Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schulzentrum für den Fliegerhorst

Nach dem Abzug der Bundeswehr soll das neue Stadtviertel eine Grund- sowie Realschule und wohl auch ein Gymnasium erhalten. Der Stadtrat stellt zudem die Weichen für den Technologiecampus.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Nach dem Abzug der Bundeswehr wird auf dem Gelände des heutigen Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck nicht nur ein neues Stadtviertel mit Wohnungen und Gewerbebetrieben entstehen. Nun hat der Stadtrat auch die Weichen für zwei zentrale Einrichtungen gestellt: Gemeinsam mit Maisach soll schon bald ein medizinisches Forschungs- und Entwicklungszentrum angesiedelt werden. Und langfristig komplettiert werden soll das künftige Quartier durch ein Schulzentrum, das neben Grund-und Realschule nebst Zweifachturnhalle auch ein Gymnasium erhalten soll sowie möglicherweise um Einrichtungen wie Pflegefachschule oder Förderzentrum ergänzt werden könnte.

Große Einigkeit herrschte unter den Stadträten über den Bedarf an weiteren Bildungseinrichtungen. Denn im Brucker Nordosten soll eine "Stadt der kurzen Wege" mit 1200 bis 1600 Wohneinheiten entstehen sowie 2500 bis 3000 Arbeitsplätzen. Der Textentwurf für den städtebaulichen Wettbewerb, der nun ausgeschrieben wird, gibt diesen groben Planungsrahmen vor. Enthalten sind in dem Konzept, das Planungsbüros als Grundlage dient, auch Einzelhandel und Gastronomie auf 2000 Quadratmetern, zwei Kitas, ein Jugendzentrum nebst Bürgerhaus und rechnerisch mindestens 20 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner.

Platz für ein Schulzentrum, dessen Bau sich der unter anderem für Realschulen und Gymnasien zuständige Landkreis wünscht, dürfte ausreichend vorhanden sein. Das machte Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) klar, der die Stadtratssitzung leitete und als Schulreferent im Kreistag in dieser Sache quasi auf zwei Hochzeiten tanzt. Es sei absehbar, so Stangl, dass der Landkreis ein weiteres Gymnasium brauche. Konkreter Bedarf besteht in dem neuen Wohnquartier auch für eine Grundschule, für die die Stadt zuständig ist. Vorgesehen war in der Grobplanung bislang eine zweizügige Einrichtung. Eine Mehrheit folgte nun aber Florian Weber (Die Partei), der sich für eine mindestens dreizügige Grundschule stark gemacht hatte, um gewappnet zu sein für weiteres Bevölkerungswachstum. Letztlich, das machten Stangl und Konversionsmanagerin Nadja Kripgans-Noisser klar, wird sich der konkrete Bedarf erst mit fortschreitender Planung herauskristallisieren. Auf Vorschlag von Markus Droth (FW) wurden zudem Handwerker- oder Gewerbehöfe in den Auslobungstext aufgenommen.

Stadtrat stimmt interkommunaler Zusammenarbeit mit Maisach zu

Einstimmig befürworteten die Stadträte am Dienstag auch die Gründung eines Zweckverbandes. Unter seinem Dach soll auf dem Fliegerhorst die Bauleitplanung für ein Forschungszentrum vorangetrieben werden - das sich über Teile der Fürstenfeldbrucker und Maisacher Flur erstreckt. Kosten sowie Erträge wollen die beiden Kommunen aufteilen. An diesem Donnerstag wird der Vertragsentwurf auch dem Maisacher Gemeinderat vorgelegt. Läuft alles nach Plan, dann könnte der gemeinsame Zweckverband bereits im April die Arbeit aufnehmen. Ein erster großer Brocken dürften die Gespräche mit der bundeseigenen Bima sein. Die Grundstückseigentümerin des Fliegerhorsts gilt nicht unbedingt als besonders entgegenkommende Verhandlungspartnerin.

In drei Etappen soll dann auf bereits entmilitarisierten Teilen im nordöstlichen Bereich des Fliegerhorsts auf letztlich etwa 24 Hektar ein Technologiecampus namens Biodrom entstehen, auf dem interdisziplinär und im Verbund mehrerer Unternehmen in den Bereichen Krebstherapie und Radiopharmazie geforscht, entwickelt und produziert wird. Der erste Schritt umfasst etwa 4,5 Hektar auf Maisacher Flur, die bislang vor allem vom BMW-Fahrtrainingszentrum belegt sind, sowie südlich angrenzende 2,5 Hektar auf Fürstenfeldbrucker Flur.

Die Form der interkommunalen Zusammenarbeit lässt sich kaum bis ins letzte Detail regeln, das machte der auf Bauplanungsrecht und städtebauliche Verträge spezialisierte Rechtsanwalt Jürgen Busse klar. So gibt es noch offene steuerrechtliche Fragen. Etwa wie sich unterschiedliche Hebesätze mit dem Ziel in Einklang bringen lassen, die Erträge hälftig aufzuteilen. Oder formale Fragen etwa zur Abberufung einzelner Mitglieder des paritätisch besetzten zwölfköpfigen Verbandsrats, der im jährlichen Wechsel von Maisachs Bürgermeister und Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister geleitet wird. Letztlich entschieden sich die Stadträte dafür, dem neuen Projekt einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, um es nicht noch zu gefährden.

"Wir ziehen an einem Strang", stellte Stangl zufrieden fest. Andreas Rothenberger (BBV) sprach von einem "großen Wurf", Andreas Lohde (CSU) sieht in der Zusammenarbeit zweier Kommunen über Gemeindegrenzen hinweg gar eine "Zeitenwende". Auch der künftige Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) war voll des Lobes. Ebenso wie Alexa Zierl (ÖDP), die im Campus eine Bereicherung für die Stadt sieht - gleichwohl aber zu großer Transparenz aufrief. Sie glaubt, dass es mit Blick auf mögliche Strahlenbelastungen Aufklärungsbedarf geben könnte. Den Betreibern zufolge können Nuklide in dem vorgesehenen Zyklotron freilich ohne strahlendes Material hergestellt werden.

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