Schwimmbad Mammendorf:Rettungspaket für das Freibad

Der Landkreis möchte sein defizitäres Freibad erhalten. Ein Schulterschluss mit den Gemeinden soll den Erhalt der Freizeitanlage sichern.

Heike A. Batzer

Um den Ernst der Lage deutlich zu machen, wählte Tobias Knie, Pressesprecher im Fürstenfeldbrucker Landratsamt, in seinem Einladungsschreiben Worte, die - seit allerorten das Geld knapp ist - Eingang gefunden haben in den allgemeinen Sprachgebrauch. Von einem Krisenstab ist die Rede, der sich formiert habe, und von einem Rettungspaket, das nun für das Freibad Mammendorf geschnürt werde.

Freibad Mammendorf

Sein Freibad in Mammendorf will der Landkreis nicht austrocknen lassen. Deswegen versucht man nun in einer gemeinsamen Kraftanstrengung, die Kosten auf vielen Schultern zu verteilen.

(Foto: Günther Reger)

Die gesamte Anlage, die neben dem Freibad einen Badesee und einen Jugendzeltplatz umfasst, als "Freizeitwert auf dem Lande" zu erhalten, formulierte der als Referent für Struktur und ländlichen Raum zuständige Kreisrat Hubert Ficker (CSU) als Ziel der konzertierten Aktion.

Eine Arbeitsgruppe, der neben Ficker auch der Mammendorfer Bürgermeister Johann Thurner (Freie Wähler) und die ebenfalls in Mammendorf beheimatete Kreissportreferentin Margit Quell (SPD) angehören, hat sich, nachdem Anfang des Jahres sogar eine Schließung des Bades erwogen worden war, gegründet, um "das Defizit in so erträglichen Grenzen wie möglich zu halten", sagte Ficker. Erste Ergebnisse wurden jetzt vorgestellt.

Künftig wird das Schwimmbad mit Wärme aus der neuen Biogasanlage des Mammendorfers Michael Neheider beheizt werden. Der Landwirt will die Wärme kostenlos zur Verfügung stellen, "das erspart ihm auch die Rückkühlung", erläutert Johann Thurner die Vorteile auf beiden Seiten. Bislang werden die Becken über eine Wärmepumpe beheizt, die allerdings in die Jahre gekommen ist.

Verlegt werden müssen noch Leitungen zwischen Biogasanlage und Freibad, an den Kosten von rund 100.000 Euro will sich der Erholungsflächenverein beteiligen. Die Gemeinde Mammendorf übernimmt fortan 50.000 Euro der Betriebskosten sowie den Winterdienst auf der Anlage. Sämtliche Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf steuern pro Einwohner einen Euro bei, macht weitere 15.000 Euro.

In den nächsten drei Jahren soll nur sparsam investiert werden, für einen nicht näher bezifferten Betrag in fünfstelliger Höhe. Weitere Kosten sollen laut Ficker eingespart werden durch "optimalen Personaleinsatz und wirtschaftliche Öffnungszeiten". Über Veranstaltungen, Werbung und Kooperationen mit Firmen hofft man, auch die Einnahmenseite verbessern zu können. Das Freibad beschert dem Landkreis ein jährliches Defizit von 550.000 Euro, davon betrifft etwa die Hälfte kalkulatorische Kosten, die auch im Falle einer Schließung weiter anfallen würden.

Mit welchem Defizit der Landkreis im Etat 2011 kalkulieren wird, vermochte Landrat Thomas Karmasin (CSU) noch nicht zu sagen. Zunächst sei "das Signal wichtig", mit vereinten Kräften das Bad am Leben zu erhalten. Karmasin lobte das hierbei erkennbare Bürgerengagement.Um das Freibad verdient machen will sich auch ein Förderverein, der Mitte November gegründet werden soll. Das Bad über einen Betreiber zu führen, hat nach Angaben Karmasins keine Chance. Als erfolgreich gelten nur Erlebnisbäder und hier sei der Bedarf im Großraum gedeckt.

Fast 2,5 Millionen Badegäste haben das Mammendorfer Freibad seit der Eröffnung 1983 besucht. Der Rekord stammt aus dem Jahrhundertsommer 2003 mit 140.000 Besuchern. Die wenigsten Besucher kamen ausgerechnet im Jahr, in dem das Bad ohnehin zur Disposition gestellt worden war: Die 67.000 Badegäste des verregneten Sommers 2010 sind neuer Negativrekord.

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