Schulprojekt:Unterricht in Demokratie

Schulprojekt: Kandidaten der Diskussionsrunde am Tisch (von links): Martin Runge, Christian Knudt, Martina Steber, Thomas Karmasin und Heike Themel.

Kandidaten der Diskussionsrunde am Tisch (von links): Martin Runge, Christian Knudt, Martina Steber, Thomas Karmasin und Heike Themel.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Schüler der Fachoberschule in Germering informieren auf einer selbst organisierten Messe über Populismus und diskutieren mit Politikern

Von Marcel Holland, Germering

Was hat Bildung mit Demokratie zu tun? Eine ganze Menge! Dass jeder das gleiche Recht auf Bildung hat, ist beispielsweise eine der großen Errungenschaften der Demokratie. Dies und einiges mehr lernen die Schüler der Fachoberschule Germering bei ihrem Projekt: "Ist unsere Demokratie in Gefahr?" Im Geschichts-, Sozialkunde- und Deutschunterricht setzen sie sich vier Tage intensiv mit dem Thema auseinander. Anlässlich der momentan starken Präsenz von Begriffen wie Populismus, Politikverdrossenheit, Fake News, gestalteten die Schüler der Fachoberschule eine eigene Messe, bei der sie sich selbst und die Schüler der benachbarten Schulen über diese Themen aufklären wollen. "Unsere Schule möchte den Titel Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage", erzählt Kai Sponbrocke aus der zehnten Klasse. "Das setzt voraus, dass wir ein Schulprojekt abhalten, das dazu passt. Wir haben uns für die Demokratiemesse entschieden."

In der Aula der benachbarten Realschule geht man durch einen Irrgarten aus bunten Plakaten. Der Blick fällt auf einen grünen Karton, auf dem der Begriff Populismus steht. Drum herum die Worte "Das Volk", "Identität", "Führungsfiguren", "Organisation". Die Schüler erklären, dass es sich bei Populismus um eine Form der politischen Rhetorik beziehungsweise Strategie zum Machterwerb handle. Dabei suggerierten Populisten, es gäbe so etwas wie einen allgemeinen Volkswillen und sie stünden dafür ein. Eigentlich arbeite der Populist aber mit der Fiktion, dass er das Versprechen der Demokratie erst wirklich umsetze. In Wirklichkeit tue er jedoch das Gegenteil, weil er einen Pluralismus der Meinungen unterdrückt. Und der sei grundlegend, um Demokratie erst zu ermöglichen.

Um die Demokratie ging es auch bei der Podiumsdiskussion, die zum Programm gehörte. "Ist die Demokratie in Gefahr?" So lautete die Frage an die Diskussionsteilnehmer. Zu ihnen gehörten der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge, Christian Knudt, Stadtjugendrat von der SPD, Martina Steber vom Institut für Zeitgeschichte, Landrat Thomas Karmasin (CSU) und Heike Themel, Bezirkstagskandidatin der AfD. Mit dieser Aufstellung gelang den Schülern eine hitzige Diskussionsrunde.

"Nehmen Sie, Herr Karmasin, einen starken Rechtsruck in ihrer Partei wahr?" So lautete eine Schülerfrage. Die überaus diplomatische Antwort des Landrats folgte auf dem Fuß. Der CSU-Politiker ist nämlich der Meinung, seine Partei sei heute von ihrer ideologischen Auffassung immer noch dort verortet, wo sie schon immer gewesen ist. Da es aber einen starken Linksruck generell gebe, könne man leicht glauben, die CSU sei nach rechts gerutscht. Steber versuchte den Schülern nahezubringen, dass die Demokratie sich in keiner Krise befinde. Dass beispielsweise Populismus ein demokratisches Phänomen sei, das von den Bürgern fordere, sich intensiver mit der Politik und dem Staatssystem auseinander zu setzten. "Die Veranstaltung war sehr gelungen", fasst Schulleiter Holger Wirt zusammen. Von den Schülern, die wirklich viel Spaß bei der Projektvorbereitung gehabt hätten, und den Teilnehmern der Diskussion habe es nur positives Feedback gegeben.

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