter unabdingbar. Jeden Dienstag von 17 Uhr an kann die Wasserwacht über das Bad verfügen.

Mittelfristig könnte es jedoch ein gravierendes Problem geben. Aufgeschreckt wurde die Wasserwacht von der Nachricht aus dem Rathaus, dass eine Sanierung des Daches oder gar ein Abriss des Hallenbades in den nächsten Jahren notwendig werden könnten. Dann hätte der Verein ein Riesenproblem. Ausweichen, zum Beispiel nach Germering - wenn dort überhaupt Platz ist - wäre ein zu großer organisatorischer Aufwand, auch für die Eltern, die ihre Kinder chauffieren müssten.

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