Schwerpunktaktion:Ablenkung am Lenkrad

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Die Polizei kontrolliert in diesem Monat das Handyverbot am Steuer und die Gurtpflicht

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Nutzung von Handys und Smartphones durch Autofahrer gilt als eine der Hauptunfallursachen im Straßenverkehr. Jede zehnte Kollision rühre von dieser Ablenkung eines Autofahrers her, schätzt die Allianz-Versicherung aufgrund einer eigenen Studie. Diese Zahl und eigene Beobachtungen nehmen die vier Polizeiinspektionen im Landkreis zum Anlass, im Monat Mai verstärkt Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer zu verfolgen. Sie haben sich deshalb vorgenommen, Schwerpunktkontrollen an mehreren Tagen zu unternehmen. Autofahrer, die beim Telefonieren oder Versenden von E-Mails erwischt werden, zahlen momentan eine Strafe von 60 Euro und bekommen einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg.

Wie viele Unfälle durch Ablenkung ausgelöst werden, darüber gibt es laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord keine Zahlen. Oftmals sei dies auch schwer nachzuweisen, sagt Andreas Ruch von der Polizei in Germering. Denn Autofahrer leugneten, dass ein Telefonat Ursache einer Unaufmerksamkeit gewesen sei. Martin Bosch von der Polizei in Fürstenfeldbruck bestätigt dies. Es gebe immer wieder Unfälle, bei denen im Fußraum des Autos des Verursachers ein Handy oder ein Smartphone gefunden werde, sagt er. Ob das Hantieren mit diesem Gerät die Unfallursache gewesen ist, lasse sich aber im Nachhinein nur schwer nachweisen. Aufgrund des Unfallgeschehens nimmt die Polizei aber des Öfteren an, dass Unaufmerksamkeit des Fahrers der Auslöser für einen Unfall gewesen ist, so wenn das Fahrzeug kurz zuvor in leichten Schlangenlinien unterwegs war oder auf die Gegenspur geraten ist.

Auch bei einem Unfall Mitte Februar in Eichenau zog die Polizei die Möglichkeit in Betracht, dass der Fahrer eines Lastwagens durch ein Mobilfunkgerät abgelenkt gewesen sein könnte, als er, ohne zu bremsen, auf den Wagen einer Frau auffuhr, die stehen geblieben war, um nach links abbiegen zu können. Nach Auskunft von Herbert Kanz, dem stellvertretenden Inspektionsleiter der Polizei in Olching, bestritt der Fahrer allerdings, während des Fahrens ein Handy benutzt zu haben.

Autos, deren Fahrer vom Telefonieren oder Lesen von Mails abgelenkt werden, fallen auch dem Eichenauer Fahrlehrer Norbert Leitner immer wieder auf. Wenn der vorausfahrende Wagen schwanke oder in leichten Schlangenlinien sich bewege, mache er seine Fahrschüler darauf aufmerksam, dass der Fahrer wohl durch die Beschäftigung mit einem elektronischen Gerät abgelenkt sei, erzählt Leitner. Das muss nicht immer ein Handy sein, auch das Programmieren eines Navigationssystems führt zu Unaufmerksamkeit. Auch im Theorie-Unterricht spielt das Handy am Steuer eine Rolle. Er weise seine Schüler darauf hin, dass nur das Telefonieren mittels einer Freisprechanlage gestattet sei, sagt Leitner.

Um die Autofahrer, die ihren Führerschein schon längere Zeit besitzen, auf die Gefahren einer Ablenkung aufmerksam zu machen, planen die Polizeidienststellen im Landkreis in den nächsten Wochen mehrere Schwerpunktaktionen. Dabei schauen sie besonders darauf, ob das Verbot von Handys am Steuer eingehalten wird. Übrigens, darauf macht Karlheinz Pangerl, Leiter der Gröbenzeller Polizei, aufmerksam, reicht die Entschuldigung, nicht telefoniert zu haben, nicht aus. Schon das Handy in der Hand zu haben, während man fährt, ist strafbar. Auch die Gurtpflicht soll kontrolliert werden. Vor allem Eltern, die es morgens eilig haben, setzten ihre Kinder ins Auto, ohne sie zu sichern, sagt Pangerl. Unterstützt werden die Dienststellen bei den Schwerpunktaktionen durch Bereitschaftspolizisten. Vielleicht seien auch Polizisten in Zivil unterwegs, kündigen die Inspektionen an. Wann die Polizei besonders genau hinschaut, das wird diesmal nicht gesagt - anders als beim Blitzmarathon vor ein paar Wochen.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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