Fast 70 Prozent der Schüler wären im Ernstfall möglicherweise ertrunken: Nicht einmal jedes dritte Kind kann sich während eines Screenings der Initiative FFB schwimmt mindestens 15 Minuten lang über Wasser halten. 40 von 58 Schüler der Gröbenbachschule in Gröbenzell müssen das Schwimmbecken vorzeitig verlassen. Zu früh. Denn ein Notarzt benötigt nach einem Badeunfall üblicherweise etwa eine Viertelstunde, um an den Unfallort zu gelangen. Diese Zeitspanne dient den Initiatoren des landkreisweiten Projektes als Richtwert, um die Schwimmfähigkeit von Schülern zu beurteilen. Die Kinder sollen sich diese Zeit über Wasser halten, ohne unterzugehen, sich festzuhalten oder den Boden zu berühren. FFB schwimmt startete im April mit den Tests, bis heute haben zehn Grundschulen teilgenommen, fünf weitere sollen folgen. Die Ergebnisse: gemischt.

Die Ergebnisse der Grundschule Alling fallen etwas besser aus, als die der Gröbenbachschule. Trotzdem müssen mehr als die Hälfte das Becken vor Ablauf der Zeit verlassen. Auch die Schüler der Grundschule Germering, die das Screening im noch geschlossenen Freibad absolvieren, können diesen Trend nicht durchbrechen. Nach zehn Minuten schwimmen nur noch sechs von zuerst 20 Jungen und Mädchen im tieferen Bereich des Beckens. Ihre Mitschüler und Mitschülerinnen mussten schon aufgeben und schwimmen mit Badenudeln ausgestattet im flacheren Wasser. Nach Ablauf der Viertelstunde sagt einer der Schwimmlehrer: „Nur drei haben es geschafft.“ An den Gesichtern der Initiatoren sowie der Schwimm- und Klassenlehrer lässt sich die Enttäuschung ablesen. Auch wenn die Ergebnisse von Schule zu Schule etwas variieren: Alle Grundschulen im Landkreis haben Defizite. Dabei gehe es bei den Tests noch gar nicht um die Schwimmtechnik.

„Niemand muss perfekt schwimmen“, sagt Projektleiterin Martina Fink. Die Kinder dürfen sich sogar auf dem Rücken treiben lassen. Relevant sei laut Fink lediglich, dass sie die Zeit durchhalten. Das Team rund um FFB schwimmt simuliert gewissermaßen den Ernstfall in sicherer Umgebung und prüft, wie viele Zweitklässler sich im Notfall über Wasser halten könnten, bis Hilfe eintrifft. Das Screening dient in erster Linie der Erfassung der Schwimmfähigkeit. Alle Kinder, die die vorgegeben 15 Minuten nicht durchhalten, werden auf Wunsch in Schwimmkurse vermittelt. Das Projekt vernetzt die Eltern und Schulen mit Angeboten aus dem ganzen Landkreis. Unterstützt werden sie von Wasserwacht und Amperoase. Die Ergebnisse sollen Eltern sensibilisieren und ihnen Rückmeldung über die Fähigkeiten ihres Kindes geben. Das ist laut Fink dringend notwendig, denn nur etwa 20 Prozent aller bisher getesteten Kindern sei es gelungen, die vorgegebene Zeit durchzuhalten.
Die Schwimmfähigkeit hat Thomas Frey, Leiter des staatlichen Schulamts und Initiator des Projektes, zufolge nach Corona erneut abgenommen. Es sei wichtig, diese Defizite festzustellen und auszugleichen. So sieht das auch Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU). Er bedankt sich bei der Initiativem FFB schwimmt für ihr Durchhaltevermögen und „Bewältigen aller Hürden“, die die Realisation des Projektes mit sich bringe.
Trotz der aufwendigen Koordination von Schulen, Schwimmbädern und Schwimmlehrern sollen bis zum Anfang der Sommerferien etwa 600 Zweitklässler aus 15 Schulen im gesamten Landkreis die Sichtung durchlaufen haben. Und auch nach den Ferien soll es weitergehen. Frey : „Das Projekt soll keine Einmalpflanze sein, die nach dem Schuljahr verwelkt. Wir wünschen uns etwas Langfristiges.“