Die Fachoberschule (FOS) in Germering ist ein Provisorium, in dem viel zu wenig Platz ist. Seit die Schülerzahlen steigen, verschärft sich das Problem. Der Landkreis Fürstenfeldbruck möchte für die Schule gerne einen Neubau errichten, braucht aber finanzielle Mitstreiter dafür. Weil das alles noch Jahre dauern kann, möchte man statt der bisherigen Übergangslösung nun eine weitere Übergangslösung schaffen.
2018 ging die FOS Germering in Betrieb - in einem notdürftig hergerichteten, grün angestrichenen alten Pavillon, der eigentlich abgerissen werden sollte, sowie einem kurzfristig errichteten Modulbau. Sie kam auf dem Campus von Carl-Spitzweg-Gymnasium und Realschule Unterpfaffenhofen unter und nutzt dort auch deren Räume - die beide Schulen aber demnächst selbst benötigen werden. Der FOS fehlen eigene Fachräume, Verwaltungs- und Lagerräume und eine Aula. Wünschenswert wären, formuliert vorsichtig die erst seit einigen Wochen im Amt befindliche Schulleiterin Evelin Bucksch, genügend Räume, die auch ermöglichen, über Klassenteilungen differenzierten Unterricht abzuhalten.

Ein Bild vor Ort machten sich jüngst die Mitglieder des Kreiskulturausschusses und bemühten sich, zu betonen, welchen organisatorischen Kraftakt Schulleitung und Lehrkräfte dabei leisteten, in und mit der Enge zu leben. Einig waren sich die Kreisräte in ihrem Urteil, dass „die Schule von ihren Örtlichkeiten her wenig attraktiv ist“, wie es Kreisschulreferent Christian Stangl (Grüne) formuliert. Den Eindruck bestätigt eine externe Evaluation vom vergangenen Herbst, wonach sich die räumlichen Einschränkungen negativ auf den Schulalltag auswirken. Das Problem ist also hinreichend erkannt.
Was tun? Fällt dem Landkreis der Beschluss, eine zweite Fachoberschule einzurichten, sieben Jahre nach deren Inbetriebnahme auf die Füße? 327 Schülerinnen und Schüler werden derzeit an der FOS in Germering in 15 Klassen unterrichtet. Das war nicht immer so. Im Gründungsjahr waren es zunächst 150 Elftklässler, danach herrschte durchaus Gesprächsbedarf, warum die Schülerzahlen in Germering nicht wie erwartet wuchsen. Vor allem Konkurrenz durch neue Schulen an den Münchner Stadtgrenzen zog Potenzial ab, was nicht nur Bedauern auslöste. Denn die Zahl von Gastschülern - also solchen, die nicht aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck kommen - ist hoch an der FOS Germering. Zwar erhält der Landkreis Fürstenfeldbruck dafür Ausgleichszahlungen in Form sogenannter Gastschulbeiträge, doch die Investitionen bleiben an ihm hängen. Im Sommer 2019 stellte der Kreistag das Neubauvorhaben zurück, als die Schülerzahlen wieder stiegen, kassierte er fünf Jahre später die Entscheidung wieder.


Seit Jahren sucht der Landkreis nach finanziellen Mitstreitern
Seit Jahren sucht der Landkreis schon nach Mitstreitern, um einen Neubau zu errichten. Doch die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise München und Starnberg als potenzielle Mitfinanziers lassen sich seit Jahren bitten. Die Landeshauptstadt lehnte eine Kostenbeteiligung bereits mehrmals ab, zuletzt im vergangenen Herbst. Trotzdem will man bei den Münchnern noch einmal vorstellig werden. „Noch größere Vorbehalte als bislang“ hätten die Starnberger gezeigt, sagt Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU).
Ein Neubau ist das Ziel, „in Sichtweite zu Freiham“, wie Karmasin sagt, könnte er entstehen. Allerdings wäre er realistischerweise samt Planung und Vorarbeiten erst in gut acht bis zehn Jahren fertig, zumal das Grundstück noch erworben werden muss. Man brauche deshalb eine „schnelle Übergangslösung“, betont Karmasin. Alle sind sich einig, dass schnelles Handeln gefragt ist. Grünen-Kreisrätin Sophie Schumacher zeigt sich skeptisch: „Dass es dringend ist, haben wir schon letzten Sommer gehört.“ Doch wie soll eine Interimslösung aussehen und wie viel darf die kosten? „Sie darf nichts Teures sein“, legt sich Schulreferent Stangl fest.

Fürstenfeldbruck:Volle Gymnasien, volle Fachoberschulen
Nach wie vor ist der Andrang an den weiterführenden Schulen im Landkreis groß. Das wird laut Prognosen auch bis Mitte der 2030er-Jahre so bleiben.
Wegen der bereits sehr dichten Bebauung auf dem derzeitigen Schulcampus ist fraglich, wo und wie dort ein zusätzlicher Interimsbau überhaupt untergebracht werden könnte. Er würde weitere wesentliche Einschränkungen für alle drei Schulen mit sich bringen, prognostiziert die Kreisverwaltung.
Vielleicht aufstocken? Nirgendwo gebe es ein zweites Obergeschoss, erinnert sich Kreisfinanzreferent Johann Thurner (Freie Wähler) und empfiehlt genau das. Oder auf dem Parkplatz eine Tiefgarage samt drei Obergeschossen zu bauen oder auch eine aufgeständerte Bauweise. Frederik Röder (CSU) nennt einen Modulbau, wie er am sonderpädagogischen Förderzentrum der Pestalozzi-Schule in Fürstenfeldbruck entstanden ist, „vernünftig“. Dort entstand statt einer Containerschule ein Gebäude in Holzständerbauweise. Thurner empfiehlt, eine Finanzierungslösung über einen noch zu gründenden Schulverband zu suchen. „Der Schulverband könnte dann der Bauherr sein“, anschließend würden die Kosten aufgrund des jeweiligen Schüleranteils unter den Mitgliedern des Schulverbandes aufgeteilt.
Derzeit werden zwei Varianten auf dem Gelände des Schulzentrums untersucht. Eine Entscheidung darüber soll im Sommer fallen. Für das laufende Jahr wurde zumindest Geld für den Grundstückserwerb in den Haushalt eingestellt. Mit einer überarbeiteten Kostenschätzung will der Landkreis dann noch einmal auf potenzielle Mitfinanziers wegen einer freiwilligen Kostenbeteiligung an den Investitionen zugehen. Eine gesetzliche Verpflichtung besteht jedoch nicht. Alles, was andere Landkreise, deren Schülerinnen und Schüler an der FOS Germering unterrichtet werden, zahlen müssen, sind entsprechende Gastschulbeiträge. Für die Schule selbst bleibt es deshalb zunächst bei den vielen Absprachen, die Leiterin Bucksch mit den anderen Schulen auf dem Campus treffen muss: „Wir gehen halt mit dem um, was wir hier haben.“