Schule:Lehrer, eine begehrte Spezies

Weil Fachkräfte fehlen, kürzt die FOS/BOS zum neuen Schuljahr beim Sport- und Geschichtsunterricht. Die Mittelschulen müssen ausgebildete Gymnasial- und Realschullehrer einsetzen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Sommerferien sind zu Ende, an diesem Dienstag beginnt ein neues Schuljahr. Für viele Kinder und Jugendliche ist es ein Neustart: für die 1940 Schulanfänger sowieso, aber auch für knapp tausend Fünftklässler, die künftig auf eines der sieben Gymnasien gehen, für knapp 500 Realschulneulinge und mehr als 600 Elftklässler, die an die Fachoberschule wechseln. Mehr als 20 000 Schüler erhalten im Landkreis Unterricht, die Versorgung mit Lehrkräften ist vielerorts wie schon in den vergangenen Jahren knapp. Zwar betonen die meisten Schulleiter, dass sie den Unterricht abdecken könnten. Immer wieder aber müssen sie Lösungen finden, wenn Lehrkräfte ausfallen. Die völlig überlaufene Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) in Fürstenfeldbruck wird deshalb den Sportunterricht in der 12. Klasse nur noch 14-tägig abhalten und das Fach Geschichte nur ein Halbjahr lang unterrichten. An den Mittelschulen müssen Gymnasial- und Realschullehrer aushelfen, weil es nicht genügend Mittelschullehrer gibt.

An der FOS/BOS, die mittlerweile von 1450 Schülern besucht wird, ist die Versorgung mit Lehrkräften "sehr knapp", sagt Schulleiter Otto Kolbe. Er kann den Unterricht "einigermaßen abdecken", allerdings wird er Geschichte, das nicht zu den Prüfungsfächern zählt, nur ein Halbjahr lang unterrichten lassen und den Sport in der 12. Klasse - auch wegen der knappen Kapazitäten in der Wittelsbacher Halle - nur alle zwei Wochen.

Die FOS/BOS hat, seit sie im Schuljahr 2003/2004 ihren Betrieb mit 310 Schülern aufgenommen hat, ihre Schülerzahl fast verfünffacht. Sie unterrichtet die Jahrgangsstufen 11 bis 13. Die Zahl der FOS-Klassen stieg gegenüber dem Vorjahr von 40 auf 43 Klassen an, die der BOS-Klassen von acht auf neun. Mit Beginn des neuen Schuljahres bezieht sie den Erweiterungsbau auf dem Tulpenfeld und hat damit erstmals sämtliche Klassen im selben Gebäude untergebracht und benötigt keine externen Ausweichquartiere mehr - außer drei Räume des Graf-Rasso-Gymnasiums, aber das befindet sich im selben Gebäudekomplex. Es sei "Zeit für einen zweiten Standort", sagt Kolbe, "denn wir sind jetzt schon zu groß".

An den Mittelschulen im Landkreis, an denen die Schülerzahlen im Gegensatz zum Landestrend leicht gestiegen sind, "gibt es Lücken bei der Lehrerversorgung", sagt Ingeborg Heining, die Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Es sei "jedes Jahr das Gleiche" und deshalb zu befürchten, dass Kräfte aus der mobilen Reserve schon bald Vollzeitstellen bekleiden müssten. Weil Mittelschullehrer fehlen, hat das Brucker Schulamt auch Gymnasial- und Realschullehrer im Einsatz. Die Klassleitungen in den 137 Mittelschulklassen konnte Schulamtsleiter Karl H. Grünauer zwar besetzen, an mancher Stelle aber fehlten noch Lehrerstunden für die Profilbildung. "So gut wie seit Jahren nicht mehr", sagt Grünauer, sei dagegen die Lehrerausstattung an den 31 Grundschulen.

Olching: Öffentlicher Rundgang durch die neue Mittelschule

Ruhe vor dem Sturm: An den Schulen beginnt wieder der Unterricht, auch in der neuen Mittelschule am Schwaigfeld in Olching.

(Foto: Johannes Simon)

Die Gymnasien verfügen seit zwei Jahren über eine sogenannte integrierte Reserve von 27 Wochenstunden, um Lehrerausfälle zu kompensieren. "Das hat uns Einiges erleichtert", sagt Walter Zellmeier, Schulleiter des Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Reichen solche Stunden, etwa für den Ersatz schwanger gewordener Lehrerinnen, nicht aus, dann "läuft das sicherlich auf Kollegen-Mehrarbeit hinaus", sagt Thomas Schranner, stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Olching. Sieben Schwangerschaften sind dort schon bekannt. Auch Georg Gebhardt, Direktor am Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasium, muss bereits zwei Lehrkräfte, die Nachwuchs erwarten, ersetzen. Dennoch geben sich die Schulleiter zu Schuljahresbeginn zuversichtlich, die Versorgung mit Lehrkräften stemmen zu können.

Den Gymnasien stehen auch Mittel zur eigenen Bewirtschaftung zur Verfügung, mit denen sie Vertretungskräfte, aber auch Sozialarbeiter bezahlen können. Das Gymnasium Olching verwendet diese Mittel unter anderem, um in der Mittelstufe stundenweise zwei Lehrkräfte für eine Klasse einzusetzen. Um ihren Lehrerpool voll zu bekommen, setzen die Gymnasien seit Jahren auch Seiteneinsteiger ein, die kein pädagogisches Studium absolviert haben. Ohne seine derzeit sieben Aushilfskräfte und drei Referendare würde auch Christoph Breuer, der Leiter der Realschule Unterpfaffenhofen, nicht auskommen. Dennoch ist auch er "ganz zufrieden". Er habe alles gut abdecken können.

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